Ohne gezielte Vorbeugung wird die Zahl der Aids-Infektionen weltweit in den kommenden acht Jahren um weitere 45 Millionen Fälle steigen. Diese Zahl nannte eine internationale Wissenschaftlergruppe in einem am Donnerstag in den USA veröffentlichten Bericht.
Chance, die nächste Generation vor Aids zu bewahren
»Wir haben es versäumt, in den frühen Stadien der Epidemie im südlichen Afrika entschieden zu handeln - jetzt zahlen wir den Preis«, sagte David Serwadda, der zu den Vorsitzenden der »Globalen HIV Arbeitsgruppe« gehört und an der Universität Makerere im ugandischen Kampala unterrichtet. »Wir haben aber noch die Chance, die nächste Generation in Afrika vor Aids zu bewahren, und eine ungezügelte Ausbreitung der Epidemie in Indien, Russland und China vorzubeugen«, fügte er hinzu.
Mehr als 40 Millionen Menschen infiziert
Am Vortag hatten die Vereinten Nationen (UNO) in einem Bericht festgestellt, dass in den kommenden 20 Jahren 70 Millionen Menschen an Aids sterben könnten. Mehr als 40 Millionen Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche seien zurzeit bereits infiziert. Am Sonntag beginnt im spanischen Barcelona die 14. Weltaidskonferenz.
Den Wissenschaftlern zufolge ist es möglich, die Zahl der Neu-Infektionen auf 28 Millionen zu beschränken, wenn bestimmte Vorbeugemaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehörten Aufklärung, die Verteilung von Kondomen und Tests. Die Experten wüssten, was funktioniert. Die Staaten müssten jedoch noch davon überzeugt werden, auch danach zu handeln, sagte die US-Wissenschaftlerin Helene Gayle, die ebenfalls an der Arbeitsgruppe beteiligt war. »Wir müssen, das, von dem wir wissen, dass es funktioniert, viel stärker vorantreiben«, sagte sie.
Weniger Kosten
Eine Gruppe von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berechnete die Kosten der nötigen Vorbeugung: In den ersten vier Jahren müssten zur Umsetzung der Empfehlungen 8,4 Milliarden Dollar aufgewendet werden, danach 4,8 Milliarden Dollar pro Jahr. Damit käme man pro verhinderter Infektion auf rund 1000 Dollar Kosten. Dies sei deutlich weniger als die Behandlungskosten bei einer HIV-Infektion, hieß es in einem ebenfalls am Donnerstag in der Fachzeitschrift »Lancet« veröffentlichten Bericht.
»Wir können etwas dagegen tun«
»Wir sollten uns nicht damit abfinden, dass es in der Natur der Krankheit liegt, sich auszubreiten«, sagte Bernhard Schwartlander, Direktor der WHO-Abteilung für HIV/AIDS. »Wir können etwas dagegen tun und die Ausbreitung der Epidemie grundlegend verändern.«