Schon seit einiger Zeit schwelt eine Diskussion um das "Donaulied", ein vor allem in Bayern recht beliebtes Volkslied. Viele Jahre wurde das Lied, das aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt, in Bierzelten und auf Volksfesten gesungen, ohne groß hinterfragt zu werden. In dem Text geht es um einen Mann, der am Ufer der Donau eine schlafende Frau findet und diese vergewaltigt.
Aktivist:innen hatten eine Petition gestartet, um verbieten zu lassen, dass das Lied weiterhin in bayerischen Bierzelten gespielt wird. Das "Donaulied" stelle "eine Form sexueller Gewalt dar". Mehr als 36.000 Menschen hatten das Anliegen im Internet unterstützt. Am Mittwoch diskutierte der Innenausschuss des Bayerischen Landtags über das Thema. Der Ausschuss entschied sich jedoch gegen das Verbot und nahm die Petition lediglich "zur Kenntnis". Nicht alles, was geschmacklos sei, könne auch verboten werden. Letztendlich sei es Entscheidung der Kommunen und Volksfestbetreiber, welche Musik gespielt werde.
Bayerische Abgeordnete lehnen Antidiskriminierungsstelle ab
Eine Gruppe aus Passau hatte die Kampagne gegen das "Donaulied" im vergangenen Jahr gestartet. Sie forderte, neben dem Verbot auch zusätzliche Maßnahmen zur Sensibilisierung einzuführen – zum Beispiel eine Antidiskriminierungsstelle und einen Bayerischen Tag gegen Diskriminierung, Rassismus und Sexismus. Beide Vorschläge wurden jedoch im Ausschuss ebenfalls abgelehnt.
Corinna Schütz, Initiatorin der Online-Petition, sah die Diskussion im Innenausschuss zumindest als Teilerfolg an. Es sei gut, dass über das Thema gesprochen werde. "Wir sind nicht mehr ignorierbar", schrieb das Team der "Aktion gegen Bierzelt-Sexismus" auf Facebook. Schütz bedauerte aber, dass die Abgeordneten sich gegen die Einrichtung einer Antidiskriminierungsstelle ausgesprochen habe.

Erste Stadt hat das "Donaulied" bereits verboten
Auf kommunaler Ebene ist die Auseinandersetzung mit dem umstrittenen Lied zumindest teilweise im Gange. Montabaur in Rheinland-Pfalz hat das "Donaulied" bereits im vergangenen Sommer als erste Stadt verboten. "Jedes Mal, wenn das Lied jetzt in einem Zelt gespielt wird, ist es eine bewusste Entscheidung. Jeder kennt das Lied und weiß, dass es um eine Vergewaltigung geht", sagte Judith Kolb, Mitinitiatorin der Kampagne, dem Bayerischen Rundfunk (BR).
Verschwinden wird das traditionsreiche "Donaulied" dennoch nicht aus dem Liedgut der Bayern. Die Verbotsforderung der Aktivist:innen richtet sich gegen den Text aus dem 19. Jahrhundert, in dem sexuelle Gewalt gegen Frauen "normalisiert und verherrlicht" werde, wie es in der Petition heißt. Mittlerweile existieren auch modernere, entschärfte Versionen des Liedes, unter anderem von dem Schlagersänger Mickie Krause.
Quellen: BR / SWR / Aktion gegen Bierzelt-Sexismus / Petition