4 Feinde Sie sind jung, unbekannt – und wollen vor 14.000 Zuschauern spielen

4 Feinde
Diese Halle wollen sie bald füllen: Am 9. September will das Comedy-Kollektiv 4 Feinde in der Lanxess-Arena in Köln auftreten.
© Thomas Rabsch
Außerhalb der Szene kennt bislang kaum jemand das Comedy-Kollektiv 4 Feinde. Trotzdem stehen die vier Newcomer Anfang September auf einer der größten Bühnen des Landes.  

Kennen Sie den schon? Rufen vier unbekannte Comedians bei der größten Eventlocation Deutschlands an und fragen: "Können wir bei euch auftreten? Vielleicht im Restaurant oder im Seminarraum, vor 80 Leuten?" Und die Arena-Managerin so: "Klar. Aber die große Halle ist auch noch frei." - "Wie, große Halle?" - "Na die Lanxess-Arena. Mit 14.000 Plätzen."

Okay, okay. Ein guter Witz bräuchte vielleicht eine stärkere Pointe, aber dafür ist diese Geschichte wahr: Für die vier Newcomer-Comedians Marvin Hoffmann, Sebo Sam, Alex Stoldt und Yorick Thiede geht am 9. September ein Traum in Erfüllung. Sie spielen ihre erste eigene Show überhaupt – und zwar in der Lanxess-Arena, dem Comedy-Dom von Köln.

"Wir sind die unbekanntesten Comedians, die hier jemals spielen werden", sagen die 4 Feinde über sich selbst. Wahrscheinlich haben sie recht. Die vier Jungs sind zwar erst Mitte 20, aber schon mehrere Jahre hauptberuflich als Comedians unterwegs. Ihr Einkommen bestreiten sie bislang hauptsächlich durch Auftritte bei Veranstaltungen und in kleineren Comedy-Clubs. Keiner von ihnen hatte bisher eine eigene Tour oder eine eigene Show. Jetzt tauschen sie also das Open Mic gegen die große Bühne ein, die 80 Zuschauer im Konferenzsaal gegen bis zu 14.000 Menschen in der Arena.  "All in" – das ist der Titel und das Motto ihrer Show. 

4 Feinde: Inszenierung für den großen Auftritt 

Vergangener Mittwoch, 5. Stock der Lanxess-Arena, gut zwei Wochen vor dem Auftritt: Die Comedy-Boyband gibt eine Pressekonferenz der besonderen Art. Ihr Eintritt standesgemäß begleitet von Beethovens Neunter Sinfonie, jeder im schwarzen Anzug, mit Krawatte und überdimensionierter Sonnenbrille. Alles extra gekauft oder von den Vätern geliehen. Marvin Hoffmann hängt noch das Preisschild aus der Hose.  

"Worauf kann man sich einstellen bei euerm Auftritt?", fragt einer der verdutzten Pressevertreter. "Auf alle Gefühle des Lebens: Schmerz, Trauer, Verlust", sagt Sebo Sam. Die anderen müssen sich das Grinsen verkneifen. Und doch: Sebo Sam singt Lieder auf der Bühne, die die Absurdität genau dieser Themen aufzeigen. Der Rest von ihm ist pure Anarchie. 

Alex Stoldt macht sich währenddessen einen Spaß daraus, alle Wasserflaschen seiner Kollegen leerzutrinken. Vielleicht ist sein Hals so trocken wie sein Humor. Der basiert auf dem ständigen Perspektivwechsel, um für Überraschung und Lacher zu sorgen. Mimik und Gestik überspringt er einfach, die Monotonie seiner Stimme wird nur durch seine punktgenau geschriebenen Gags durchkreuzt.  

Spaß im Men-in-Black-Look

Als ein Reporter Marvin Hoffmann eine Frage stellt, zieht er seine insektenartige Sonnenbrille ab und sagt: "Sorry, ich habe nichts verstanden, ich hatte die Brille auf." Darunter kommt seine zweite, sehr viel kleinere Sonnenbrille zum Vorschein. Auf der Bühne ist Marvin Hoffmann der dynamischste der 4 Feinde. Er spricht schnell, lacht laut und nimmt das Publikum mit. Dabei erzählt er hauptsächlich das, was ihm in seinem Leben passiert ist.  

Kurze Zeit später reißt Yorick Thiede das Mikrofon an sich und ruft: "Lamborghinis!" Warum, das weiß nur er selbst, aber man möchte ihm auch nicht widersprechen. Er beschreibt sich selbst als derjenige, den man vom Flugblatt kennt, wenn ein Mörder gesucht wird. Doch seine Comedy ist viel weniger gefährlich als man zunächst meinen könnte. Er beschreibt Beobachtungen und Erlebnisse aus seinem Leben, häufig gekoppelt an seine Jugend auf einem norddeutschen Bauernhof. 

Dass auch der Pressesprecher und der Geschäftsführer der Arena den Spaß im Men-in-Black-Look mitmachen, ist kein Zufall. Ohne das Entgegenkommen der Arena-Verantwortlichen wäre der Auftritt der 4 Feinde nicht denkbar. "Die Jungs waren einfach charmant und hartnäckig. Damit haben sie mich überzeugt", sagt Arena-Managerin Ramona Iozsa. Dafür verringerte sie die Arena-Miete und bemühte sich um gute Konditionen für Technik und Personal. Um Kosten zu sparen ist zudem aktuell geplant, nur einen Teil der Arena zu bespielen, in dem bis zu 3.500 Zuschauer Platz finden würden. Bereits das wäre ein unglaublicher Erfolg für Comedy-Neulinge. Die spielen ihre ersten Shows häufig vor ein paar hundert Menschen – wenn überhaupt. 

Bereits etwa 2000 Tickets verkauft

"Egal wie der Auftritt ausgeht, es wird das größte Event unseres Lebens", sagt Yorick Thiede. Vor ihren Solo-Auftritten in der ersten Hälfte der Show haben die vier weniger Angst, sagen sie selbst. Alex Stoldt meint: "Wir sind alle gut vorbereitet und haben unser Material schon häufig geprobt." Für mehr Überraschungen dürfte die zweite Hälfte der Show sorgen, in der das Comedy-Kollektiv verschiedene Aktionen geplant hat und das Publikum einbinden möchte. Unter anderem beantworten die vier Comedians die Fragen ihrer Zuschauer, während sie es sich in Wohnzimmer-Atmosphäre auf Sofas bequem machen. Dieses Format kennen ihre Fans bereits: Durch die Clips ihrer lustigen Sofa-Gespräche haben sie in den vergangenen Monaten tausende Menschen in den Sozialen Netzwerken erreicht. 

Zwei Wochen vor der großen Show haben die vier Comedy-Newcomer bereits etwa 2000 Tickets verkauft. So kann aus einem Scherz die Erfüllung eines Traums werden. 

Lesen Sie in der Stern-Ausgabe 37, ab dem 15. September, wie der Auftritt der 4 Feinde in der Kölner Lanxess Arena abgelaufen ist und erhalten Sie exklusive Einblicke darüber, wie der Traum der vier Comedians Gestalt angenommen hat. 

PRODUKTE & TIPPS