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"Black Lives Matter" Rassismus-Diskussion nur mit weißen Gästen? Maischberger wird scharf kritisiert

"maischberger. die woche"
"maischberger. die woche": Kritik an Gästeauswahl 
© WDR/Markus Tedeskino
Sandra Maischberger will in ihrer Talkshow über Rassismus und die Unruhen in den USA sprechen. Doch die Gästeauswahl der Redaktion sorgt im Vorfeld für Kritik. Mittlerweile hat die Redaktion reagiert. 

Die Demonstrationen und Ausschreitungen in den USA, die auf den Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizisten folgten, sorgen auch in Deutschland und in deutschen Talkshows für Diskussionen. Doch statt diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die Rassismus am stärksten zu spüren bekommen - schwarze Bürger und Bürgerinnen - hat sich die "maischberger. die woche"-Redaktion dazu entschlossen, nur weiße Gäste einzuladen.

"maischberger. die woche": Kritik an Gästeauswahl

Am heutigen Mittwochabend sprechen Außenminister Heiko Maas, Börsenexpertin Anja Kohl, Journalist Dirk Steffens, Kolumnist Jan Fleischhauer und die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff unter anderem über das Thema Polizeigewalt in den USA. Als das Erste am Dienstag die geladenen Gäste bekanntgab, begann auf Twitter eine rege Diskussion. Fünf weiße Gäste, die über Rassismus in den USA zusammenkommen - in den Augen der Kritiker eine mehr als fragwürdige Entscheidung. "Liebe Kolleg*innen, bei allem Respekt davor, kurzfristig einladen zu müssen, diese Gästezusammenstellung ist nicht gerade klug", reagierte Journalistin Eva Horn. Die Aktivistin und Autorin Jasmina Kuhnke äußerte ihre Wut direkter: "Euer Fucking Ernst?! I mean, euer fucking, fucking Ernst?!", schrieb sie und fügte noch hinzu, "Hey, es fehlen noch Höcke, Weidel und Palmer in eurem Slot."

Nachdem der Shitstorm auf dem Kurznachrichtendienst Fahrt aufgenommen hatte, wurde auf dem Twitter-Kanal von "maischberger. die woche" Stellung bezogen. "Da es hier ja nun leider ein bisschen Verwirrung gab: Wie jeden Mittwoch machen wir auch morgen eine Sendung, in der wir die wichtigsten Themen der Woche diskutieren. Und natürlich beherrschen die Unruhen in den USA aktuell die Schlagzeilen", lautete die Erklärung. "Daneben wollen wir uns aber z.B. auch den weiteren Entwicklungen in der Coronakrise widmen, den Reisewarnungen, der Impfstoffentwicklung und dem Konjunkturpaket. Lasst uns doch erst mal die Sendung anschauen und anschließend gerne weiterdiskutieren. Machen wir das so?", schrieb die Redaktion mit einem zwinkernden Smiley.

Kritik von vielen Seiten

Eine Erklärung, die die Kritiker eher bestärkte als beschwichtigte. "Zu welchem dieser Themen besitzt Jan Fleischhauer die Expertise? Ich hab eine kleine Wette laufen und 30 Euro auf 'Impfstoffentwicklung' gesetzt, enttäuscht mich bitte nicht", schrieb Bestsellerautor Saša Stanišić. Jan Böhmermann antwortete schlicht: "Nein, das machen wir nicht so."

Die Journalistin Hatice Akyün störte sich an dem herablassenden Ton des Statements. "Wieso reden Sie mit uns so, als seien wir unerzogene Kinder, die Sie mit billigsten pädagogischen Mitteln beruhigen wollen? Nein, das machen wir jetzt nicht so. Kommen Sie mal auf Augenhöhe, dann diskutieren wir weiter", antwortete sie.

Die Abgeordnete Aminata Touré kommentierte das Statement ebenfalls. "Schwarze Menschen können sich tatsächlich auch zu diesen Themen positionieren", führte sie die Argumentation ad absurdum.Und auch "Let's Dance"-Jurorin Motsi Mabuse störte sich an der Erklärung der Redaktion. "Es ist tatsächlich okay, sich zu entschuldigen. Es ist okay zu sagen, dass man es besser machen wird. Wir sind hier, um einen Wandel zu unterstützen. Was nicht okay ist, ist anderen sagen zu wollen, sie hätten es nicht verstanden. Es ist die Zeit der Veränderung und es ist Zeit, zu lernen. Wenn es mehr Vielfalt gäbe, hätten wir eine andere Debatte. Ich werde nicht versuchen, ironisch, lustig oder sarkastisch zu sein, dafür ist das Thema viel zu wichtig für mich", schrieb sie.

+++ Update 13 Uhr +++

Mittlerweile hat die Redaktion von "Maischberger. die woche" zum zweiten Mal reagiert. "Die Redaktion war seit Sonntag im Kontakt mit mehreren möglichen, auch schwarzen, Gesprächspartner*innen zum Thema #Rassismus in den #USA. Zugesagt hat jetzt eine afro-amerikanische Germanistikprofessorin aus North Carolina", schreibt sie auf Twitter. Um wen es sich dabei handelt, wird in einem weiteren Tweet verraten. Eingeladen wurde die US-Wissenschaftlerin Priscilla Layne.

Auch Markus Lanz diskutiert nur mit weißen Gästen

Nicht nur Sandra Maischberger und ihre Talkshow werden kritisiert. Am Dienstagabend sprach Markus Lanz in seiner Sendung ebenfalls über Rassismus und "Black Lives Matter". Und auch er hatte trotz der Relevanz des Themas nur weiße Gäste geladen. "Deutschland hat ein Problem. Da bringen auch die jährlichen tollen Aktionen zum Diversity Day null, weil es nur Make-up ist, um gut da zu stehen und sich gut zu verkaufen", kritisierte die Gebärdensprachlerin Julia Probst. 

Auch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte zu einem Themen-Spezial am Dienstagabend nur weiße Gäste geladen, ergänzte die Auswahl nach heftiger Kritik dann aber noch um den Autoren Stehan Anpalagan. 

ls

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