Umstrittener Star Skandale, Provokationen, Serge Gainsbourg: Wohnung der französischen Ikone ist jetzt ein Museum

Jane Birkin und Serge Gainsbourg
Jane Birkin und Serge Gainsbourg im Jahr 1971.
© IMAGO / ZUMA/Keystone
Er rauchte filterlose Zigaretten, lebte den Exzess, liebte die Provokation – und die Frauen. Die Fans vergötterten ihn trotzdem oder gerade deswegen. Jetzt wurde sein letzter Wohnsitz in ein Museum umgewandelt.

Serge Gainsbourgs Aschenbecher sind mittlerweile geleert und seine Möbel werden durch Absperrungen vor fremden Benutzern geschützt. Aber das wunderbare Chaos des Künstlers ist immer noch sichtbar – fortan für alle. Denn ab Mittwoch können Fans die Wohnung des verstorbenen Sängers und Schauspielers endlich auch von innen sehen. Das Haus Nummer 5 in der rue de Verneuil ist zwar schon seit langem ein Pilgerort. Bisher hatten Fans aber nur von außen einen Blick auf das Haus werfen können, ab sofort dürfen sie auch ihren Fuß in die Wohnung des legendären französischen Sängers setzen. Die Wohnung wurde in ein Museum umgewandelt.

Die Führung durch die Räume übernimmt keine Geringere als Charlotte Gainsbourg. Die Tochter des Verstorbenen, selbst erfolgreiche Sängerin und Schauspielerin, hat auf sehr persönliche Weise einen Audio-Guide für das neue Museum eingesprochen. Darin schildert sie unter anderem mit brechender Stimme, wie ihr berühmter Vater ihr das Klavierspielen beibrachte oder ihre vor wenigen Wochen verstorbene Mutter, die britische Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin, sie als Kind badete.

Charlotte Gainsbourg gibt private Einblicke ins Familienleben

Von Gainsbourg kennen heutzutage viele nur noch seinen verruchten Stöhn-Hit "Je t'aime... moi non plus", den er mit Birkin aufnahm. Aber das künstlerische Erbe des Sängers geht weit darüber hinaus. Von Hip-Hop über Independent Rock bis Pop beeinflusste er viele Musikrichtungen. Kultbands wie De La Soul und Wu-Tang Clan bedienten sich bei Gainsbourgs Chansons, auch der Indie-Sänger Beck und Pop-Queen Kylie Minogue ließen sich von ihm inspirieren.

Sein legendäres schwarzes Klavier wird von seinen goldenen LPs, Zeitungsausschnitten und Fotos von den Frauen in seinem Leben - wie Jane Birkin oder Brigitte Bardot - flankiert. Auch seine kuriose Sammlung von Polizeiabzeichen ist zu sehen. Den Mensch Gainsbourg bringt seine Tochter den Museumsbesuchern auf berührende Weise näher. Sie erzählt in dem Audio-Guide, wie sie morgens immer auf Zehenspitzen durch die Wohnung lief, weil ihre Eltern wieder einmal bis zum Morgengrauen durch die Clubs gezogen waren. 

Am emotionalsten sind die Schilderungen von Charlotte Gainsbourg, als es um den Tod ihres Vaters geht. Sie fand den 62-Jährigen 1991 nach einem Herzinfarkt tot in seinem Bett und legte sich mit ihren Geschwistern so lange zu dem Verstorbenen, dass ein Einbalsamierer bestellt wurde, um die gemeinsame Zeit der Kinder mit ihrem toten Vater zu verlängern. "Sobald er gestorben war, wollte ich nichts mehr verändern", beschreibt Charlotte Gainsbourg ihre Gefühlslage mit Blick auf die Wohnung. "Ich habe sofort daran gedacht, ein Museum zu eröffnen, weil er selbst darüber gesprochen hatte." 

Umsetzung des Gainsbourg-Museums dauerte drei Jahrzehnte

Es dauerte aber schließlich drei Jahrzehnte, bis aus der Idee Wirklichkeit wurde. "Es gab Momente, in denen ich nicht mehr die Kraft dazu hatte und nicht wollte, dass irgendjemand da hineingeht", sagt Charlotte Gainsbourg über die voller Erinnerung steckende Wohnung ihres Vaters. Die Museumseröffnung wurde immer wieder verschoben, zuletzt nach Jane Birkins Tod im Juli. Nun ist endlich Eröffnung. Über 450 Gainsbourg-Reliquien sind in dem ihm gewidmeten Museum ausgestellt, darunter Fotografien, Manuskripte, Fotos, Kleidung und Schmuck. Um das Leben ihres Vaters nachzuzeichnen, wie Charlotte Gainsbourg sagte.

Um einen Massenauflauf in Gainsbourgs Wohnung zu verhindern, jeweils nur zwei Besucher gleichzeitig hinein. Die Eintrittskarten sind bereits bis Jahresende ausverkauft. Pro Jahr werden rund 100.000 Besucher erwartet. Ergänzend zu der Wohnung gibt es auf der anderen Straßenseite ein Museum, das alles Mögliche aus Serge Gainsbourgs Leben ausstellt - von seinen Schulzeugnisses bis zur Statue eines Mannes mit einem Blumenkohl-Kopf, die auf Gainsbourgs Spitznamen anspielt.

AFP
Philippe Grelard und Eric Randolph/ tpo

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