War es ein Zeichen großer Solidarität oder eine Anerkennung für den musikalischen Auftritt? So oder so, die Ukraine hat den Eurovision Song Contest 2022 deutlich gewonnen. Der Vertreter des kriegsgebeutelten Landes, die Band Kalush Orchestra, räumte 631 Punkte ab und siegte mit klarem Vorsprung vor Großbritannien und Spanien.
Ein kleines Zeichen der Hoffnung, vielleicht auch etwas Hoffnung für die Bevölkerung, die seit mehr als zwei Monaten unter dem russischen Angriffskrieg leidet. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj gratulierte den Gewinnern und bedankte sich bei allen, die für die Ukraine gestimmt haben. "Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa!", schrieb er auf seinem Instagram- und Telegram-Kanal.
Ukraine will Gastgeberrolle beim ESC wahrnehmen
Doch direkt nach dem ukrainischen Sieg ging der Blick der ESC-Fans auch schon nach vorne: Wird die Ukraine im nächsten Jahr in der Lage sein, das Musikspektakel selbst auszurichten? Die Rolle des Gastgebers kommt traditionell dem Gewinner des Vorjahres zu. Selenskyj gab darauf eine klare Antwort: "Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte." Bereits 2004 und 2016 hatte die Ukraine den ESC gewonnen.

Selenskyj kündigte an, dass der ESC im nächsten Jahr in Mariupol stattfinden solle – einer der Städte also, die besonders stark unter den russischen Angriffen leiden. Mariupol ist größtenteils zerstört und wird seit Wochen von russischen Truppen belagert. "Wir werden unser Bestes tun, um eines Tages die Teilnehmer und Gäste von Eurovision im ukrainischen Mariupol zu beherbergen. Frei, friedlich, wieder aufgebaut!", schrieb Selensky.
Wie Europa um die Wette sang: Eindrücke vom Eurovision Song Contest

Erneut russische Bomben auf Mariupol
In dem Asow-Stahlwerk der Hafenstadt haben sich etwa 1000 ukrainische Kämpfer verschanzt. Nach ukrainischen Angaben gab es unmittelbar nach dem Sieg beim ESC erneut Angriff auf das Stahlwerk. Dabei sollen verbotene Phosphorbomben eingesetzt worden sein.
Das Kalush Orchestra hatte nach seinem ESC-Auftritt internationale Unterstützung für die Ukraine und insbesondere für Mariupol gefordert. Rapper Oleh Psjuk sagte auf der Bühne: "Ich bitte Euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol und den Menschen im Asow-Stahlwerk."