Sechs Tipps Kriege, Klimakrise, finanzielle Nöte: Was hilft, um nicht im Weltschmerz zu versinken

Frau sitzt traurig vor dem Fenster und hat Weltschmerz
Manchmal fühlt sich die Welt einfach zu viel an – überall scheint es nur Krieg und Krisen zu geben. Ein Gefühl von Ohmacht breitet sich aus: der Weltschmerz.
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Angesichts von Leid, Armut und Ungerechtigkeit auf dieser Welt, kann sich ein beklemmendes Gefühl in der Brust ausbreiten. Sechs Tipps, um mit dem Weltschmerz klarzukommen.

Bilder von sterbenden Kindern in den Kriegen dieser Welt, der fortschreitende Klimawandel, finanzielle Nöte durch steigende Lebensmittel- und Heizkosten und eine Pandemie vor nicht allzu langer Zeit. Es gibt viel Leid rund um den Globus und das zieht nicht einfach an uns vorbei. Die Krisen dieser Welt hinterlassen ihre Spuren – wir fühlen uns hilflos, traurig und ein beklemmendes Gefühl sitzt tief in unserer Brust. Wir haben Weltschmerz.

Der Begriff ist nicht neu. Der Dichter Jean Paul hat ihn im 19. Jahrhundert geprägt. Weltschmerz beschreibt bei ihm ein Gefühl der Melancholie und Traurigkeit über die eigenen Unzulänglichkeiten und die der Welt. Ursprünglich bedeutete Weltschmerz auch die Freude am Leiden – in der Literatur oder in der Musik. Der Duden definiert Weltschmerz heute als eine seelische Grundstimmung, die von Trauer und Schmerz geprägt ist. Ein "Leiden an der Welt und ihrer Unzulänglichkeit im Hinblick auf eigene Wünsche". Kurz gesagt: Wir haben eine Vorstellung von der Welt, wie wir sie gerne hätten, aber sie scheitert an der Wirklichkeit.

Weltschmerz: Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die meisten Menschen wünschen sich sicherlich eine friedliche, schöne, gerechte und gesunde Welt. Doch wenn wir das Radio einschalten oder Zeitung lesen, hören wir oft Berichte über Kriege, Umweltkatastrophen oder Gewalttaten. Der Blick auf die Realität ernüchtert uns – die Welt, wie sie ist, entspricht nicht unseren Werten und Wünschen. Das löst ein Gefühl aus, das uns den Magen umdreht, das Herz zermalmt oder den Kiefer zusammenpresst, beschreibt die Therapeutin Michele DeMarco in "Psychology Today". Diese Desillusionierung führe dazu, dass der Glaube an Sicherheit oder den Sinn der Welt verloren gehe.

Wie wir auf negative Nachrichten über Katastrophen und Kriege reagieren, verdeutlicht das Phänomen des Weltschmerzes. Wenn wir Bilder und Videos von Kriegen sehen, reagiert der ganze Organismus, erklärte die Psychotherapeutin Franca Cerutti im stern. Das heißt: Nachrichten über Kriege und Bedrohungen bedeuten für uns eine Gefahr, auch wenn wir nicht vor Ort sind und keiner realen Gefahr ausgesetzt sind. Der Körper aktiviert den Kampf-Flucht-Modus und macht uns so handlungsbereit. Durch die geschärften Sinne könen wir negative Nachrichten stärker wahrnehmen. Weltschmerz entsteht auch, weil wir mit den Menschen in Kriegsgebieten mitfühlen – ihr Leid geht nicht spurlos an uns vorbei.

Ob Radio, Fernsehen, die Anzeige in der U-Bahn, die Push-Nachricht auf dem Handy oder die Kriegsbilder in den sozialen Medien – wir werden häufig mit schlechten Nachrichten konfrontiert. Wenn wir immer wieder viele schlechte Nachrichten konsumieren, kann dies zu einem dauerhaft erhöhten Stressniveau führen. Und chronischer Stress schadet Psyche und Körper. Weltschmerz und der daraus resultierende Stress können dazu führen, dass wir hoffnungslos werden, uns in Gedanken verlieren und uns ausgebrannt fühlen. Sogar Gefühle der Verzweiflung können sich einstellen.

Unterschied zu Depressionen

Weltschmerz ist aber keine psychische Erkrankung, auch wenn eine gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit zu den Symptomen einer Depression gehören. Wer wochenlang in Weltschmerz versinkt und neben den negativen Gefühlen bemerkt, dass er das Interesse an Dingen verliere, nicht mehr aus dem Bett komme und auch die Freude an Tätigkeiten verliere, die früher Spaß gemacht haben, sollte hellhörig werden, sagt die Psychotherapeutin Marlene Huemer in einem Interview mit dem "Standard". Wer solche Symptome bei sich bemerkt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Selbstfürsorge und bestimmte Verhaltensweisen können helfen, nicht im Weltschmerz zu versinken:

  • Keine Perfektion erwarten
    Wer sehr hohe Ansprüche und Wünsche an sich selbst, sein Umfeld und die Welt hat, wird wahrscheinlich sehr oft enttäuscht werden. Das kann auf Dauer bitter machen. Besser sei es, immer nach dem Besten zu streben und gleichzeitig zu wissen, dass es unerreichbar ist, schreibt die Therapeutin Michele DeMarco in "Psychology Today". Die Welt ist nicht perfekt, die anderen nicht, wir selbst auch nicht, und es ist wichtig, das zu akzeptieren. Und anzuerkennen, dass wir nicht alle Ungerechtigkeiten, Kriege und Krisen beeinflussen können.
  • Traurig sein ist okay
    Es ist nicht angenehm, sich traurig, hoffnungslos und ohnmächtig zu fühlen. Es ist aber wichtig, uns daran zu erinnern, dass es in Ordnung ist, sich so zu fühlen. Manchmal ist es eben richtig und gut, sich traurig zu fühlen.
  • Aktiv werden
    Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen. Aber es kann unserer Psyche helfen, wenn wir aktiv werden und etwas tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das kann für jeden etwas anderes bedeuten. Es kann bedeuten, sich aus ökologischen Gründen vegan zu ernähren, ehrenamtlich für eine Umwelt- oder Menschenrechtsorganisation zu arbeiten, in einer Suppenküche zu helfen, sich in der Nachbarschaft zu engagieren oder Hunde im Tierheim auszuführen.
  • Sich Auszeiten gönnen
    Angesichts der Kriegsbilder aus der Ukraine, dem Nahen Osten oder anderen Teilen der Welt können wir uns schlecht fühlen, wenn wir uns Auszeiten gönnen. Einige Menschen stellen sich vielleicht die Frage, ob es ok ist, sich mit Freund:innen zu treffen und zu lachen, während andere in Kriegsgebieten um ihr Leben bangen müssen. Aber: Es ist sehr wichtig, an die eigene Selbstfürsorge zu denken. Also: Das tun, was die eigene Psyche stabilisiert und gut tut.
  • Nachrichten mit Bedacht konsumieren
    Zu viele negative Nachrichten, die auf uns einprasseln, können sehr belastend sein. Deshalb ist es ratsam, sich feste Medienzeiten einzurichten und dann bewusst Nachrichten zu konsumieren. Hilfreich kann es sein, Push-Nachrichten auf dem Handy auszuschalten – so hat man selbst die Kontrolle, wann man Nachrichten konsumiert.
  • In der Vergangenheit schwelgen
    Der Blick zurück kann uns trösten. Michele DeMarco rät, sich alte Familienfotoalben, einen Film aus der Kindheit oder die Lieblingsserie von früher anzuschauen, um sich zum Lächeln zu bringen. Nostalgie kann Trost spenden. Wie sie auch gegen Schmerzen helfen kann, lesen Sie hier

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail oder Chat ist möglich.  Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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