Google Doodle zum 200. Geburtstag Robert Schumann - Komponist mit ungeheurer Anziehungskraft

Geisteskrankheit, Syphilis, versuchter Selbstmord: Das Leben des Komponisten Robert Schumann war eine Tragödie. Doch seine Musik war gar nicht so melancholisch, finden Experten - und zum 200. Geburtstag sei er angesagter denn je. Auch Google feiert den Komponisten heute mit einem Doodle.

Ein Leben voller Tragik und ein Tod voller Rätsel: Robert Schumanns Ruhm leidet unter dem Makel der Geisteskrankheit. Dabei hatte der Komponist in Johannes Brahms einen großen Bewunderer und möglicherweise lernt man ihn erst heute richtig schätzen. "Man entdeckt neu, dass er nicht so ein furchtbarer Melancholiker war", sagt Matthias Wendt, Experte der Düsseldorfer Robert-Schumann- Forschungsstelle. Im musikalischen Superjahr 2006 mit Mozarts 250. Geburtstag hatte der 150. Todestag Schumanns es noch schwer, angemessen gewürdigt zu werden. Zum 200. Geburtstag des Komponisten soll das anders sein.

Woran denkt man beim Namen Schumann? Vielleicht an die "Kinderszenen" oder seine Lieder? Noch bis vor wenigen Jahrzehnten habe dagegen vor allem Schumanns zweite Sinfonie als "schlecht instrumentiert" gegolten, sagt Wendt. Doch die Zeiten ändern sich: "Man hat Abstand gewonnen und kann die Musik ganz neu entdecken."

Das haben die zeitgenössischen Komponisten schon getan. Schumann fordert heraus, er scheint für die Komponisten der Gegenwart eine ungeheure Anziehungskraft zu haben. "Schumann ist wahrscheinlich der meistzitierte Komponist der Neuen Musik", sagt Wendt. Der Komponist Heinz Holliger sprach einmal von einer "Musik des extremen Differenzierens". Schumann lotete außerdem die musikalischen Gattungen, für die er schrieb, bis ins Letzte aus - an seine Liedkompositionen reichte erst Hugo Wolf heran. Nichts sei geeigneter, den ganzen Schumann zu verstehen, als eine genaue Durchsicht seiner Lieder, schrieb denn auch der Liedersänger Dietrich Fischer-Dieskau.

Robert Schumann wurde am 8. Juni 1810 als Sohn eines Buchhändlers und Verlegers in Zwickau geboren. Widerwillig studierte er Jura. Gleichzeitig nahm er Klavierunterricht bei seinem späteren Schwiegervater Friedrich Wieck. Eine Lähmung der rechten Hand vereitelte den Traum von der Laufbahn des Klaviervirtuosen. Er konzentrierte sich auf das Komponieren: 1840, im Jahr seiner Hochzeit mit der jungen Pianistin Clara Wieck - gegen den Willen ihres Vaters -, komponierte er fast 150 Klavierlieder, darunter die Liederzyklen und kreise. 1844 zerschlug sich seine Hoffnung, Nachfolger Mendelssohns am Leipziger Gewandhaus zu werden. 1850 wurde er städtischer Musikdirektor in Düsseldorf.

Schumann litt an Syphilis, außerdem an Depressionen und Halluzinationen. 1854 sprang er in den Rhein, versuchte sich umzubringen. Er wurde gerettet und kam in die Heilanstalt Endenich bei Bonn, dort starb er zwei Jahre später im Alter von 46 Jahren. Bis heute dauert die Auseinandersetzung darüber an, ob er wirklich wahnsinnig war.

In ihrer Angst, der Wahnsinn ihres Mannes könne in seinen Werken erkennbar sein, hielt Clara Schumann alle Werke zurück, die er nicht selbst publiziert hatte, darunter das erst 1937 veröffentlichte Violinkonzert. Wiederentdeckt wurde Schumann vor allem dank der "Originalklangbewegung" um Nikolaus Harnoncourt. In den vergangenen Jahren nahmen Dirigenten wie David Zinman, Daniel Barenboim und Fabio Luisi die Sinfonien Schumanns auch, außerdem Harnoncourt, der auch eine Aufnahme der einzigen Schumann-Oper "Genoveva" vorlegte.

Ab wann gilt ein Komponist als groß? Um Schumann war es meist stiller als um Mozart, Haydn oder Händel. Doch zum 200. Geburtstag feiert Düsseldorf den Komponisten ein Jahr lang - und will alles aufführen, was er je komponiert hat. Sogar Superstar Sting hat den Komponisten der Romantik für sich entdeckt: Er las die Briefe Schumanns an Clara Wieck in "Twin Spirits" über die Liebesgeschichte zwischen dem Komponisten und seiner späteren Frau. "Schumann boomt wieder", kommentiert Wendt.

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Thomas Strünkelnberg, DPA

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