"Mr. Bean macht Ferien" Ein Tollpatsch macht Kasse

Sechs Millonen Besucher lockte "Bean - der ultimative Katastrophenfilm" in die Kinos. Jetzt zieht es den Komiker wieder auf die Leinwand. In "Mr. Bean macht Ferien" kommt der schrullige Grimassenschneider Rowan Atkinson ganz schön rum.

Wenn Mr. Bean in Aktion tritt, sorgt er im Vereinigten Königreich stets für jenes Durcheinander, über das man seit etlichen Jahren auch im Ausland herzlich zu lachen pflegt. Wenn Mr. Bean aber seine Insel verlässt, um südliche Sonne und Meer zu genießen, dann ist zumindest zwischen Calais und Cannes höchste Alarmstufe angesagt. Denn der schrullige Grimassenschneider ausgerechnet in einem Land, das Engländern trotz aller Kriegsallianzen besonders fremd bleibt, das verspricht Chaos und Turbulenzen im Übermaß. Entsprechend groß sind natürlich die Erwartungen der Kinogänger für den zweiten Kinofilm mit dem populären britischen Komiker Rowan Atkinson, der auf so unnachahmliche Weise diesen Mr. Bean berühmt gemacht hat.

"Mr. Bean macht Ferien" ist der Titel des Films. Fast sechs Millionen Deutsche hatten 1997/98 den ersten Leinwandauftritt von Atkinson in "Bean - der ultimative Katastrophenfilm" gesehen, weltweit hatte die Produktion über 260 Millionen Dollar eingespielt. Da ist es fast verwunderlich, dass ein Jahrzehnt vergehen musste bis zum Wiedersehen mit dem Komiker im Kino. Doch nun sehen wir Mr. Bean als Gewinner der Lotterie seiner Londoner Kirchengemeinde.

Der Kauz hat das Glückslos gezogen: Eine Woche Urlaub an der französischen Riviera im mondänen Bade- und Festivalort Cannes. Damit die Reise dokumentiert werden kann, gewinnt Mr. Bean auch noch eine nagelneue Videokamera. Bestens versehen mit Sprachkenntnissen, nämlich den drei Worten oui, non und gracias (ja, nein, danke), unterquert der Besucher mit dem Zug den Kanal und trifft in Paris ein. Von nun an geht natürlich alles schief, was nur schief gehen kann. Aber wozu hat Mr. Bean einen Taschenkompass einstecken, der ihm die Richtung gen sonnigen Süden weist.

Zu viele Durststrecken

Bevor er allerdings nach vielen Umwegen sein Ziel erreicht, sorgt der Engländer mal im eleganten Restaurant des Gare de Lyon, mal im Schnellzug und auch bei Dreharbeiten für einen Joghurt-Werbespot für eben jene verrückten Situationen, in denen Atkinson seinen inzwischen allerdings bestens bekannten und deshalb absehbaren Grimassen-Humor entwickeln kann. Darüber lässt sich ab und zu herzlich lachen. Doch gibt es in den 90-minütigen Film zu viele Durststrecken, um ihn wirklich zufrieden zu verlassen. Atkinson als Mr. Bean erscheint allzu oft als Kopie seiner selbst. Allerdings ist es nicht mehr eine besonders gute Kopie jener komischen Figur, die in den frühen Kurzfilmen Millionen zu Lachstürmen hinriss.

So wird der Betrachter das Gefühl nicht los, "Mr. Bean macht Ferien" sei nur deshalb entstanden, um mit dem liebenswert anarchischen Tollpatsch nochmals große Kasse zu machen. Mit von der Partie ist übrigens Hollywood-Star Willem Dafoe, der sich ein wenig selbst veralbern darf. Die junge Französin Emma de Caunes ist ein netter Blickfang in der schlicht gestrickten Handlung mit einem russisch sprechenden Knaben, der mit Mr. Bean ganz spezielle Erfahrungen macht. Rowan Atkinson ist dringend zu empfehlen, keinen weiteren Kinofilm um seinen komischen Helden zu drehen. Denn der zweite Aufguss ist schon eindeutig zu dünn.

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Wolfgang Hübner/AP

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