Herbert Feuerstein, der am heutigen Freitag 70 wird, sich aus diesem Anlass neulich mit Harald Schmidt über den Rhein schippern ließ, was der WDR um 21.45 Uhr ausstrahlen wird - dieser Herbert Feuerstein war vieles: Amerika-Korrespondent von "Pardon", Chefredakteur von "MAD" und Leiter eines Satireverlags. Vor allem aber war er einer der größten Sidekicks, die das deutsche Fernsehen kannte.
Ein Stichwortgeber also, ein Zweite-Geige-Spieler. Einer, dem das Publikum sich naturgemäß näher fühlt als dem perfekten Protagonisten. Denn wir sind nicht so cool wie Batman, weit weniger genial als Sherlock Holmes, kein Allesdurchdringer wie Derrick - wir sind Robin, Dr. Watson, Harry.
Showmaster, die etwas auf sich hielten, legten von jeher Wert auf einen stimmigen Sidekick. Weil der sie einerseits in ihrer Größe bestärkte, andererseits aber unablässig an ihrer Unfehlbarkeit kratzte und sie dadurch menschlicher erscheinen ließ. Carrell hatte beim "Laufenden Band" den dicken Heinz Eckner. Vico Torriani im "Goldenen Schuss" den Bruno, der den Bolzen reichte. Und Raab legte sich irgendwann, nun ja, Elton zu. Oft war der Sidekick weiblich, nannte sich Assistentin, bei Thoelke hieß sie Beate, bei Rosenthal Monika, die nach dessen Tod bei Dieter Thomas Heck Unterschlupf fand.
Feuerstein saß am Katzentisch
Harald Schmidt hatte, als er noch ein Revolutionär im deutschen Fernsehen war, damals bei "Schmidteinander", seinen Feuerstein. Der saß mit Hundeblick am Katzentisch. Gab in Filmchen den Kasper. Und wurde Zuschauers Liebling. Irgendwann war Ende mit "Schmidteinander". Feuersteins Nachfolger als Scherge im Late-Night-Reich des alle überragenden Schmidt, Manuel Andrack, blieb weit hinter ihm zurück: in Witz, Geist und Liebenswürdigkeit.
Oliver Pocher nun, der ab Oktober an des Meisters Seite sitzen wird, sieht sich keineswegs als Sidekick. Das tat er neulich, programmatisch apodiktisch, im "Spiegel" kund. Er sei ja einer, der mit Schmidt "im verbalen Schlagabtausch Partner auf Augenhöhe ist und mit dem er sich messen kann". Wer allerdings vor wenigen Wochen sah, wie Pocher bei Schmidt zu Gast war, um seinen Kinofilm zu bewerben, gewann eher den Eindruck: Da darf der Praktikant mal zum Chef an den Tisch.
Zumal es ja nichts Ehrenrühriges ist, Sidekick zu sein. Martin Jente, ein hoch gebildeter Mann, gelernter Schauspieler, Kabarettist und Produzent von "Einer wird gewinnen", war sich nicht zu schade, am Ende jeder Show als Butler verkleidet dem großen Kuli in den Mantel zu helfen.
Der Affe als Sidekick
Dieser Herr Martin wiederum machte Blacky Fuchsberger sehr neidisch, der damals die andere große Show der ARD moderierte, "Auf los geht's los". Fuchsberger, darüber schreibt er in seinen gerade erschienenen Memoiren, holte sich daraufhin einen Affen an seine Seite: Charly, betreut vom Tiertrainer Althoff. "Er muss Sie als Alpha-Affen anerkennen", sagte Althoff zu Fuchsberger. "Er muss das Gefühl bekommen, dass Sie stärker sind als er."
Fortan hatten die beiden viel Spaß miteinander. Das Publikum auch. Charly und Blacky trugen die gleichen Anzüge, die gleichen Krawatten, die gleiche Brille. Am Ende der Sendung trat Charly auf und drückte Blacky einen Brief in die Hand, in dem sämtliche Fehler aufgelistet waren, die dieser sich den Abend über geleistet hatte.
Eines Tages aber geschah es, dass der Affe bockig wurde. Althoff drückte Fuchsberger einen Knüppel in die Hand und sagte: "Wenn er das nächste Mal nicht gehorcht und anfängt zu maulen, hau ihm damit eine über den Kopf." Was Fuchsberger, guter Mensch, der er ist, freilich nicht tat. Worauf Charly ihm in der Livesendung in die Hand biss. Was das Ende seines Sidekicktums bedeutete. Harald Schmidt, dies nur als wohlgemeinter Ratschlag, sollte sich für Oktober vielleicht schon mal einen Knüppel zulegen.