Vogelgrippe WHO stellt sich auf eine Pandemie ein

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Vogelgrippe auch von Mensch zu Mensch übertragen wird - das fürchten zumindest Experten der WHO. Die Folgen könnten verheerend sein.

Eine Grippe-Pandemie unter Menschen ist nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur noch eine Frage der Zeit. Das aggressive Vogelgrippevirus H5N1 werde eines Tages eine Pandemie auslösen, sagte WHO-Generaldirektor Jong Wook Lee zu Beginn einer dreitägigen internationalen Konferenz über die Vogelgrippe in Genf. Er verwies auf die "unerbittliche Verbreitung" der Vogelgrippe unter Zugvögeln und Hühnern. Dies werde nicht ohne Folgen für den Menschen bleiben.

Experten befürchten eine genetische Veränderung des Virus, so dass es dann auch leicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist. "Wir wissen nicht, wann es geschehen wird. Wir wissen aber, dass es passieren wird", sagte Lee, der die Zahl der bisher an der Seuche gestorbenen Menschen mit 63 angab.

Alle Gestorbenen hatten sich zwar an Tieren infiziert, eine direkte Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch ist bisher nach Angaben der WHO noch nicht eindeutig nachgewiesen. Alle Hinweise sprächen aber dafür, dass es auch eine Grippe-Pandemie geben werde, sagte der WHO-Chef. Ziel der Konferenz in Genf sei es, sich besser darauf vorzubereiten.

EU gibt 30 Millionen Euro

Dazu trafen sich mehr als 600 Vertreter aller relevanten Gesundheitsorganisationen der Welt, der Forschung und der Pharmaindustrie sowie der am meisten von der Vogelgrippe betroffenen Staaten in Asien. Auf der Tagung soll auch über einen Aktionsplan im Kampf gegen die Vogelgrippe beraten werden. Den Teilnehmern geht es darum, die Bedrohung durch das aggressive Virus H5N1 zu analysieren. Auch soll über die Einrichtung eines finanziell gut ausgestatteten Aktionsfonds beraten werden, wie es ihn schon für die Bekämpfung von Aids oder Malaria gibt.

Die Europäische Union unterstütze den Kampf gegen die Vogelgrippe in Asien mit 30 Millionen Euro, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Die Verteilung der Gelder soll auf der Konferenz in Genf beraten werden.

Die Weltbank geht schon jetzt davon aus, dass sie in den kommenden Wochen bis zu 500 Millionen Dollar (423 Millionen Euro) im Rahmen eines neuen Finanzierungsprogramms für besonders betroffene Länder zur Bekämpfung der Vogelgrippe bereitstellen kann. Der wirtschaftliche Schaden der Vogelgrippe gehe bald in die Milliarden, warnte die Weltbank als Mitveranstalter. Im Falle einer Pandemie müsse man mit einem wirtschaftlichen Schaden von mindestens 800 Milliarden Dollar rechnen, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Milan Brahmbhatt. In diesem Fall werde das sagte den Delegierten in Genf, das weltweite Bruttoinlandsprodukt um zwei Prozent oder mehr sinken.

Zwölfjährige starb in China

Eine konsequente Bekämpfung der Vogelgrippe in den Ausbruchsländern forderte Staatssekretär Alexander Müller vom Bundesverbraucherschutzministerium. "Nur mit einer effektiven und konsequenten Tierseuchenbekämpfung vor Ort können wir das Problem an der Wurzel zu packen und damit die Gefahr einer Pandemie beim Menschen verringern", sagte Müller im Vorfeld der Konferenz.

Unterdessen sind erstmals auch in China mögliche Fälle von Vogelgrippe bei Menschen bekannt geworden. Dort war ein zwölfjähriges Mädchen gestorben. Ob der Tod auf Vogelgrippe zurückzuführen ist, blieb zunächst unklar. Zwei weitere potenziell Erkrankte befanden sich auf dem Weg der Besserung.

Das Gesundheitsministerium in Peking bat die WHO um Mithilfe bei den Untersuchungen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag berichtete. China hat wegen des jüngsten Ausbruchs sechs Millionen Vögel getötet. Alle 168 Geflügelmärkte in Peking blieben am Montag geschlossen.

AP · DPA
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