Im Hamburger Ohnsorg-Theater ist am Freitagabend nach 75 Jahren in der Spielstätte an den Großen Bleichen der letzte Vorhang gefallen. Mit Wehmut bejubelte das Publikum im voll besetzten Haus noch einmal das Ensemble des Schwanks "Brand-Stiftung" von Günther Siegmund, darunter die langjährigen Stars Heidi Mahler und Manfred Bettinger. Zum Abschied ließ Intendant Christian Seeler Abschieds-Taschentücher verteilen und von allen Anwesenden das Lied "Im Ohnsorg sagt man "tschüss"" singen. Am Samstag wurden auf einem Flohmarkt Teile des Inventars versteigert.
Günther Siegmunds Krimistück um einen lebensnahen Dorfpastor mit den Publikumslieblingen Heidi Mahler und Manfred Bettinger in den Hauptrollen wies alles auf, wofür die Ohnsorgs seit Jahrzehnten berühmt sind: urige Typenzeichnungen eines gut aufgelegten Ensembles, tiefe, jedoch liebevolle Einsichten ins Menschenherz, schlitzohriger Humor und eine detailfreudige Kulisse einer Dachkammer.
Nach der Sommerpause, ab 28. August, steht im historischen Bieberhaus Shakespeares "En Sommernachtsdroom" unter der Regie von Ex-Schauspielhausintendant Michael Bogdanov auf dem Ohnsorg-Programm. Ein anspruchsvolles Projekt - und dabei typisch für den Chef Seeler. Mit einer Mischung aus überkommenen Schwänken und Komödien sowie Klassiker-Übersetzungen und neuen Stücken hat er seit 1996 das damals krisengeschüttelte Haus zu neuen Erfolgen geführt.