Seit Jahrzehnten erschüttern immer wieder Skandale um Kindesmissbrauch die katholische Kirche. Und seit kurzem ist auch die Rolle des ehemaligen Papstes Benedikt alias Kardinal Ratzinger Teil von internen Untersuchungen. Höchste Zeit also, den Skandal in der "heute-show" zu behandeln. Und dabei ganz klar zu fragen: "Ist der Laden überhaupt reformierbar?"
Schon die Einstiegsgrafik zeigt, in welche Richtung es in dem Segment geht: "Sixtinische Kapelle" prangt es im Hintergrund, während Moderator Oliver Welke den sogenannten "Synodalen Weg" erklärt, der sich mit den Vorwürfen beschäftigt. "Da diskutieren zu gleichen Teilen Klerus und Laien. Also die paar Laien, die noch glauben, ihre Kirche könnte eines Tages im 21. Jahrhundert ankommen", flachst Welke. Und macht schon mit dem ersten Zitat klar, dass das bei einem Teil der Kirche wohl eher nicht passiert.
Doppelte Gurkentruppe
Einer der beteiligten Kleriker wollte nämlich mit einer Studie belegen, dass die Befragungen der misshandelten Kinder schädlicher seien als "der im Grunde genommen harmlose Missbrauch." Welke kann das natürlich nicht unkommentiert lassen. "Hui", entfährt es ihm schnell. Selbst wenn man sich im Nachhinein hinter der Studie zu verstecken versuche, seien solche Zitate dann eher "kein guter Einstieg für eine solche Versammlung", hält er sich vornehm zurück.
Nur eine kirchliche Aussage findet Welke dann doch gut: Ein Kleriker aus Köln hatte den Zustand der Kirche Satire-tauglich auf den Punkt gebracht: "Wir sind doch ne Gurkentruppe, wie man auf Kölsch sagt", ärgerte der sich. Sehr zur Freude Welkes. "Gurkentruppe – passt in dem Kontext leider doppelt", schiebt er hinterher.

"Beihilfe zum Missbrauch"
Auch der deutsche Papst Benedikt ist plötzlich selbst Teil des Skandals, leitet der Moderator über. Ihm sei ein Fehlverhalten in Vertuschungsfällen bescheinigt worden. Und: Er hätte in der ersten Sitzung dann noch gleich die Unwahrheit gesagt, erläutert Welke die Verstrickung des ehemaligen Kardinals. "Er war in einer entscheidenden Sitzung eben doch dabei", als es um einen pädophilen Priester ging. Und plötzlich sei "wissenschaftlich bewiesen: Der Papst ist gar nicht unfehlbar!", gibt sich Welke unter Blitzeffekten schockiert. "Was kommt als nächstes raus? Der Papst boxt gar nicht im Kettenhemd?"
Das konsequente Versetzen durch Missbrauchsvorwürfe aufgefallener Prister habe "noch mehr Kinder in Gefahr gebracht", echauffiert sich Welke nachvollziehbar. "Aber naja, das sind halt die Feinheiten des Kirchenrechts und der kirchlichen Moral", fügt er an. Er sehe es allerdings als "Beihilfe zum Missbrauch".
Wo bleibt der Staat?
Welkes Forderung lautet daher: Die Kirche muss die geheimen Personalakten zu den bekannten Missbrauchs-Skandalen herausrücken. Denn: "In Deutschland hat es noch nie eine staatsantwaltschaftliche Durchsuchung in irgendeiner Kirchenverwaltung gegeben", nimmt Welke nun auch die staatlichen Stellen aufs Korn.
"Wie wäre das wohl, wenn der Staat auch andere Delikte oder andere Kriminelle so verfolgen würde wie die katholische Kirche? Wenn die Polizei einen Drogendealer auf frischer Tat mit Koks erwischte, käme der nicht mehr vor ein normales Gericht, sondern vor ein internes Gericht des Drogendealerverbandes", führt er den Zuschauern die Absurdität der Lage bildlich vor Augen. Der Dealer müsste sich nur reumütig zeigen und würde dann zur Strafe an eine andere Straßenecke zum Dealen versetzt. "Direkt neben dem Spielplatz."
Da wundert es nicht, dass Welke auch einen praktischen Tipp für Kirchenmitglieder hat, die genug haben, aber wegen des Andrangs keinen Termin für den Austritt bekommen: "Für den Austritt reicht tatsächlich eine schriftliche Erklärung, die sie dann vom Notar beglaubigen lassen", zwinkert er. Dann reiche es, das Austrittsschreiben beim Amtsgericht in den Briefkasten zu werfen. "Zack, ausgetreten. Ohne Termin", freut sich Welke und nimmt einen großen Schluck aus der Tasse mit "Ich bin dann mal raus"-Aufdruck.
"Tinder statt Kinder"
Die nun vorgeschlagene Ehe für Pfarrer sei aber keine Lösung, glaubt der als "Experte" eingeladene Olaf Schubert. "Ein paar Priester mögen von der Ehe träumen. Aber ich bin verheiratet – und träume vom Zölibat", witzelt der über seine Ehe. Die Heirat gehe schließlich erst ab 18 Jahren. "Und mit 18 sind die meisten Probanden für die Priester dann ja nicht mehr attraktiv." Stattdessen sollten die Kleriker lieber erstmal Erfahrungen sammeln, findet er. "Tinder statt Kinder."
An eine Reform der Kirche will er nicht so recht glauben. "Wenn du den toten Hamster neu lackierst, dann sieht er vielleicht schicker aus. Aber er wird dadurch ja nicht auferstehen." Die Leute, die von der Kirche angezogen würden, schätzten ja das skurrile Alte, glaubt er. "Kirche modernisieren – nur aus energetischen Gründen. Diese großen Fenster, da zieht’s ja ganz schön rein."
Quelle: ZDF