Mit einer großen Ausstellung zur Geschichte der Vandalen will das Badische Landesmuseum in Karlsruhe eine Lanze brechen für die bislang als zerstörerisch geltende antike Großmacht aus dem fünften Jahrhundert. Darin wird kein Volk der Frauenschänder, Brandschatzer und Mörder präsentiert wie die Legendenbildung vergangener Jahrhunderte die Vandalen zeigte. Die Karlsruher wollen dagegen zeigen, dass die Vandalen eine Kultur zivilisierter Eroberer pflegten, römische Sitten und Tugenden übernahmen und sie weiter entwickelten. «Die vandalische Eroberung Nordafrikas war kein Kulturbruch», betonte Museumsdirektor Harald Siebenmorgen am Freitag zur Eröffnung der Schau.
Unter dem Titel «Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen» zeigt die Ausstellung bis zum 21. Februar 2010 unter anderem Schmuck, Mosaike und Bilder aus der Zeit der Vandalen, darunter das Mosaik der «Dame von Karthago» und den sogenannten Vandalischen Reiter aus Karthago. Präsentiert werden zudem Nachbildungen einer spätantiken Villa und eines begehbaren Baptisteriums. Modelle der Basilika Damous el-Karita in Karthago oder der Kirche im westtunesischen Henchir el-Gousset sollen den früh- christlichen Kirchenbau verdeutlichen. Viele Stücke wie der Sarkophag von Lamta - ein Zeugnis der Ausbreitung des frühen Christentums - sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.
Die Meinungen über das germanische Volk bleibt jedoch weiter geteilt: Museumsleiter Siebenmorgen sieht die Vandalen als ein weiteres Zeichen dafür, dass die Kultur des Mittelmeerraumes stärker zusammengehört als zum Beispiel die Völker und Gebräuche des neuen Europa. Dagegen hält zum Beispiel der Braunschweiger Althistoriker Helmut Castritius die Vandalen für «reine, unproduktive Schmarotzer», die sich benommen hätten wie die «Barbaren im Garten Eden».