"Clerks 2" Die Zwei von der Imbiss-Bude

Zwei Berufsjugendliche schlagen sich irgendwo in New Jersey die Zeit mit zwanghaftem Dummschwätzen tot - und werden damit Hauptfiguren eines Kultfilms. Zwölf Jahre nach der Komödie "Clerks - Die Ladenhüter" kommt nun die Fortsetzung über die Antihelden in die Kinos.

In einer Zeit, in der Redensarten wie "Null Bock" kursierten, schaffte es einst die kleine, schwarz-weiße Debütkomödie "Clerks/ Die Ladenhüter" ins Kino. Und statt zum Ladenhüter entwickelte sich der 28.000 Dollar billige Independent-Film vom Geheimtipp zum Kultfilm der Popkultur. Millionen Zuschauer amüsierten sich über zwei lakonische Ladenangestellte irgendwo in New Jersey, die den Tag mit schmalspurphilosophischem Geschwätz ("Ask universe!") totschlugen.

Der Geist von Gestern

Jetzt, zwölf Jahre später, wird in der Fortsetzung "Clerks 2" nur zu gut der Geist von gestern konserviert. Zwar brennt schon im Vorspann der "Quickstop", diese amerikanische Version eines Tante-Emma-Ladens, ab, weil Randal vergessen hat, die Kaffeemaschine auszuschalten. Doch Dante und Randal finden im Schnellrestaurant "Mooby’s" (ab da wird der Film farbig) eine neue Wirkungsstätte als Hamburger-Brater. In dieser schmucklosesten Futterkrippe weit und breit trödeln sie gewohnt lethargisch herum und grillen für die Unsympathen unter den spärlichen Kunden besonders unappetitliche Burger.

Hauptsächlich labert Randal über Sex und Fantasy-Filme, und der phlegmatische Dante steht wieder mal unentschieden zwischen zwei Frauen. Wie ein Kaugummi unter der Fußsohle tauchen auch die Eckensteher und Kleindealer Jay & Silent Bob (der von Regisseur Kevin Smith selbst gespielt wird) auf und beziehen samt Getto-Blaster am Hinterausgang ihren Posten. Menschlich haben die zwei dauerbekifften Freaks den Durchblick: Sie wissen genau, dass die fröhliche, smarte Becky, Chefin von Moody’s, viel besser zu Dante passt als dessen resche Verlobte Emma. Diese zielstrebige Blondine (Smiths Gattin Jennifer Schwalbach) will mit Dante nach Florida ziehen. Zuvor aber müssen die Jungs eine gruselige Abschiedsfete für Dante überstehen, für die Randal eine perverse Showeinlage geplant hat.

Eine hängen gebliebene Schallplatte

Regisseur Kevin Smith, der mit "Clerks" 1994 den Nerv der Zeit getroffen hatte, drehte danach einige halbwegs erfolgreiche Komödien, versucht sich aber zunehmend auch als Schauspieler - zuletzt im Thriller "Stirb Langsam 4.0", wo er als Computerhacker, der bei Muttern wohnt, die Karikatur eines Berufsjugendlichen abgibt. Die Rolle scheint dem sympathischen Freak leider in Fleisch und Blut übergegangen zu sein: Dass sich seine vier Antihelden innerhalb von zwölf Jahren kein Jota weiter entwickelt haben, dürfte nur ausgesprochenen Fans einleuchten. So erinnert die Handlung oft an eine hängen gebliebene Schallplatte und entlarvt unfreiwillig die Schwächen der mittlerweile über 30-Jährigen als neurotische Macken. Nun erscheint das obszöne Geblubber von Randal als zwanghaft, und er muss sich gar in einer peinlichen Beichte als armes Würstchen offenbaren. Unversehens schmuggeln sich Sentimentalitäten á la Hollywood ein, samt einem pathetischen Lob der Bescheidenheit als Moral der Geschicht’. Und in der holprigen Liebesgeschichte wird das Talent von Rosario Dawson (demnächst in Quentin Tarantinos "Death Proof") als Becky glatt verschwendet.

Auf der Haben-Seite erfreuen zwar die witzigen, herrlich politisch unkorrekten Pointen, wenn Randal seinen Senf abgibt zu den Themen Rassismus, Behinderte, Fundi-Christen, Anne Frank und "Herr der Ringe". Auch das pantomimische Gekasper von Jay und dem stummen Bob oder Kurzauftritte von Smiths altem Kumpel Ben Affleck bereiten kleine Freuden. Und nur dieser unorthodoxe Filmemacher bekommt es hin, dass eine haarsträubende Sexnummer mit einem Esel komisch ausfällt. Dennoch mag sich der Sinn dieser Fortsetzung, abgesehen vom kommerziellen Aspekt, nie recht erschließen.

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Birgit Roschy/AP

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