Das Brandenburger Tor also. Nicht der Eiffelturm. Nicht das Kolosseum. Auch nicht die Akropolis. Als erstes Gebäude Europas nimmt Lego das Wahrzeichen Berlins in seine Architektur-Serie auf. Ein politisch symbolträchtiges, aber architektonisch mäßig interessantes Gebäude. Was haben die sich nur dabei gedacht im dänischen Billund, wo seit 62 Jahren die bunten Steckbausteine hergestellt werden?
Okay, die Idee kommt gar nicht aus Billund, sondern aus Chicago. Dort lebt der Architekt Adam Reed Tucker, lehrt Design und pflegt seine "Leidenschaft für Wolkenkratzer". Leider konnte er nie einen bauen. Aber weil er für Lego schwärmt und für die "wundervolle Welt der Architektur", hatte er eine Idee: Warum nicht alle Hobbys vereinen und Architektur aus Lego bauen? Am besten unter dem zukunftweisenden Motto: "Die Baumeister von morgen inspirieren".
Guggenheim-Museum und "Fallingwater"-Haus
Die Leute in Billund sind begeistert. Und lassen Adam Reed Tucker machen. Weil er aus den USA kommt, schlägt er erst mal den Wills Tower und das John Hancock Center vor. Kennt kein Mensch in Europa, aber egal. Schließlich soll ja der amerikanische Markt erobert werden, immerhin 4,5 Prozent Marktanteil hat Lego dort schon.
Weiter geht es mit prominenteren Häusern: dem Guggenheim Museum, dem Empire State Building, dem Weißen Haus und Frank Lloyd Wrights avantgardistischem "Fallingwater"-Haus . Schon besser.
Wasserhähne statt stolze Rösser
Nun aber vielleicht doch mal Europa gucken. Da muss es doch auch was geben. Woran denkt ein Architekt aus Chicago, wenn er Europa hört? An Berlin. Na klar. Nur 9,2 Zentimeter hoch ist das Lego-Brandenburger Tor, aus 362 Teilen gebaut und seit ein paar Tagen zu einem Preis von 34,99 Euro zu haben. Die Zielgruppe: erwachsene Kinder. Denn, so heißt es bei Lego, Business-Männer sollten ruhig mal eine Pause von der Arbeit und vom Computer machen und sich dem entspannten Klötzchen-Bauen widmen. Macht den Kopf so schön frei.
Na gut, das Ding sieht ein bisschen klobig aus. Vor allem die Pferde der Quadriga auf dem Dach erinnern eher an Wasserhähne als an stolze Rösser. Aber das Ganze ist ja nur eine "künstlerische Interpretation" des Originals, so Adam Reed Tucker. Am Ende kann das Brandenburger Tor als Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch stehen. Falls man noch papierne Briefe bekommt.
Und es geht weiter. Seit diesem Jahr neu im Programm ist der Burj Khalifa in Dubai, das höchste Haus der Welt und das erste arabische Gebäude im Lego-Architekturprogramm. 828 Meter ragt es in Wirklichkeit in die Höhe. Bei Lego bringt es der Turm auf 27,8 Zentimeter und 208 Bauteile. Genau 154 weniger als das Brandenburger Tor. Berlin scheint ein wenig komplizierter zu sein als Dubai.