Geografisch haben Australien und Europa ungefähr so viel miteinander zu tun wie Pluto mit der Ostsee. Trotzdem darf das Land auch dieses Jahr wieder am "Eurovision Song Contest" im schweizerischen Basel teilnehmen. Der australische Künstler Go-Jo wird mit seinem psychedelischen Popsong "Milkshake Man" das zweite Halbfinale sogar eröffnen – und versuchen, den Europäerinnen und Europäern Punkte abzuluchsen.
Australien beim ESC: Warum eigentlich?
Darauf gibt es eine kurze und eine lange Antwort. Die Kurze lautet: Hat sich so ergeben. Die Lange beginnt 2015. Damals hatte Australien eine Ausnahmeerlaubnnis erwirkt. Zum 60. Jubiläum des ESC durfte das Land teilnehmen. Die European Broadcasting Union (EBU), die den Wettbewerb veranstaltet, wollte ein Zeichen für die weltweite Strahlkraft des ESC setzen. Es gehe zum Jubiläum ums "Brücken bauen", hieß es damals in der Ankündigung. "Unser Weg zu sagen: Lasst uns diese Party alle gemeinsam feiern”, sagte ESC-Chef Jon Ola Sand den Medien.
Grund für die Entscheidung war aber auch das immense Interesse der Australierinnen und Australier an der Fernsehsendung am anderen Ende der Erde. Schon 2014 hatten fast drei Millionen der 24 Millionen "Aussies" eingeschaltet. Im ersten Jahr der Teilnahme waren es dann sagenhafte 4,1 Millionen. Und das, obwohl die Übertragung mitten in der australischen Nacht stattfindet.
Die erste Sonderfahrkarte beinhaltete, dass Australien direkt in die Endrunde rutschte und das Halbfinale überspringen durfte. Der Australier Guy Sebastian mit seiner Boyband-Performance galt den Buchmachern im Vorfeld sogar als Favorit. Er landete mit “Tonight Again” immerhin auf dem fünften Platz.
Solche Ausnahmen gab es bereits zuvor. 1980 hatte Marokko eine Künstlerin ins Rennen geschickt – allerdings nur ein einziges Mal. Die Sängerin Samira Bensaïd sang damals den Friedensappell "Bitakat Hob". Das erste und einzige Mal, dass ein komplett arabischer Song beim ESC performt wurde. Auch Tunesien und der Libanon waren bereits im Gespräch für eine offizielle Einladung. Fest dabei ist seit 2017 dagegen Israel.
Wer macht die Regeln beim ESC?
Nach dem Erfolg 2015 erlaubte der ESC immer wieder, dass Australien am europäischen Wettbewerb teilnehmen darf. Die Australierin Dami wurde 2016 mit ihrer Ballade "Sound of Silence" sogar Zweite – knapp hinter der Ukrainerin Jamala. Seitdem besteht die Sondererlaubnis fort.
Das liegt auch daran, dass die "EBU", ein Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, nicht nur europäischen Ländern die Teilnahme erlaubt. Die Chance haben grundsätzlich alle Staaten, die entweder im Europarat sitzen oder einen nationalen Rundfunkdienst innerhalb der sogenannten Europäischen Rundfunkzone haben. Dazu gehören Länder, die geografisch in Europa liegen – aber auch solche aus dem Mittelmeerraum und Asien. Wie Armenien und Aserbaidschan.
Eurovision Song Contest – das waren die 26 Finalisten

Der australische Sender SBS hat mittlerweile eine Partnerschaft mit der Europäischen Rundfunkunion und überträgt die Show schon seit den 1980er Jahren. Unfair allerdings: Ein ESC in der australischen Hauptstadt Canberra ist ausgeschlossen. Sollte Go-Jo diese Jahr den Sieg holen, würde der ESC trotzdem weiterhin in Europa stattfinden, so die Veranstalter.