Neuer Roman John Grisham über die Fortsetzung seines Welterfolgs "Die Firma"

John Grisham
Gesamtauflage: circa 275 Millionen Bücher. Grisham, 69, in seinem Büro in Charlottesville, Virginia
© DONALD JOHNSON/NYT/Redux/laif
Geiselnahmen beschreibt John Grisham gern – über Donald Trump dagegen will der Bestsellerautor kein Buch verfassen.

Mr. Grisham, nach mehr als 30 Jahren begegnen wir dem Anwalt Mitch McDeere, dem Helden Ihres ersten großen Erfolgs "Die Firma", wieder. Warum?
Mitch und seine Frau Abby waren nie weit weg von mir. Sie waren die Hauptfiguren in meinem Durchbruch 1991, durch sie hat sich mein Leben verändert. Dazu kam, dass "Die Firma" durch die Verfilmung mit Tom Cruise noch bekannter wurde. Ich wollte immer zu ihnen zurückkehren, ich wartete nur, bis mir eine Story einfiel.

Sie sind selbst Anwalt, und schon bei "Die Firma" überlegten viele Leser, ob Mitch autobiografische Züge hatte.
Überhaupt nicht. Mitch, ein hoch bezahlter Elitejurist, hat in Harvard studiert. Das war nie meine Welt, ich habe in Mississippi Jura studiert und als normaler Anwalt gearbeitet.

In Ihrem mittlerweile 40. Roman "Die Entführung" bewegen Sie sich auf für Sie unbekanntem Gelände. Er spielt in Libyen zu Zeiten Ghaddafis, eine Anwaltskollegin von Mitch wird in der Wüste entführt, es wird brutal gemordet, verstümmelt, und am Ende geht es um viele Millionen Dollar Lösegeld. Sind Ihnen die amerikanischen Gerichtssäle zu langweilig geworden?
Nein, aber ich wollte mal etwas anderes machen, etwas, worüber ich wenig wusste – wie internationales Recht und Verhandlungen, um Geiseln freizubekommen oder freizukaufen. Das kannte ich nicht, und es hat mich sehr interessiert. Und wie sich der Harvard-Jurist Mitch, der wohlhabend und mit Familie in New York lebt und davon auch nichts wusste, in dieser Welt bewegt.

Ihr Roman ist Fiktion, dennoch lesen sich Ihre Beschreibungen vom Geisel-Business so real. Wie die täglichen Nachrichten aus der Terrorwelt.
Der Vorfall, von dem ich erzähle, hat einen realen Hintergrund. Das war in Libyen vor mehr als zehn Jahren, da wurden Sicherheitsleute einer privaten Firma von Terroristen entführt und sofort erschossen.

Sind dieses Business und diese Erpressungen verbreiteter, als wir es mitbekommen?

Erschienen in stern 10/2024

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