Weihnachten ist die Zeit im Jahr, in der die Emotionen nicht unterschiedlicher sein könnten. Während die einen sich darüber freuen, dass sie die Feiertage mit ihrer Familie verbringen können, ist es für andere die wohl einsamste Zeit des ganzen Jahres. Ob im Film oder der Werbung: Überall wird das Narrativ der fröhlichen und besinnlichen Weihnacht verbreitet. Doch nicht alle Menschen haben jemanden, mit dem sie die Festtage verbringen können. Vermissen den verstorbenen Partner oder fühlen sich auch in geselliger Runde einsam.
Einsamkeit hat viele Gesichter: Wir können einsam sein, weil wir ungewollt alleine sind und uns sozial isoliert fühlen. Ein Gefühl der Leere und des Alleingelassenseins kann aber auch durch einen fehlenden Zugang zur eigenen Gefühlswelt entstehen. In Deutschland haben sich nach Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2013 und 2017 nur ungefähr 14 Prozent der Menschen manchmal einsam gefühlt.
Während der Corona-Pandemie waren es deutlich mehr. Im SOEP 2021 gaben rund 42 Prozent der Deutschen an, dass sich einsam fühlen. Es handelt sich aber nicht nur um ein Gefühl. Wer einsam ist, neigt unter anderem vermehrt zu chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder der Koronaren Herzkrankheit.
Enge Verbindung zwischen Herz und Gehirn
Zwischen unserem Gehirn und unserem Herzen besteht eine sehr enge Vernetzung. Es ist unter anderem über das vegetative Nervensystem miteinander verbunden. "Über diese interne 'Autobahn' entsteht eine enge und sehr schnelle Verbindung zwischen dem, was gedacht, gefühlt und viszeral bzw. muskulär empfunden wird", schreiben Roland Prondzinsky und sein Team in der Fachzeitschrift "PiD Psychotherapie im Dialog". Heißt: Es kommt tatsächlich bei unserem Herzen an, wie wir uns fühlen.
Das Hormon Oxytocin ist gemeinhin als Bindungshormon bekannt. Studiendaten zufolge scheint das Hormon die Funktion der Koronargefäße zu unterstützen. Die Koronargefäße sind die Arterien und Venen, die den Herzmuskel mit Blut versorgen und es auch wieder abtransportieren.
Es scheint auch daran beteiligt zu sein, die Entwicklung von koronarem Plaque zu unterdrücken. Unter Plaque versteht man Ablagerungen an den Arterienwänden. Bei solchen Ablagerungen in den koronaren Atrien besteht das Risiko eines Herzinfarktes. Die Erkentnisse über Oxytocin würden die Wichtigkeit von sozialen Bindungen unterstreichen, schreiben die Autor:innen.
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Einsamkeit erhöht das Herzinfarktrisiko
Neben biologischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes können auch psychosoziale Komponenten wie Einsamkeit die Herzgesundheit negativ beeinflussen. So konnten Studien zeigen, dass Einsamkeit eine Rolle bei Bluthochdruck spielt. Die Autor:innen formulieren es in der Fachzeitschrift gar provokant: "Je größer die Einsamkeit desto höher der Blutdruck!" Menschen mit einem schwach ausgeprägten sozialen Netz haben ein um 29 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko. So das Ergebnis einer Metaanalyse von von insgesamt 4628 ausgewerteten Patientengeschichten mit Herzinfarkt.
Das Autorenteam schreibt in dem Fachartikel, dass die Einsamkeit in Zukunft eine deutlich größere Aufmerksamkeit verdient. In Bezug auf Herzkrankheiten sei zum Beispiel eine enge Vertrauensbeziehung zwischen Ärzte:innen und Patient:innen wichtig. Nur in einem solchen Verhältnis wird vielleicht auch über die eigene Einsamkeit und das soziale Netz berichtet.
Quellen: Roland Prondzinsky et al. (2022): "Herz und Einsamkeit" in: PiD Psychotherapie im Dialog, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, SOEP