Lukas Klaschinski: Wenn wir eine Person als sehr sensibel beschreiben, drücken wir damit zunächst einfach aus, dass sie äußere und innere Reize intensiver erlebt. So neutral diese Feststellung erst mal ist, ein "Sensibelchen" zu sein ist nicht unbedingt erstrebenswert in unserer Kultur. Dahinter steht bei manchen der Verdacht, dass Menschen diese Selbstzuschreibung nutzen, um es sich gemütlich zu machen oder Mitgefühl zu erheischen.
Es gibt aber auch Vorurteile in die andere Richtung: Hochsensible hätten ganz besondere Fähigkeiten, zum Beispiel die Superkraft, alle Stimmungen im Raum wahrzunehmen. Ich glaube, das ist eine Romantisierung, die der Sache auch nicht gerecht wird. Klar ist: Hochsensible Menschen sind in mancher Hinsicht besser ausgestattet und haben es in anderen Bereichen schwerer als Menschen, die nicht hochsensibel sind. Steffi, wie blickst du als Psychotherapeutin darauf?