New Yorker Milliardär Heuschrecke ersteigert Munchs "Der Schrei"

Sofa statt Museum? Edvard Munchs "Der Schrei" wurde im Mai zum Rekordpreis von 120 Millionen Dollar versteigert. Jetzt ist die Identität des Käufers aufgeflogen. Unklar ist jedoch, was der New Yorker Milliardär mit dem berühmten Gemälde vorhat.

Der mysteriöse Bieter gab seine Gebote per Telefon ab - und erhielt nach zwölf Minuten den Zuschlag: Im vergangenen Mai wurde beim Auktionshaus Sotheby’s in New York Edvard Munchs Gemälde "Der Schrei" versteigert. Der Erlös von 120 Millionen Dollar war der höchste Betrag, der jemals bei einer öffentlichen Auktion für ein Bild erzielt wurde. Da der Käufer anonym blieb, begann das Rätselraten, wer sich eines der berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte in sein Wohnzimmer hängen konnte. Jetzt hat es ein Ende.

Der Rekord-Bieter ist der amerikanische Milliardär Leon Black. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Freunde des Unternehmers. Black kann als Heuschrecke bezeichnet werden. Seine Millionen hat er mit der fremdfinanzierten Übernahme von Unternehmen gemacht. Doch neben dem schnöden Mammon steht dem Geschäftsführer der Investmentfirma Apollo Global Management offenbar auch der Sinn nach den feinen Künsten.

Black ist ein passionierter Kunstsammler

Black selbst hat sich bislang nicht zum Kauf des Gemäldes geäußert. Doch in Kunstkreisen gilt der 1951 geborene Manager als eifriger Sammler. Die Wände seines New Yorker Penthouses sollen mit Zeichnungen so berühmter Maler wie Paul Cézanne oder Vincent van Gogh vollhängen, behaupten Kunsthändler. Auch an deutschen Malern scheint Black interessiert: 2001 ersteigerte er für 22 Millionen Max Beckmanns Gemälde "Selbstbildnis mit Jagdhorn", vor sechs Jahren für 38 Millionen Dollar Ernst Ludwig Kirchners Gemälde "Berliner Straßenszene".

Jetzt darf sich Black glücklich schätzen, als einziger Privatmann der Welt eine Version von Munchs "Der Schrei" zu besitzen. Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Versionen des Kunstwerks, drei hängen in Osloer Museen. Zwei wurden 1994 bei spektakulären Raubüberfällen aus der norwegischen Nationalgalerie und dem Munch-Museum entwendet und tauchten erst Jahre später wieder auf, teilweise erheblich beschädigt.

Zu wertvoll fürs Sofa

Und was hat Black jetzt mit dem Gemälde vor? Wegen der erheblichen Diebstahlgefahr gilt es als unwahrscheinlich, dass er das Bild in seiner New Yorker Wohnung über sein Sofa hängen wird. Möglich wäre, dass er es dem Metropolitan Museum of Art oder dem Museum of Modern Art als Leihgaben zur Verfügung stellt - in beiden Museen sitzt er in den Aufsichtsgremien. Am wahrscheinlichsten jedoch ist, dass "Der Schrei" wohlbehütet in einem Tresor verschwinden wird, bis es bei der nächsten Auktion einen neuen Rekordpreis erzielt. Als sichere Wertanlage gilt es ohnehin. Da lacht das Herz der Heuschrecke - und des Kunstliebhabers Black.

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