Helge Schneider mag sich bereits im Herbst seiner Karriere befinden, doch was die Qualität seiner Auftritte angeht, verhält es sich wie mit einem guten Whisky: Sie werden im Alter immer besser. Erst vor wenigen Tagen nutzte der 60-Jährige die wegen einer Terrorwarnung abgesagte Lesung für eine Performance der besonderen Art: Er filmte sich in seinem Hotelzimmer, wie er genüsslich eine Mandarine pellte und den Terroristen drohte: "Wenn das so weitergeht und ich morgen auch noch mal absagen muss, dann komme ich Donnerstag wieder." Damit landete Schneider einen Facebook-Hit - und setzte einen schönen Kontrapunkt zur allgemeinen Terrorangst.
Am Donnerstag war der Komiker zu Gast bei Jan Böhmermanns "Neo Magazin Royale" - und zeigte eine ganz anderer Seite. Zwar ließ sein Erscheinen mit Badekappe einen klamaukigen Auftritt befürchten. Doch schnell stellte sich heraus: Schneider war in musikalischer Mission unterwegs. Zusammen mit Rapper Dendemann und dessen Studioband, Die freie Radikale, gab er seinen "Möhrchensong" zum Besten.
Die Band gab zunächst den Groove vor und Dendemann rappte ein paar Zeilen, doch dann haute Helge Schneider in die Tasten: Was die Zuschauer zu hören bekamen, waren wohl die aufregendsten drei Minuten Musik seit Bestehen des "Neo Magazin Royale". Am Ende gab es stehende Ovationen vom Studiopublikum.
Auch in der vorangegangenen Sendung war es eine Musikdarbietung, die den Höhepunkt setzte. Jan Böhmermann hatte ein Video in Gangsta-Rap-Manier produziert, das er hier erstmals vorführte. Darin warnt er gewaltbereite Halb- oder Vollstarke vor seinem besten Freund, der Polizei. Nach dem Motto 'Tu mir nichts, denn die Polizei ist eh stärker als du' oder direkt zitiert "Du hast ein Problem? Ich hab Polizei" will er ihnen die Stirn bieten. In dem Video imitiert er die Ästhetik von Straßenrap-Videos, auch musikalisch klingt der Song wie aus der Schmiede von Haftbefehl oder anderen Gangsta-Rappern.