Ken Russel ist Cineasten etwa durch "The Devils" als provokanter Skandalfilmer der 1970er-Jahre bekannt. Sein anstößigster Streifen erschien erst 2007. "Ein Kätzchen für Hitler" heißt der achtminütige Sketch. Er verdankt seine Entstehung einer hitzigen Diskussion und typisch britischen Wette. In einer TV-Show diskutierten Russell und Melvyn Bragg, der Moderator "South Bank Show", die Frage der Zensur. Überraschenderweise war Russell, der zeitlebens mit der Zensur zu kämpfen hatte, der Idee nicht abgeneigt. Bragg provozierte ihn mit der Frage, ob er Russel einen Film drehen könne, der so schlimm sei, dass man ihn auf jedne Fall verbieten müsste. Russell nahm die Herausforderung an und gewann schon im ersten Anlauf. Beim ersten Entwurf des Drehbuchs bekam der Sender kalte Füße und zog seine Einwilligung zurück. Alle Produktionsleiter winkten entsetzt ab. Bragg sagte anerkennend: "Ken, wenn du diesen Film jemals drehst und er gezeigt wird, wirst du gelyncht."
Slapstick-Version
Nun hatte Russell Feuer gefangen, mit einem kleinen Budget aus eigenen Mitteln, Freunden und Familienmitgliedern wurde der Streifen gedreht. Da offenbar keine Familie ihr Kind für das Projekt zur Verfügung stellen wollte, wurde die Hauptfigur – einen jüdischen Jungen namens Lenny – kurzerhand mit dem kleinwüchsigen Schauspieler Rusty Goffe besetzt.

Worum geht es? Im Winter 1941 sehen eine jüdische Mutter und ihr Sohn Lenny Hitler in einer Wochenschau. Der Junge will wissen, ob der Weihnachtsmann Hitler wohl ein Geschenk bringen wird. Wegen der schrecklichen Taten des Führers, hofft die Mutter natürlich, dass der böse Mann keine Überraschung bekommen werde.
Das beunruhigt Lenny, der nun nach Deutschland reist, um Hitler ein mechanisches Kätzchen zu überreichen. So will der Junge den Weltfrieden wieder herstellen.
Hitler freut sich auch zunächst über das Kätzchen, doch dann bemerkt Eva Braun den Judenstern an Lennys Hals. Eva eilt in die Küche, um ein Messer zu holen – schließlich endet Lenny als Lampenschirm in Hitlers Schlafzimmer.
So weit so grausig. Doch tatsächlich ist der Film nicht so abstoßend wie gedacht, sondern vor allem absurd, und bei Weitem nicht so verstörend wie die Sexszenen der besessenen Nonnen in "The Devils".