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ESC 2022 Analyse Überraschung: Nur eine Jury wertete Deutschland auf den letzten Platz – darum gab es trotzdem null Punkte

Malik Harris sitzt im Greenroom in Turin und verfolgt die Punktevergabe
Vergebliches Warten auf Jurypunkte: Malik Harris sitzt im Greenroom in Turin und verfolgt die Punktevergabe
© Jens Büttner / DPA
Null Punkte von den Jurys: Das ist das magere Ergebnis von Deutschland und Malik Harris beim ESC 2022 in Turin. Doch die Datenanalyse zeigt: Die Jurys bewerteten ihn besser, als es scheint.

Wieder Letzter. Dieses Mal sogar mit null Punkten von den Jurys. Deutschland schnitt mit Malik Harris und seinem „Rockstars“ beim Eurovision Song Contest 2022 in Turin noch schlechter ab, als viele befürchtet hatten. Bei Fans und in der deutschen Delegation bestand zumindest die Hoffnung, dass sein gesangliches Talent von den Musikexperten in ganz Europa gewürdigt würde. Vergebens. Doch die Datenanalyse zeigt, dass er besser bewertet wurde, als es das Gesamtergebnis vermuten lässt.

Das Juryvoting macht 50 Prozent des Gesamtergebnisses beim ESC aus. Insgesamt fünf Musikexperten aus jedem Teilnehmerland bilden die nationalen Jurys. Jeder rankt alle 25 Titel durch. Die Ergebnisse werden dann addiert und es entsteht ein gemeinsames nationales Juryergebnis. Noch am Sonntag veröffentlichte die Europäische Rundfunkunion (EBU) die einzelnen Stimmabgaben aus jedem Land und von jedem Juryvoting. Mit einem erstaunlichen Ergebnis.

Nur eine ESC-Jury setzte Harris auf den letzten Rang

Nur eine einzige der 40 Jurys wertete Harris auf den letzten Platz, nämlich Finnland. Alle anderen sahen ihn weiter vorne, zum Teil sogar im guten Mittelfeld. Australien und Österreich sahen den 24-jährigen Deutschen auf Platz 11. Somit verfehlte er eine Punktewertung aus diesen beiden Ländern nur um einen Rang. Kroatien rankte ihn auf die 12, Nordmazedonien auf die 13, Israel, Spanien und Lettland auf die 14. Insgesamt sahen viele Jurys ihn im Mittelfeld. Trotzdem erhielt Harris am Ende null Punkte im Juryergebnis.

Woran liegt das? Die null Punkte sind dem Punktesystem geschuldet und ergeben sich aus der Arithmetik. Denn einen Punkt erhält nur der- oder diejenige, die es bei einen der Jurys in die Top Ten schafft. Das ist Harris leider nicht gelungen. Dieses Punkteprinzip wird oft auch als „The Winner takes it all“ bezeichnet. Fairer wäre ein System, bei dem alle Kandidaten die Punkte bekommen, die ihrem Ranking entsprechen.

Kritik an ESC-Punktevergabe bereits seit Jahren

Bereits 2014 nach dem letzten Platz von Ann-Sophie („Black Smoke“) gab es Kritik am Punktesystem des ESC. Daraufhin wurde die Anzahl der zu vergebenden Gesamtpunkte verdoppelt. Die Wahrscheinlichkeit gar keine Punkte zu bekommen, ist damit kleiner geworden. Doch auszuschließen ist sie nach wie vor nicht. Die Schweiz zum Beispiel wurde in diesem Jahr mit null Punkten aus dem Zuschauervote abgestraft. Hier erhielt Harris immerhin sechs Punkte. Ein schwacher Trost.

Hinweis: In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, dass keine Jury Harris auf den letzten Rang gewertet habe. Das ist falsch. Wir haben den Fehler korrigiert. 

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