In Großbritannien wird gerade heftig über zwei medizinische Eingriffe diskutiert, die nicht recht ins 21. Jahrhundert zu passen scheinen: Jungfräulichkeits-Tests beim Arzt und Wiederherstellungsoperationen des Jungfernhäutchens. Beide Behandlungen werden besonders oft von sehr religiösen, konservativen Mädchen, Frauen und deren Familien in Anspruch genommen. In England und Wales soll damit bald Schluss sein – zumindest auf legalem Wege.
Die Jungfräulichkeit einer zukünftigen Braut ist in vielen strenggläubigen Familien noch immer wichtig, und als Beweis dafür wird ein intaktes Jungfernhäutchen angesehen. Medizinisch ist das allerdings Unsinn, stellte die World Health Organization (WHO) klar, denn selbiges kann auch durch Benutzung von Tampons, beim Sport oder einfach so einreißen. Es hat keine Aussagekraft darüber, ob jemand Sex hatte oder nicht. Diese Idee herrscht bei vielen Menschen jedoch immer noch vor.
Das Jungfernhäutchen ist ein Mythos
Es sind oft muslimische Frauen, die vor einer geplanten Hochzeit entweder in Kliniken einen Jungräulichkeitstest durchführen lassen, um ihrem zukünftigen Ehemann und dessen Familie ihre Jungfräulichkeit schriftlich "bestätigen" zu können, oder die ihr Jungfernhäutchen per OP wiederherstellen lassen, um sich und ihrer Familie Scham oder schlimmere Konsequenzen zu ersparen.
Der englische Abgeordnete Richard Holden forderte nun, in das Gesundheits- und Pflegegesetz eine Klausel aufzunehmen, die sowohl derartige Tests als auch Operationen verbietet. Ärzte oder Hebammen, die sie trotzdem durchführen, müssten dann mit Gefängnisstrafen rechnen. Die WHO und die UN stufen Jungfräulichkeits-Tests längst als Verstoß gegen die Menschenrechte ein.
Streng religiöse Familien bestehen auf Tests
Bei einem Verbot besteht allerdings die Gefahr, dass Ärzte und Hebammen auf illegalem Weg diese Praktiken fortsetzen oder Frauen sich im Ausland diesen fragwürdigen Prozeduren unterziehen. In beiden Fällen wäre eine Kontrolle und Regulation schwieriger oder unmöglich, was letztlich wohl zu Lasten der betroffenen Frauen ginge. Ob es in England und Wales tatsächlich zu einem Verbot kommt, muss nun im Parlament abgestimmt werden.
Quelle: BBC