Der ungarische Psychologe Mihály Csíkszentmihály sagte einmal zu seinen Student:innen an der University of Chicago: "Freude entsteht an der Grenze zwischen Langeweile und Anspannung." Das war im Jahr 1975. Heute ist dieser Zustand weltweit als "Flow" bekannt – und Csíkszentmihály hat den Begriff maßgeblich geprägt. Aber worum geht es eigentlich genau beim Flow? Wir haben bei einem der führenden deutschen Flow-Forscher nachgefragt. Professor Johannes Keller forscht seit vielen Jahren an der Universität Ulm zu dem besonderen Zustand – und hat uns die wichtigsten Fragen dazu beantwortet.
Was ist der Flow-Zustand überhaupt?
"Der Flow-Zustand ist eine spezielle Form, motiviert zu sein, genauer gesagt eine Unterform von intrinsischer Motivation", erklärt Keller im Gespräch mit dem stern. Intrinsische Motivation bedeutet, dass wir etwas aus eigenem Antrieb tun, ohne einen äußeren Anreiz wie Geld oder Anerkennung. Für den Experten besteht der Flow aus fünf prägenden Aspekten: "Wenn man sich mit einer Tätigkeit beschäftigt, hat man eine stark fokussierte Konzentration darauf, eine Art Tunnelblick. Man ist außerdem frei von jeglichen sonstigen Gedanken, grübelt also nicht oder denkt an andere Probleme." Außerdem verfüge man im Flow über eine reduzierte Selbstaufmerksamkeit und ein starkes Kontrollerleben. "Das heißt, man reflektiert nicht wirklich, was gerade passiert, fühlt sich aber komplett dazu in der Lage, die Aufgabe selbstständig zu erledigen", sagt Keller. Typischerweise verändert sich auch das Zeiterleben – Stunden vergehen dann scheinbar wie Minuten – das wohl bekannteste Symptom des Flows.