Seit die "heute-show" 2009 das erste Mal auf Sendung ging, konnten sich Oliver Welke und sein Team nur an einer einzigen Kanzlerin abarbeiten: Angela Merkel wollte das Bundeskanzleramt einfach nicht aufgeben. Doch ausgerechnet in der heißesten Phase des Bundestagswahlkampfes, in der auch ihre Nachfolge entschieden wird, war die Sendung in der Sommerpause. In einem Extra versuchte sie jetzt, die verpassten Chancen wieder aufzuholen.
Für die "heute-show Extra Spezial Kompakt Brennpunkt" getaufte Sonderfolge haben sich Außenreporter Lutz van der Horst und Fabian Köster viel Zeit genommen – und sind den Parteien und ihren Kandidaten durch ganz Deutschland gefolgt. Also zumindest den drei Kanzler-Kandidat:innen Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock.
Olafs Werk und Armins Beitrag
Dabei gab es für die beiden Satiriker vor allem ein Thema: den Absturz Laschets und der dadurch überraschend offene Wahlausgang. "Das kann man nicht absprechen. Damit punktet er definitiv", muss sogar ein SPD-Wahlkämpfer auf die Frage zugeben, ob Scholz vor allem deshalb Chancen habe, weil niemand Laschet als Kanzler will.
Doch auch die anderen Kandidaten bekommen ihr Fett weg. "Herr Scholz. Eine geschlossene, optimistische Partei. Jetzt mal ehrlich: Ist das noch ihre Partei?" provoziert van der Horst den SPD-Kandidaten mit Anspielungen auf die in den letzten Jahren oft als zerstritten und hoffnungslos wahrgenommene Partei. Doch der lässt sich nicht ärgern.
Scholz lässt sich nicht ärgern
Die SPD habe immer für Gerechtigkeit und Freiheit gekämpft, so Scholz. Und ihn habe immer getragen, dass das auch Menschen bewusst war, die die Partei nicht wählen. "Das haben Sie also nicht vergessen all die Jahre? Im Gegensatz zu den Treffen mit CumEx-Bankern?", fragt Köster feixend nach. "Das habe ich jetzt als Witz erwartet", lacht Scholz die Kritik an seinem Verhältnis zu den Skandal-Bankern weg.

"Haben Sie sich schon bei Laschet und Baerbock bedankt? Die haben ja auch viel Wahlkampf für Sie geleistet", versuchen ihn die Satiriker aus der Reserve zu locken. Doch Scholz betont lieber, dass es ihm nicht um Häme und Spott geht. Das Angebot, dass van der Horst bei einem Kanzler Scholz auch wieder in die SPD eintreten würde, weil er "Erfolgsfan" sei, findet dann aber auch der trockene Scholz sehr lustig. Und bietet an, das Parteibuch dann gerne selbst zu übergeben.
Kein Stich bei den Grünen
Auch bei den Grünen laufen die beiden bei einer Bürgerfragerunde zunächst einmal auf. "Das ZDF möchte auch, das machen wird nicht", bekommen sie auf ihre Wortmeldung zu hören. "Wir sind auch Bürger", protestieren sie noch, bis Robert Habeck sie mit einem lachenden "...aber Bürger mit privilegiertem Zugang" ruhig stellt.
Auch sonst lässt der Beinahe-Kanzlerkandidat der Grünen die beiden Satiriker nicht groß zu Wort kommen. Als sie ihn später vors Mikro bekommen und fragen, wie peinlich es den Grünen sei, noch hinter der Union zu sein, "obwohl die nicht mal einen richtigen Kandidaten aufgestellt haben", feixt er ihnen nur ein "peinlich für die Union" ins Mikro. Und zieht ab.
Annalena Baerbock ist da direkter. "Es ging auf und ab in den letzten Wochen, ich habe mich geärgert über mich. Aber mal gucken, was rauskommt im September, wer dann vorne liegt." Immerhin beweist die Grünen-Kandidatin Humor: Als Köster sie um das erste Exklusivinterview nach ihrer Wahl zur Kanzlerin bittet, bietet sie ihm stattdessen eine Ausgabe ihres umstrittenen Buches an.
Laschet verplappert sich
Damit reagieren beide Kandiat*innen deutlich besser als der Dritte: Armin Laschet. Als Fabian Köster den bei einem Wahlkampfauftritt in Sankt Peter-Ording besucht, ertönen aus dem Publikum "Wir wollen Markus Söder"-Rufe. Als Köster den CDU-Kandidaten fragt, was das in ihm auslöst, erhält er nicht nur keine Antwort. Sondern wird mit den Worten "Wir machen mal weiter in Ruhe" von einem Mitarbeiter Laschets abgedrängt und zur Seite geschoben.
Mehr als einige Nichtantworten sind auch bei späteren Versuchen nicht zu bekommen. Auf die Frage nach der Stimmung vor Ort antwortet Laschet nur, dass es an "Ost- und Nordsee" (Sankt Peter-Ording liegt an der Nordseeküste) stürmische Stimmung gegeben habe. "Ist das schon der Gegenwind?", schießt es gewohnt schlagfertig aus Köster heraus. "Es war windig", bleibt Laschet gefasst. Die Stimmung sei gut, wenn er Menschen treffe, seien die freundlich, betont er.
"Der Wahlkampf geht jetzt in die heiße Phase, in den Umfragen geht es für Sie immer weiter nach unten", ärgert Köster den CDU-Kandiaten. "Ist das die endgültige Sozialdemokratisierung der CDU?" Da muss selbst Laschet schmunzeln. "Nein, geht auch wieder rauf", versucht er es mit schmunzelndem Optimismus. "Jetzt habe ich Sie immerhin zum Lachen gebracht. Das war das Bild, das ich auch kreieren wollte", legt der ZDF-Mann in Anspielung an Laschets Lachfoto während der Flutkatstrophe nach. "Das hab ich mir gedacht", kommt nur als Antwort.
Quelle: heute-show