Ska-Legende Frontmann von The Specials: Terry Hall im Alter von 63 Jahren gestorben

Terry Hall
Terry Hall bei einem Konzert der wiedervereinigten The Specials in Berlin 2019
© Imago Images
Die britische Ska-Szene hat einen ihrer wichtigsten Musiker verloren: Terry Hall ist tot. Das teilte seine Band The Specials in der Nacht zum Dienstag auf ihren Social-Media-Kanälen mit. Demnach starb Hall nach kurzer Krankheit.

Terry Hall, Frontmann der englischen Ska-Band The Specials, ist im Alter von 63 Jahren gestorben. Das haben seine Bandkollegen öffentlich gemacht. "Mit großer Trauer geben wir den Tod von Terry, unserem wunderbaren Freund, Bruder und einem der brillantesten Sänger, Songwriter und Texter, den dieses Land je hervorgebracht hat, nach kurzer Krankheit bekannt", twitterte die Band.

Weiter schreibt die Gruppe: "Terry war ein wunderbarer Ehemann und Vater und einer der nettesten, lustigsten und aufrichtigsten Menschen. Seine Musik und seine Performances verkörperten den Kern des Lebens... die Freude, den Schmerz, den Humor, den Kampf für Gerechtigkeit, aber vor allem die Liebe."

Neville Staple, Terry Halls Bandkollege bei den Specials und Fun Boy Three, erklärte auf Twitter, er sei "zutiefst traurig" über die Nachricht. "Wir wussten, dass es Terry schlecht ging, aber bis vor kurzem war uns nicht klar, wie ernst es war", schrieb er. Sie hätten gerade erst einige gemeinsame Projekte für 2023 bestätigt. "Das hat mich hart getroffen und muss für Terrys Frau und Familie extrem schwierig sein."

Terry Hall war seit 1977 bei The Specials

Terry Hall schloss sich The Specials – damals noch unter dem Namen Automatics – kurz nach der Gründung der Band im Jahr 1977 an. Sie veröffentlichten 1979 ihre Debütsingle "Gangsters", die Platz sechs der britischen Charts erreichte. Im Oktober 1979 folgte ihr selbstbetiteltes Debütalbum. In den nächsten zwei Jahren feierte die Band viele Erfolge. "Ghost Town" aus dem Jahr 1981 war ihr wohl bekanntester Hit, er stand drei Wochen an der Spitze der britischen Charts. Der Videoclip, der in dem Geburtsjahr von MTV noch etwas ziemlich Neues war, zeigt die Band zusammengestaucht in einer alten schwarzen Vauxhall-Limousine, während sie miesepetrig durch Londons verödete Innenstadt fährt. Vielleicht war die schlechte Laune gar nicht gespielt. Die Gruppe hatte sich, endlich wirklich erfolgreich, gerade im Streit getrennt. Ironischerweise mit ihrem größten Meisterwerk.

Die 1977 in Coventry gegründeten Specials waren politisch bedeutender, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Auch wenn Ska der Sound der karibischen Einwanderer war: Die Zusammensetzung der Specials aus schwarzen und weißen Bandmitgliedern galt als revolutionär. Und ihre Gesellschaftskritik war beißend. "Ghost Town" beklagte die depressive Stimmung, die um 1980 auf England lag. "Too Much Too Young" machte ganz offen Teenie-Schwangerschaften in der Unterschicht zum Thema. Die Gruppe griff aber auch rassistische Diskriminierung in Großbritannien und den Verfall gesellschaftlicher Strukturen auf.

2019 gab es eine Reunion

Nach Abgang bei den Specials gründete Hall die Gruppe Fun Boy Three, die den kleinen Clubhit "The Lunatics (Have Taken Over The Asylum)" hervorbrachte. Später brachte er einige Specials-Mitglieder 2019 unter altem Namen wieder zusammen. Hall arbeitete mit Tricky und den Gorillaz. Die Band würdigte ihn als "einen der brillantesten Sänger, Songwriter und -texter, die dieses Land je hervorgebracht hat".

Die Melancholie, die Hall stets umgab, war nicht gespielt. Der Sänger, der seine Frau und einen Sohn, sowie zwei weitere Kinder aus erster Ehe hinterlässt, verarbeitete in seinen Songs unter anderem auch extrem belastende Kindheitserfahrungen. Er war eigenen Angaben zufolge im Alter von zwölf Jahren von einem Lehrer entführt und mehrere Tage lang sexuell missbraucht worden.

SpotOnNews · DPA
rös

PRODUKTE & TIPPS