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Studie Warum unsere Haare eine wichtige Rolle bei der Suizidprävention spielen könnten

Eine Frau schaut mit leerem Blick auf einen Fluss.
Schwere Depressionen sind für Außenstehende oftmals unsichtbar. 
© Finn Hafemann / Getty Images
Jedes Jahr sterben alleine in Deutschland mehr als 9000 Menschen durch Suizid. Der Bedarf an wirksamen Präventionsmaßnahmen ist damit enorm. Ein Forschungsteam hat jetzt einen neuen möglichen Lösungsansatz für die Früherkennung von Suizidalität getestet: unsere Haare.

Depressionen rücken zunehmend in den Fokus unserer Gesellschaft. Durch mehr Aufklärung werden Betroffene seltener stigmatisiert und suchen sich tendenziell früher professionelle Hilfe. Und trotzdem begehen allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 9000 Menschen Suizid. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat im Vorfeld an einer schweren Depression gelitten.

Präventionsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass diese Zahl nachhaltig sinkt. Aber: Depressionen sind für Außenstehende oft nicht sichtbar. Und wer bereits in einer schweren depressiven Phase steckt, der kommt da oft nicht ohne Unterstützung wieder heraus. Forscher aus Österreich haben deshalb nach anderen Hinweisen auf die Suizidalität gesucht – und sie möglicherweise gefunden. Und zwar in unseren Haaren.

Kortisolspiegel in den Haaren weist auf Stress hin

Das Forschungsteam um den Molekularbiologen und Systemischen Neurowissenschaftler Alexander Karabatsiakis vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck konnte erste handfeste Hinweise darauf liefern, dass Menschen mit einer erhöhten Suizidalität einen ebenfalls erhöhten Anteil des Stresshormons Kortisol aufweisen. Und den kann man mit einer Haaranalyse feststellen.

Zwar gab es bereits im Vorfeld mehrere Studien, die Depressionen und ein erhöhtes Suizidrisiko mit einem erhöhten Kortisolspiegel nahegelegt hatten. Aber die Forschung aus Innsbruck ist die erste wissenschaftliche Arbeit, die diese These durch belastbare Daten auch belegen kann.

Dafür haben die Wissenschaftler Haarproben von 45 Menschen untersucht, die durch einen Suizid gestorben sind. Das Ergebnis: Der Kortisolspiegel war stark erhöht im Vergleich zu Menschen ohne oder mit leichten Depressionen. Solche Biomarker könnten laut Karabatsiakis ein echter Fortschritt in der Suizid-Prävention werden.

Hoffnung für Suizidprävention

Wenn zum Beispiel Hausärzte messen könnten, dass sich ein hormonelles Stresspotenzial im Körper abzeichnet, könnte man eventuell auch bei psychisch stark belasteten Personen ein potenzielles Suizidrisiko erkennen“, sagte der Psychologe bei der Vorstellung der Studie.

In dem Fall könne man die medizinische Betreuung dann ausweiten, auch wenn der Patient subjektiv keine Beschwerden äußere. Bis die Methode aber wirklich eingesetzt werden kann, sind weitere Studien zum Thema Suizidalität und Präventionsmaßnahmen erforderlich. Trotzdem ist die Arbeit der Innsbrucker Forscher ein erster Hoffnungsschimmer darauf, die Hintergründe von Suizidalität besser verstehen – und eingreifen zu können, bevor es zu spät ist.

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich.  Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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