Wer schon immer einmal unsichtbar sein wollte, muss sich bloß von Liu Bolin bemalen lassen. Der chinesische Künstler lässt sich und andere in seinen Fotografien verschwinden. Deshalb wird er auch "Der unsichtbare Mann" genannt. Hinter Bildern wie diesen, in denen Menschen optisch mit ihrer Umgebung verschmelzen, stecken keine Photoshop-Tricks. Stattdessen viel Farbe und noch mehr Geduld.
In seiner Foto-Serie "Hiding in the city" hat Bolin seine Models schon vor Zeitschriftenregalen, Wäldern, Gemüseregalen im Supermarkt, vor Zielscheiben und vor den Kunstwerken anderer verwandelt. Allzu gerne wird er für seine Bilder auch selbst zum Unsichtbaren. Auch in der verbotenen Stadt, am Ground Zero, in der Wall Street, in Venedig und Mailand hat er sich schon mit viel Farbe auf Gesicht und Kleidung versteckt.
Irgendwann wird doch eine Hosenfalte sichtbar
Doch selbst wenn der Betrachter zunächst nur den Hintergrund erkennt - irgendwann wird doch eine Hosenfalte sichtbar, ein Hemdsknopf oder der Kragen. Die Struktur der Textilien ist eben doch auffälliger als die glatte Haut. Doch genau darin besteht für den Künstler auch die Herausforderung. Auf diesem Foto, das an einem Regal mit Comic-Heften in Caracas in Venezuela entstanden ist, wird es mit zunehmender Betrachtungsdauer für die Augen auch nicht einfacher, sich im Bild zurechtzufinden.
Dem Fotografie-Magazin von "Heise Foto" hat Bolin verraten, dass er das Gleichgewicht des Bildes auch stets bewusst durch eine kleine Körperbewegung stört. Schließlich soll der Betrachter den versteckten Mann und damit die Kunst ja auch entdecken können.
Wann immer er selbst im Setting verschwindet, waren zuvor mehrere seiner Assistenten am Werk, mit denen er den Schauplatz gemeinsam auswählt - und die ihn dann zum Teil mehrere Stunden lang mit Pinseln bearbeiten. So entsteht sein Tarnanzug, mit dem er überall unsichtbar werden kann.