Anlässlich der bevorstehenden Musikmesse Popkomm in Berlin wollen zahlreiche Künstler bei einer öffentlichen Anhörung am 29. September im Bundestag ihre Forderung nach einer Quote für Musik aus Deutschland in den Rundfunksendern vorbringen.
Keine Chance für junge Künstler
500 Musiker und andere Künstler, unter ihnen Udo Lindenberg, Peter Maffay, Inga Humpe von "2raumwohnung", Laith Al-Deen und Xavier Naidoo, haben sich bisher der Initiative "Musiker in eigener Sache" angeschlossen. Nach ihrer Ansicht ist Musik aus Deutschland in Rundfunk- und Fernsehprogrammen "skandalös unterrepräsentiert". Für deutsche Neuvorstellungen würde bei einigen Sendern nur ein Prozent der Sendezeit aufgewendet.
In einem Aufruf erklärten die Künster, "damit sinken die Chancen besonders für junge Künstler, überhaupt ihr Publikum zu erreichen." Junge Künstler fänden keine Plattenverträge mehr, da die Marketingabteilungen der Musikkonzerne keine Medienplattform für sie sähen. Die "Musiker in eigener Sache" fordern daher eine Quote wie in unserem Nachbarland Frankreich. Dort sind die Rundfunksender seit 1996 dazu verpflichtet, 40 Prozent französischsprachige Titel zu senden, mindesten die Hälfte davon darf nicht älter als sechs Monate sein.
Antje Vollmer kritisiert "Einheitsgedudel"
Auch die Kulturpolitiker Antje Vollmer (Grüne) und Eckhardt Barthel (SPD) sowie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse machen sich für die Einführung einer nationalen Musikquote in den deutschen Rundfunkanstalten stark. "Die hier lebenden Künstler müssen eine Chance haben, am Markt überhaupt teilnehmen zu können", sagte Vollmer vor Journalisten. Sie beklagt zudem das "Einheitsgedudel" der Radiostationen. Der Monokultur, die durch die Globalisierung des Musikmarktes entstanden sei, müsse mehr nationale Vielfalt entgegengesetzt werden.
Kritiker der Musikquote bemängeln jedoch, dass es nicht die Hörer sind, die den Mangel an Vielfalt beklagen und vermehrt deutschsprachige Musik im Radio hören wollen. Es sei die Lobby der CD-Industrie, die aufgrund der kriselnden Branche an der Einführung einer Quotenregelung für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten interessiert ist.
Wie viel Hörbares gibt es wirklich?
Auch die Umsetzung einer Musikquote bleibt bedenklich. Durch eine Quotierung, der nur die öffentlich-rechtlichen Sender unterlägen, könnte diesen ein Konkurrenznachteil gegenüber den privaten Sendern erwachsen. Auch stellt sich die Frage nach der Qualität der Musik bei einer Quotenregelung. Liegt der deutschsprachige Anteil der Titel im Radio heute noch bei etwa 1,5 Prozent, müsste bei einer Quote ein Vielfaches an hörenswerten deutschen Songs gespielt werden.
Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des Bayrischen Rundfunks spricht sich in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gegen eine Musikquote aus. "Deutsche und deutsprachige Musik ist ja nicht per se gut.", sagt Grotzky. "Ich lehne deshalb eine gesetzliche Regelung ab, spreche mich aber eindeutig für Musikförderung aus".
Man singt wieder deutsch
Gerade in letzter Zeit war zu beobachten, dass sich vermehrt junge deutsche Bands mit deutsprachigen Texten in den Charts durchgesetzt haben. Bands wie "Wir sind Helden", "Silbermond", "Virginia Jetzt!" und "Sportfreunde Stiller" scheinen mit ihren Liedern den Nerv der Hörer getroffen zu haben und haben sich auch bei den Radiostationen vermehrt Gehör verschafft - auch ohne Musikquote.