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Smudo im Interview "Ich bin viel Papa und habe auch einen Job"

Smudo beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring
Smudo in der Box mit dem Porsche Cayman GT4 CS vor dem 24h-Rennen auf dem Nürburgring
© Philip Scholl
Er ist nicht nur Texter und Rapper der Hip-Hop-Band "Die Fantastischen Vier", sondern auch Rennfahrer und gerade zum dritten Mal Vater geworden. Wir sprachen mit Smudo kurz vor dem Start zum 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Smudo hat einen Pilotenschein, sitzt in der Jury der TV-Sendung "The Voice of Germany" und pflegt ein außergewöhnliches Hobby: den Rennsport. Er ist nicht bei irgendeinem Autorennen dabei, sondern fährt beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring für das Rennteam "Four Motors", das als einziges mit Biosprit unterwegs ist.

Was reizt sie am Rennsport und vor allem an den 24 Stunden auf dem Nürburgring?

Smudo: Die Veranstaltung hier ist sehr besonders. Es muss das fünfzehnte 24-Stunden-Rennen sein, bei dem ich dabei bin, praktisch seit 2003 ununterbrochen. Ich habe 1997 als Simulation-Fan zum Motorsport gefunden, über die "Grand Prix Legends", eine realistische Simulation der Formel-1-Saison von 1967. Das war damals noch eine tollkühne Zeit. In den Motorsport habe ich mich zunächst theoretisch reingefuchst, wurde langsam immer besser und wollte das irgendwann auch in der Praxis umsetzen.

Wann ging es das erste Mal auf die Rennstrecke?

1999 habe ich bei Zakspeed einen Formel-Renault-Kurs gemacht. Und im Jahr 2000 gab es in der Kölnarena die "Kart Explosion", eine Veranstaltung mit 20.000 Zuschauern, vielen Promis und Formel-1-Stars wie Rubens Barrichello und Michael Schumacher, die sich in Karts mit 38-PS-Motoren gesetzt haben. Ich bin dort angetreten und habe das Prominentenfeld gewonnen, in einem atemraubenden Duell gegen Haddaway. Damals waren auch viele Rennsportfreunde und Nordschleifen-Fans anwesend, die mich gecastet haben. So kam ich dazu und bin im Jahr 2000 mein erstes 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gefahren, seit 2003 mit einem eigenen Team.

Was unterscheidet ihr Team von anderen?

Ich war zunächst der Quereinsteiger. Aber wir haben uns gut eingefügt und wollten schon 2003 mit unserem alternativen Programm mit einem Dieselfahrzeug starten, das mit weniger Boxenstopps auskommt. Auf der Suche nach Partnern sind wir auf Biodiesel, an Rapsöl gekommen. Das war der Einstieg. Der Sponsor ist immer noch bei uns. Mittlerweile fahren wir mit E20, also mit 20 Prozent Beimischung von Bioethanol zum Kraftstoff. Die ist viel zündfreudiger. Ich möchte erinnern: Der Boulevard sprach schon bei 10 Prozent von "Bio-Plörre", ein Sommerloch-Füller, der die Branche sehr zurückgeworfen hat.

Ein Porsche mit 385 PS und öko - ist das nicht ein Widerspruch?

Ich weiß, dass Motorsport und Umweltfreundlichkeit begrifflich nicht gut zusammenpassen, ähnlich wie Alkoholfreies und Bier. Trotzdem gibt es ein Bedürfnis danach. Mit Biosprit haben wir die Chance, den CO2-Fußabdruck mit wenig Aufwand kleiner zu machen. Man muss keine neuen Motoren bauen, kann E20 überall beimischen. Wir haben im Auto statt Kohle- auch Biofaserteile verbaut. Das könnte noch ein größeres Thema werden, sehr interessant.

Wir sind überrascht, dass wir sie hier antreffen. Sind sie nicht gerade wieder Papa geworden?

Ja, meine dritte Tochter wurde kürzlich geboren, deshalb fahre ich auch nur halb mit. Hier habe ich ein Team und zu Hause mein Team, was auch zu mir hält. Am Nürburgring habe ich die Möglichkeit, meinen Vatertag nachzufeiern. Aber am Sonntag bin ich wieder zu Hause und möchte mit der Familie schön grillen. Samstagnacht fahre ich zwei Doppel-Stints und Sonntagfrüh bis 10 Uhr noch einen Abschnitt und dann geht's ab zum Flieger.

Wie ist bei ihnen die Rollenverteilung zu Hause. Hat jeder Zeit für seine Hobbys?

Jeder soll sich entfalten können. Ich bin viel Papa und habe auch einen Job, der mich viel umtreibt. Aber ich kann viel selber planen innerhalb eines Kosmos, der mir hilft: meine Band. Wir sind alle Väter und helfen uns gegenseitig aus, wenn es mal schwierig wird. Wenn ich in den 70er Jahren gefahren wäre, hätte ich mit so einer Baby-Meinung gleich nach Hause gehen können. Jetzt gibt es viel Verständnis dafür.

Wird eine ihrer Töchter bald im Kart sitzen?

Ich würde das unterstützen. Meine Große ist jetzt neun Jahre alt, sie hat mal in einem Elektrokart gesessen, in einer Art Autoscooter. Aber das hat nichts mit Motorsport zu tun. Eher die Mittlere zeigt Interesse und fragt: Papa, was machst du da? Aber das ist noch sehr abstrakt. Meine Kinder sollen ihr Leben leben. Darin werden wir sie unterstützen.

Smudu beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring
Das Treibwerk des Porsche Cayman GT4 CS leistet 385 PS und fährt mit E20
© Philip Scholl

Interview: Tobias Holtkamp/Till Bartels

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