Die Geschichte ist eigentlich zu unglaublich, um wahr zu sein: 1988 beraubte ein bis dahin unscheinbarer, 22 Jahre alter Bankangestellter sein Geldhaus um einen Betrag von mehreren Millionen Mark. Auf gänzlich gewaltfreie Weise: Es handelte sich um einen cleveren Betrug, wie er in Zeiten vor der Digitalisierung noch möglich war.
Glücklich wurden der Bankangestellte und sein Komplize jedenfalls nicht. Zwar setzten sich die beiden mit der Beute nach Australien ab – doch die Lebensgefährtin weigerte sich, mit der gemeinsamen Tochter nachzukommen. So wird der Aufenthalt im australischen Luxushotel schnell öde – und die beiden Bankräuber kehren reumütig nach Deutschland zurück – wo sie artig das gestohlene Geld wieder zurückgeben.
Genau von diesen Geschehnissen erzählt der nun in den Kinos startende Film "Coup". Dass hier der komplette Verlauf schon verraten ist, tut der Freude am Gucken keinen Abbruch. Denn wichtig ist in diesem Fall, wie die Geschichte ästhetisch umgesetzt worden ist: Der in Düsseldorf geborene Filmemacher Sven O. Hill hat die realen Fakten zu einem furiosen Mix aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm verwoben. Sein Langfilmdebüt hat Hill quasi im Alleingang gestemmt: Er war für Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt verantwortlich und außerdem Produzent.
"Coup" erzählt aus einer vergangenen Zeit
So liefert "Coup" eine vergnügliche Zeitreise in die späten 80er Jahre, als Computer noch nicht unser Leben bestimmten und sich für Filous wie den kleinen Bankangestellten die Möglichkeiten zu derartigen Husarenstücken ergaben. Viel Raum nimmt die Planung und Durchführung des Bankbetrugs ein. Dabei erklärt "Coup" auch die Motivation der Handelnden und macht plausibel, wie ein braver Familienvater zu einem Millionendieb werden konnte. Mit Daniel Michel und Tomasz Robak sind zwei unverbrauchte Gesichter zu sehen, in einer Nebenrolle hat zudem Musiker Rocko Schamoni einen kleinen Auftritt.
"Stellen Sie sich vor, Martin Scorsese und Guy Ritchie machen einen Film ohne Geld. Im Norden von Hamburg." Mit diesen Worten beschrieb die Jury der Hofer Filmtage "Coup" und verlieh ihm den Förderpreis Neues Deutsches Kino, wo das Werk bereits 2019 Premiere feierte. Ein Jahr später gab es beim Hessischen Film- und Kinopreis 2020 die Auszeichnung als Bester Spielfilm.
Doch erst jetzt erfolgt der Kinostart. Es sind eben nicht nur die großen Blockbuster wie der neue "James Bond", die der Corona-Pandemie zum Opfer fielen. Es sind gerade die kleinen Perlen wie "Coup", die ein Publikum verdient haben. Möge das kühle Wetter möglichst viele Besucher in die Kinos treiben. Bevor der britische Geheimagent mit der Lizenz zum Töten alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.
"Coup" ist seit dem 26. August in den Kinos.