Ob tot oder lebendig: Von keinem anderen Star weltweit gibt es mehr aktive Fanclubs, keiner hat so viele Anhänger, wie der am 8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi geborene Elvis Aaron Presley. Trotz seines unkontrollierten Tablettenkonsums, seiner Vorliebe für Eiscreme und des wahrhaft unglamourösen Abgangs nimmt die Verehrung für den King kein Ende.
Die größten Kritiker standen Jahre später weinend am Grab
Als Elvis Presley 1954 mit seinem revolutionären Sound zwischen Blues, Country und Gospel in die Musikszene platzte, war plötzlich nichts mehr wie zuvor. Es war die Geburtsstunde des Rock'n'Roll. Ein Jahr später wurde Elvis bereits als nationaler Star gefeiert und ließ besorgte Mütter und Väter im prüden Amerika erschaudern. "Unanständig, rebellisch und gefährlich" nannten sie ihn. Später sollten auch sie mit toupierten Dauerwellen und dicken Koteletten weinend an seinem Grab stehen und kitschige Graceland-Souvenirs kaufen - doch von all dem ahnten sie noch nichts. Sie sahen nur die Massenhysterie, die dieser androgyne Mann mit dem Sex in den Hüften auslöste. 1955 ereigneten sich die ersten Ausschreitungen, als Elvis "the Pelvis" mit den Worten "Mädels, ich treff' euch hinter der Bühne!" ein Konzert in Florida beendete. Zwei Jahre später wird Elvis bereits in der amerikanischen Ed-Sullivan-Show nur noch von der Taille aufwärts gezeigt.
All das ist lange her und nahm ein trauriges Ende - irgendwo zwischen glitzernden Pailletten, Schokolade und Betäubungsmitteln hörte das Herz eines gebrochenen Mannes auf zu schlagen, der mal von sich sagte, er habe "es satt, Elvis Presley zu sein". Mittlerweile hat Justin Timberlake Sun Records gekauft, wo Elvis einst seinen ersten Song aufnahm, und neue Idole überschwemmen das Land. Keiner von ihnen hätte ohne Elvis Presley je eine Chance gehabt. "Ohne Elvis bist du nichts" sagt Madonna, aber auch die Beatles, die Rolling Stones oder The Doors hätte es ohne Elvis' Vorarbeit in dieser Form wohl kaum gegeben.
Wie Elvis-Fans seinen Todestag begehen
Trotz seines Todes vor mehr als 30 Jahren hält der King nach wie vor den Rekord der meisten Top-10-Hits (allein 40 in den USA), der meisten Gold- und Platinauszeichnungen (allein 140 in den USA) und er verkaufte mehr Tonträger als jeder andere in der Musikgeschichte.
Zu Lebzeiten veröffentlichte er über 70 Longplayer und drehte über 30 Filme, die jetzt - pünktlich zum Todestag - teilweise wieder neu aufgelegt oder ausgestrahlt werden. Die heutigen Fans nehmen die postmortalen Veröffentlichungen dankend an. Stevie Schulze ist einer von ihnen. Betritt man seine Wohnung in Bremen, fühlt man sich in die 60er Jahre zurückversetzt. Elvis-Bilder, Rock'n'Roll-Accessoires, Las-Vegas-Erinnerungen. Stevie Schulze, die Haare zur Elvistolle gegelt, der Hemdkragen hochgeschlagen, hat in diesen Tagen viel zu tun. Am Samstag veranstaltet er in der Bremer Diskothek Tower ein Event zu Ehren des Kings - die 30th Anniversary Celebrations. Viele Fans begehen so oder so ähnlich den Todestag des Rock'n'Roll-Gottes. Andere legen einfach zu Hause eine alte Platte auf, wie der 36-jährige Polizeibeamte Roman aus Duisburg. "Ich denke Elvis war seiner Zeit weit voraus. Für ihn gab es kein Schwarz oder Weiß", sagt er während im Hintergrund "If I Can Dream" läuft. Der 38-jährige Elvisimitator Raphael Heußen aus Mülheim an der Ruhr ist an Elvis' Todestag immer etwas traurig. "An diesem Tag werde ich vor seinem Bild in meinen Zimmer weiße Rosen aufstellen und eine Kerze brennen lassen", flüstert er feierlich. "Ich werde seine CDs hören und an ihn denken."
Comeback und Breakdown in Las Vegas
Elvis-Fan Stevie Schulze verbindet eine Menge mit dem King. Seine heutige Frau hat er in einer Bar namens "Heartbreak Hotel" kennengelernt, "und irgendwie war der King immer bei unserer Beziehung mit dabei. Zusammen sind wir nach Graceland gefahren, veranstalten Elvis-Partys und 2005 habe ich sie in Memphis gefragt, ob sie mich heiraten will", verrät er. Schon einige Male war er auf Graceland, wo Elvis seit dem Ende der 50er Jahre bis zu seinem Tod gelebt hat. Und natürlich in Las Vegas. Auch den Rockabilly-Musiker und Elvis-Fan Maik Puschert führt es irgendwie immer wieder dort hin. Dort, wo Elvis Anfang der 70er sein grandioses Comeback feierte und über 600 Mal auf der Bühne stand. Auch Puschert hat eine ganz besondere Beziehung zu Elvis: Er ist mit Del Puschert verwandt, der in den 50ern bei Elvis Saxofon spielte, und hat daher den Rock'n'Roll im Blut. Den Tag, als Elvis starb, wird er niemals vergessen: "Ich saß mit meinem Vater, einem alten Rock'n'Roller, der mich schon als Kind für Elvis begeisterte, vor dem Fernseher. Er hatte Tränen in den Augen." Für den 16. August hat sich Puschert nur eines vorgenommen: "Leben, wie ich immer lebe und mit meinem Vater sprechen."
An die glanzvollen Zeiten des Kings in der Spielermetropole hat Elvis-Fan Stevie Schulze eine ganz besondere Erinnerung: "Auf unserer Hochzeit durfte ich eine original Hose von ihm tragen". Sie wurde von der Zeitschrift "Max" in New York bei Christie's für 35.000 Dollar ersteigert und später an einen Fan verlost. Gewonnen hat damals jemand anderes. Schulze durfte die Hose allerdings - unter strikter Aufsicht - für den Tag der Eheschließung ausleihen - "sie passte wie angegossen." Das letzte Mal hatte Elvis die Wildlederhose mit den aufwändigen Stickereien und Malereien 1972 in Las Vegas getragen. Sie war ungewaschen - der Schweiß des Kings war bei der Trauung dabei.
Die ganze Welt liegt dem König zu Füßen
Wenn sich am 16. August der Todestag von Elvis Presley zum 30. Mal jährt, wird auch Stevie Schulze auf ihn anstoßen und seine Platten hören. Irgendwie werden alle Fans auf ihre Art und Weise an ihn denken und so miteinander verbunden sein. In Presleys Heimatstadt Memphis im US-Bundesstaat Mississippi, wird es den wohl größten Fanauflauf geben. 40 Veranstaltungen in neun Tagen stehen auf dem Programm - Kerzentrauermarsch und Konzerte inklusive. Aber auch in Deutschland wird dem King gewürdigt. Nicht nur im Bremer Tower, sondern wahrscheinlich in jeder noch so kleinen Stadt.
Im Berliner Ellington Hotel wird die größte Elvis-Ausstellung außerhalb der USA präsentiert - samt Elvis-Pyjama und -Bibel sowie Talkrunden mit Zeitzeugen und Wegbegleitern (www.elvis-ausstellung.com). In der Kaserne der US-Army in Friedberg, wo der "King of Rock'n'Roll" zu seiner Armeezeit in Deutschland gedient hat, ist bis zum 16. September die Ausstellung "Friedberg - the army home of Elvis Presley" zu sehen. Im Estrel Festival Center ist bis zum 1. September "Elvis - Die Show" zu sehen (www.estrel.com). Es folgen große Musical-Shows in vielen Städten, die sich bis zum Jahresende hinziehen. Monatelang wird er auf der ganzen Welt gefeiert - bedenkt man sein Vermächtnis für die Musikwelt, ist das durchaus angebracht.