Filmkomponist Klaus Badelt Der unsichtbare Dritte

  • von Jörg Isert
In US-Filmen ertönt immer häufiger die Musik deutscher Komponisten. Im Windschatten von Hans Zimmer ist der hierzulande kaum bekannte Klaus Badelt in die erste Riege Hollywoods aufgestiegen.

Wenn in diesen Tagen Tom Hanks in "The DaVinci Code" durch die Straßen von Paris hastet, ertönt dazu einmal mehr die Musik von Hans Zimmer. Zimmers US-Karriere umfasst inzwischen fast 20 Jahre. Nun ist Hollywood von einer "neuen deutsch-österreichischen Welle" erfasst worden - im wahrsten Sinne des Wortes: Vor zwei Jahren ertönte bei der Überflutung New Yorks in "The Day after Tomorrow" die Musik des Österreichers Harald Kloser. Und wenn demnächst der Luxusliner "Poseidon" von riesigen Wassermassen umgeworfen wird, ist die Musik eines "unsichtbaren Dritten" zu hören: Klaus Badelt.

Deutsche Film-Komponisten auf Erfolgskurs in Hollywood: Das war nicht immer so. Als 1984 der Film "Die unendliche Geschichte" in US-Kinos kam, ertönte statt der ursprünglichen Musik des legendären Klaus Doldinger plötzlich ein undefinierbares Elektronikgewaber von Giorgio Moroder. Doch auch mit neuer Musik war dem Film in den Vereinigten Staaten kein Erfolg beschieden.

Oscar für "König der Löwen"

Ende der 80er Jahre drehte sich der Wind: Den Autodidakten Hans Zimmer wollte in Deutschland keiner haben. In den USA dagegen wurde er mit offenen Armen empfangen. Mit seinen innovativen Soundtracks zu Filmen wie "Rain Man", "Miss Daisy und ihr Chauffeur" oder "Black Rain" machte Zimmer in Hollywood lautstark auf sich aufmerksam. Für das Disney-Zeichentrickepos "König der Löwen" gewann er schließlich einen Oscar. Die darauf folgenden Schwemme an Aufträgen wusste Zimmer positiv zu nutzen: In seinen "Mediaventures"-Studios gab er viel versprechenden Talenten eine Chance, sie durften Zimmer bei der Umsetzung seiner Soundtracks zu unterstützen. Eines dieser Talente war Klaus Badelt.

Die beruflichen Wurzeln des gebürtigen Frankfurters liegen im deutschen Fernsehgeschäft: Mit Mitte 20 begann der einstige Klavier-Schüler, bei dem Produzenten der Popgruppe Shakatak Arrangements für TV-Werbespots zu komponieren. Es folgte die Musik zu einzelnen "Tatort"- und "Peter Strohm"-Episoden. Doch Badelt war unzufrieden: "In Deutschland hatte ich oft das Gefühl, dass Mittelmäßigkeit geradezu gefördert wird." Bei einem Kalifornien-Aufenthalt 1997 sprach er deshalb bei Zimmer vor. Die beiden gebürtigen Hessen hatten die gleiche Wellenlänge, der etablierte Komponist wurde zum Förderer des Nachwuchstalents. "Es war eine Art 'französische' Schule", erzählt Badelt, "das klassische Schüler/Meister-Prinzip. Zunächst durfte ich an den Film-Scores von 'Gladiator', 'Mission Impossible 2' und 'Pearl Harbor' mitarbeiten. Schließlich hat Hans mich für ganze Soundtracks weiterempfohlen. Er war ein toller Mentor."

Badelt komponiert für Spielberg

Spätestens 2002 ließ Badelts Musik die US-Filmindustrie aufhorchen: Sein Soundtrack zur Spielberg-Produktion "Die Zeitmaschine" wertete den mäßigen Film hörbar auf. Selbst die visuell beeindruckenden Sequenzen standen im Schatten von Badelts homogenem Mix aus Orchester- und Synthesizer-Elementen.

Kurz darauf hatte Badelt nicht nur die Auszeichnung als Entdeckung des Jahres bei den World Soundtrack Awards - sondern auch den Auftrag, die Musik zum "Fluch der Karibik" zu komponieren. Der Film wurde zu einem der größten Kino-Hits des 2003, die CD mit Badelts Musik weltweit etwa eine Million Mal verkauft.

Viel Hektik im Berufsalltag

Seitdem ist der 38-Jährige, der mit seiner französischen Partnerin und zwei kleinen Kindern in Kalifornien lebt, bestens im Geschäft: Für die Arbeit an großen Studio-Filmen wie "16 Blocks", "Constantine" oder "Catwoman" erhielt er sechsstellige Beträge. Wobei sein Berufsleben von großer Hektik geprägt ist: "Das liegt daran, dass Composer immer die letzte Station auf dem Weg zum fertigen Film sind. Wir kriegen den ganzen Druck ab." Für die Musik zum Harrison-Ford-Film "K 19" blieben Badelt nur zwei Wochen Zeit - bei drei Stunden Schlaf pro Nacht. Entsprechend mäßig fiel das Ergebnis aus.

Bei seinen jüngsten Arbeiten hatte Badelt allerdings bessere Rahmenbedingungen. Für "Wu Ji - Die Reiter der Winde", den aufwändigsten chinesischen Film aller Zeiten, begab sich Badelt auf eine fünfmonatige Reise durch das Reich der Mitte, wo er viele kulturelle Eindrücke sammelte. Für den Score zu Wolfgang Petersens neuem Film "Poseidon" hatte Badelt sogar sechs Monate zur Verfügung. "Es war die ideale Zusammenarbeit. Ich hatte genügend Zeit, um alles zunächst am Computer auszuarbeiten. Das mache ich lieber, als mir meine Ideen am Klavier vorzuspielen." Zuletzt wurde die Musik vor einer großen Leinwand von 110 Leuten und einem Dirigenten eingespielt, mit zusätzlichen elektronischen Elementen."Ich selbst sitze lieber am Mischpult, als zu dirigieren."

Anders als Kollege Harald Kloser ist Badelts Name den meisten Deutschen bis heute kein Begriff. Was daran liegen mag, dass Kloser als Ex-Mann von Desiree Nosbusch interessanter für die Klatsch-Spalten ist. Doch daran stört sich Badelt nicht, genauso wenig wie an der - typisch deutschen - Frage nach einem absolviertem Musikstudium. Die beantwortet er am liebsten mit: "Ich habe das Abitur - und den Führerschein."

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