Zugegeben – auch auf diesen Seiten wurde früh, sehr früh, also praktisch von Anfang an, auf die Leopardin als Siegerin gesetzt. Stimmgewaltig, mondän, rätselhaft, den Titel eigentlich so sicher wie eine bajuwarische Kickertruppe, aber dann kam es doch ganz anders. Besiegt, von einem, der doch eigentlich schon längst ausgestorben ist. Doch, first things first, immer schön der Reihe nach. Bei der Schildkröte nämlich war man sich an dieser Stelle ebenfalls sicher, das musste einfach Thomas Anders sein. Ruth und Rea sahen das ebenfalls so, auch wenn ihr beim Anblick seiner – zur Feier des Tages – offen getragenen Haare die Frage herausrutschte, ob die eigentlich immer schon so grau gewesen seien. Probleme, mit denen Gastjuror Joko Winterscheid vorerst noch nicht zu kämpfen hat.
Grau bei ihm jedoch auch ein ganz gutes Stichwort, das Grauen sein Oberteil, eine mit Show- und Senderlogos übersäte Joppe, eine Mischung aus Kellnerjacket und Formel-1-Anzug aus dem Schwarz-Weiß-Fernsehen. Was soll’s, Werbung muss sein. Wie schon seine Vorsitzer an dieser Stelle, war auch Joko nicht nur gekommen, um mitzuraten, sondern auch, um Promo zu machen. Dafür gab es dann aber schmucke Ratereien on top, sogar welche, in denen verbotene Substanzen eine Rolle spielten. Im Gegensatz zu Ruth’n’Rea tippte Joko bei der Schildkröte auf Campino, und wenn der es denn sein sollte – Grüße an die Clubber auf Ibiza – dann würde der Lange mit der Brille "mit euch allen heute LSD nehmen". Na, das sind doch mal Aussichten, auch wenn hier dann schließlich doch keine bewusstseinserweiternden Drogen verabreicht wurden, denn die Schildkröte war tatsächlich der gute Thomas Anders.
Der Dino überzeugt mit Robbie Williams' "Angel"
So richtig eindeutig wird das nicht gewesen sein, was die Anruferstimmen angeht. Bei den vier Finalisten war die Leistungsdichte doch sehr eng beieinander. Der Dino schmetterte "Control" von Zoe Wees äußerst solide. Der Flamingo drückte mit Calum Scotts "You Are The Reason" mächtig auf die Tränendrüse, inklusive seiner eigenen. Und während die Leopardin unter anderem klassisch "Carmen" zum Vortrag brachte, reichte es für Turtle-Thomas dann doch nicht ganz. Der trug es mit Fassung, verschwitzt ("25.000 Grad im Kostüm") und sympathisch entspannt.
Die verbliebenen drei Kandidaten traten erneut an. Der Dino adaptierte Robbie Williams’ "Angel" kompetent und überzeugte nicht nur Ruth ("Otto Waalkes ist das nicht") und Joko ("Ich denke nicht genug um die Ecke"), sondern vor allem Rea. Der sah im Schlafanzug-Dino keinen geringeren, als den "german Robbie" – und wie seit Wochen schon seinen besten Freund – Sasha nämlich. Der Flamingo hatte augenscheinlich bei den Singperlen und Vitaminen zweimal zugelangt, hier wurde getanzt, gepost, geträllert, als gäbe es kein Morgen. Was es dann letztlich auch nicht gab, denn – nachdem die Leopardin auch "Comfort me" mit Bestnote absolvierte – erwischte es den gefiederten Freund. Joko hatte in einer Art kreativer Trotzhaltung auf Thomas Hajo getippt, Rea, um ebenfalls irgendwie gegen den Strom zu schwimmen, auf Giovanni Zarella, nur Ruth lag diesmal richtig: Im Kostüm des feschen Flamingo verbarg sich Ross Antony.
"The Masked Singer"-Finale: Dino gegen Leopardin
Im finalen Finale also der ultimative Showdown zwischen dem Dino und der Leopardin, beide mit ihrem jeweiligen Lieblingssong aus den bisherigen Shows. Der Zahnbürsten-Zampano mit den Eisenzähnchen schwofte sich durch den Medley aus "Rapper’s Delight" und "Get Lucky". Die Leopardin ließ es bei "Survivor" nochmal so richtig scheppern, was vor allem Joko, der Magie des Kopfhörer-Sounds ausgesetzt, so richtig abholte: "Ich verneige mich". Mit seiner Behauptung, hier die kommende Siegerin gesehen, und vor allem gehört zu haben, lehnte der Gast am Pult sich dann jedoch etwas zu weit aus dem Fenster. Irgendeine Schwingung lag plötzlich in der Luft, als könnte es für die Favoritin mit dem majestätischen Monokel auf den letzten Metern dann doch nicht reichen. Und fürwahr: Als das finale Glöckchen die Entscheidung anbimmelte, der Notar mit zitternder Hand zu Ende ausgezählt hatte, stand der Sieger fest – der Dino.

Und nachdem die Leopardin sich ihr Inkognito abgestreift hatte und mit Cassandra Steen jene großartige Soul-Diseuse zum Vorschein, die die Jury seit Wochen vermutet hatte, ging es auch dem Dino an den Kragen. Und siehe da: Es handelte sich, wie vielfach vermutet, um Reas besten Kumpel Sasha. Zwei Probleme, die der Gewinner der vierten Staffel zu bewältigen hatte: Die Transpiration in seinem Kostüm – und den Umstand, dass er Rea "so hardcore belügen musste". Der jedoch hatte ihm längst verziehen, und nachdem die Gewinnerin der letzten Staffel, Sarah Lombardi, dem Gewinner dieser Staffel den überdimensionierten Pokal überreicht hatte, gab es in den Konfettiregen gleich noch den Appetizer: Die fünfte Staffel ist bereits unter Dach und Fach. Im Herbst geht es weiter.