NEUES ALBUM "ALLES GLÄNZT" Feine Sahne Fischfilet: Ein gutes Album, bei dem nur die Musik stört

Feine Sahne Fischfilet
Fünf Jahre nach ihrem letzten Album sind Feine Sahne Fischfilet mit "Alles glänzt" wieder zurück
© Erik Weiss / Plattenweg Tonträger / DPA
Nach fünf Jahren melden sich Feine Sahne Fischfilet mit einem neuen Album zurück. "Alles glänzt" ist eine Hommage an die ostdeutsche Heimat der Band, an Freundschaft und die Liebe. Ein gutes Album – wäre da nicht die Musik.

Mehr als fünf Jahre ist es her, da brachten Feine Sahne Fischfilet ihr Album "Sturm & Dreck" heraus und schafften damit endgültig den Durchbruch. Seitdem ist einiges rund um die Band passiert. Sie waren Stammgast auf den größten Festivals des Landes, verloren ebenso zwei Bandmitglieder wie Frontmann "Monchi" einige Kilos an Gewicht und sahen sich mit anonymen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert (die gesetzlich für nichtig erklärt wurden). Nun ist die Band zurück. Mit neuer Besetzung und ihrem Album "Alles glänzt". Doch wie es nunmal oft so ist: Das schwierigste Album ist immer das nach dem größten Erfolg. Das bekommen auch "Feine Sahne" nun zu spüren.

Feine Sahne Fischfilet: Neues Album "Alles glänzt" kann alles und doch nichts so richtig

"Alles glänzt" klingt im ersten Moment wie ein typisches "Feine Sahne"-Album. Gitarrenriffe wechseln sich ab mit Bläserarragements, die nur eine Richtung kennen: nach vorn. Die Texte, die "Monchi" ins Mikro schreit, können locker mit denen der vergangenen Alben mithalten. Wieder triefen sie vor Verzweiflung, Resignation, Wut und Antifaschismus. Und doch klingt alles anders. Glatter, weicher, gebügelter, freundlicher. 

Schon die vorab veröffentlichte Single "Kiddies im Block", die das Album eröffnet, ist textlich ein lauter Hilfeschrei, endlich die Probleme der Jugend in Ostdeutschland zu beachten – weil sich seit dem Mauerfall viel zu wenig getan hat. Soweit ein typisches Thema der Band. Doch die musikalische Begleitung rückt "Feine Sahne" dann doch deutlich in Richtung Stadion-Rock. Hauptsache eingängig. Hauptsache ein Refrain zum Mitgrölen mit viel "Ooohooo" und "Aaahaaa". Die Toten Hosen lassen grüßen.

Die Ska-Parts in Songs wie "Komm mit aufs Boot" oder "Diese eine Liebe" funktionieren wie immer, und trotzdem wirken sie berechnet. "Schweine-Rock" für die Massen – so richtig funktioniert das nicht. Die Punk-Energie, die "Feine Sahne" auffährt, klingt zu oft nach Alibi. 

Die einzige Ballade ist das Highlight des Albums

Dabei kann die Band auch anders – und zwar richtig gut. Das Lied "Wenn wir uns sehen" ist musikalisch und textlich das Highlight des Albums. Geschrieben für einen Freund der Band, der als Kapitän auf Seenotrettungsmissionen im Mittelmeer unterwegs war und dafür nun mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen muss. 

Es ist leider die einzige Ballade auf der Platte – und vor allem der einzige Song, der wirklich ans Herz geht. Clean gespielte Akkorde, kein Schnick Schnack, "Monchi", der deutlich tiefer singt als in allen anderen Songs:

"Geht es um 10, 20 oder 30 Jahre Knast? Dich quält nur, wie viele du nicht gerettet hast.
Ich hoffe, du kannst bald wieder schlafen, findest zurück zu deinem Lachen.
Ich hoffe, du kannst bald wieder schlafen, ohne Schnaps und harte Sachen." 

Rein technisch das beste Album der Band, trotzdem springt der Funke nicht über

Wie lässt sich das Album also zusammenfassen? Textlich schöpft Feine Sahne Fischfilet wieder aus den Vollen. Musikalisch ist es sicherlich die am besten produzierte Platte der Bandgeschichte. Aber genau das macht sie ein bisschen zu sauber. Das Image der Schmuddelkinder des deutschen Rocks hat die Band hiermit abgelegt – leider. Wo "Monchi" früher noch "Niemand muss Bulle sein!" ins Mikro gerotzt hat, schlägt man heute deutlich versöhnlichere Töne an. Schade, denn ein bisschen Anarchismus in den Charts und auf Festivals hat Deutschland immer sehr gut getan. 

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