Stell dir vor, du bist gerade Dschungelkönig geworden und findest den Weg zur eigenen Krönung nicht. "Da lang? Wo soll ich denn hin?", stolperte Filip Pavlović auf einem Trampelpfad im südafrikanischen Dickicht umher. Kein Monty Python am Wegesrand, der ihm den entscheidenden Tipp hätte geben können ("Zur Krönung? Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur eine Krone!"). Selbst, als vor ihm auf dem Boden der Rote Teppich begann, verstand Filip nur Bahnhof. "Ich bin nicht die hellste Kerze auf der Torte", hatte er zuvor in einem seiner letzten Aufrufe an die Zuschauer, doch bitte für ihn zu voten, auch ganz offen zugegeben. "Aber das scheint euch nicht zu stören." Dann küsste er zum 178. Mal unser aller Augen.
Nachdem Sonja Zietlow, in einem vorherigen Leben Pilotin, ihn mit lauten Rufen doch noch heil zur Zeremonie gelotst hatte, setzte sich Filip ungefähr so würdevoll auf seinen Thron, als würde er in sich fix noch in die letzte Reihe des X3er-Busses quetschen. Für Nicht-Hamburger: ein Schnellbus, der stets gut gefüllt ist. Auf das Zepter, das ihm gereicht wurde, stützte er sich ab, seine Dschungelkrone aus Blumenschmuck hing ihm dabei schief auf dem Kopf. "Soll ich jetzt noch was sagen?", guckte Filip die beiden Moderatoren fragend an.
Man konnte in diesem Moment nur ahnen, ob sie sich verbeugen oder doch eher verbiegen vor Lachen. Daniel versuchte es mit einer untertänigen Antwort auf die Frage von König Filip, dem Verpeilten: "Ich weiß es nicht, ich war noch nie König. Ich bin nicht würdig." Filip setzte zu seiner Rede an und wiederholte schlicht, was Daniel gerade gesagt hatte: "Ich war noch nie König. Ich bin nicht würdig." Dann küsste er zum 179. Mal unser aller Augen.
#teamfilip stand hinter ihm
Es war am Ende kein überraschender Sieg des Hamburgers. Auch, wenn Anouschka Renzi es nie verstehen wird: Als "Reality-Mensch" hat Filip Hunderttausende Follower auf seinen Social-Media-Kanälen und erreicht damit auch gerade die junge Zielgruppe der #IBES-Zuschauer. Sein bester Kumpel, "Bachelor in Paradise"-Kollege Serkan Yavuz, hat sich tagtäglich als Begleitung in Südafrika die Hände wund getippt und auf Instagram für #teamfilip getrommelt.
Ekel-Festmahl, Aalbad und Schlangengrube: So widerlich war das Dschungelfinale

Dschungel-Anpeitscher Thorsten "Kasalla" Legat hat ihm den Sieg ebenso gewünscht wie ein gewisser Bundeskanzler-Account mit dem Konterfei von Olaf Scholz: Real oder Fake – nicht wirklich wichtig. Die Geschichte, dass Filip den als steif geltenden Scholz früher öfters in der Shisha-Bar gesehen haben will, ist eine, die hängen geblieben ist. Ebenso wie der Satz, den Filip während einer Nachtwache zu Anouschka Renzi sagte, die dessen Wahrhaftigkeit aber, wie so vieles, überhörte: "Das Schwierigste im Fernsehen ist, sich selbst zu spielen ", sagte Filip da.
Er werde oft unterschätzt, müsse sich immer beweisen. 2021 erkämpfte er sich die Wild Card für den diesjährigen Dschungel. Er nutzte seine Chance von Anfang an konsequent, stets mit vollem Teamgeist, Grinsen im Gesicht und ohne zu Murren – Würgegeräusche zählen nicht. "Deshalb sind wir hier: Nicht, um Prüfungen zu verweigern, sondern um uns unseren Ängsten zu stellen", sagte er Sätze, die man in diesem Format einfach gern hört. Bei seiner letzten Dschungelprüfung ließ er sich auf dem Boden anketten und mit Krokodilen, Riesenkakerlaken, Ameisen und Schlangen überschütten: "Ich habe so Angst!" schrie er – und tat es trotzdem.
Kein Köönig
Harald Glööckler gab da schon sonnen-bebrillt und hochnäsig Interviews, in denen er sagte, "ein König wälzt sich nicht im Dreck". Er gehe "mit erhobenem Haupt" aus dem Dschungel und überhaupt sei sein Plan bestens aufgegangen: "Ich habe stattgefunden", bilanzierte der Glööckler berechnend, "meine Tapetenkollektion in Baumärkten ist bestimmt richtig gut gelaufen in der Zeit, wo ich hier drin war." Merke: Ein König, der sein Volk für dumm verkauft, muss sich nicht wundern, wenn die Untertanen sich abwenden. Der vierte Platz für den Schönwetter-Vegetarier geht somit mehr als in Ordnung.
Manuel ist Sieger der Herzen
Platz 2 wäre in einer gerechteren Welt an den Underdog des Camps gegangen, an Manuel Flickinger. Mit Filip teilt er sich Herz und Unvoreingenommenheit. "Eine halbe Avocado – boah, isch sterb!", geriet er beim Anblick einer Essensration in Verzücken. Dass ihm bei seiner letzten Prüfung seine Aquaphobie (bitte googeln sie das!) einen Strich durch die Rechnung machte, ärgerte ihn zwar, aber sei’s drum: "Ich habe es immerhin versucht." Die Zuschauer erkannten die feinen menschlichen Qualitäten des Mannes, an dem das Label "seltsamer 'Prince Chaming'-Kandidat" klebte und trugen ihn auf Platz 3.
Dass Eric Stehfest sich den zweiten Platz sichern würde, daran hätte vor einer Woche wohl nicht mal er selber geglaubt. Damals, als er die Prüfung verweigerte, weil er kein "Fressen" erspielen wollte für Menschen, "die mich nicht leiden können." Als Retourkutsche musste er im Finale die wohl ekelhafteste Essensprüfung ever, ever, ever absolvieren. Zu schlucken: ein ganzes Tier-Gehirn, Teile eines Herzens, Larven, Urin, hastenichtgesehen. Die Liste der Abscheulichkeiten war so lang, dass Daniel Hartwich sich die Moderationskarte schützend vors Gesicht hielt. "Wir sind wirklich impressed", staunte Sonja Zietlow und das konnte man auch nur sein.
"Meine Frau und ich haben den Sieg verdient"
Er sei "gerade angstfrei", hatte Stehfest zuvor zu Protokoll gegeben, die Situation erinnere ihn an eine Zeit "als ich 16 oder 17 Jahre alt war" und nichts unmöglich schien. Dass er danach die Getreuen einer scheinbar real existierenden "Stehfest-Armee" für ihre Loyalität lobte und mit ernstem Blick verkündete "meine Frau und ich haben den Sieg verdient", war dann aber doch wieder ein Spur zu creepy.
Während Eric sich sein "Best Of" der vergangenen zwei Wochen anschauen konnte, lief der frisch gekürte Dschungelkönig durchs leer gefegte Camp und konnte seinen Triumph nicht fassen. Immer wieder bedankte er sich. Irgendwann guckte Filip nach oben in die Baumkronen und hielt nach alten Bekannten Ausschau, die ihn in den vergangenen zwei Wochen regelmäßig malträtiert hatten. "Wo seid ihr Affen?", rief er und grinste, "jetzt könnt ihr mich ruhig anscheißen, es ist mir egal. Ich bin Dschungelkönig!"