Fast alle deutschen Zeitungen nehmen den Rauswurf von Eva Herman beim NDR zum Anlass, um mit der ehemaligen "Tagesschau"-Sprecherin abzurechnen. "Wer nach dem Motto '…es war nicht alles schlecht'. Über die NS-Vergangenheit räsoniert, kann möglicherweise mit Auflagenerfolgern rechnen, nicht aber mit der Duldung imn Kreisen ernsthaft und verantwortlich arbeitender Publizisten", schreibt etwa "Die Welt".
Einigkeit besteht darüber, dass der NDR mit der Kündigung die richtige Entscheidung getroffen hat. "Wer so viel Ignoranz an den Tag legt, hat auf deutschen TV-Bildschirmen nichts zu suchen", meint die Nordwest-Zeitung. Und die "taz" wundert sich vor allem darüber, dass der NDR mit dem Rauswurf Hermans bis September 2007 gewartet hat.
taz
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Hitler geht zwar immer, außer man verkauft sich selbst schlecht damit. Eine Bild-am-Sonntag-Schlagzeile "Eva Herman lobt Hitlers Familienpolitik" mag in jeder Hichtsicht kongenial sein - eine schöne Gelegenheit für BamS, das Mutterkreuzu samt verbotenem Hakenkreuz abzubilden - es ist jedoch nicht schmeichelhaft für den Gevbührensender NDR. Bis Samstag jedenfalls stand die NDR-Moderatorin nicht zur Disposition. Dass sich der NDR von rechtsidologischen Versatzstücken nun distanziert, ist selbstredend richtig. Dass er dazu bis September 2007 warten musste, ist schwer nachvollziehbar.
Frankfurter Rundschau
Frankfurter Rundschau
Es muss daran liegen, dass sie als Kind nicht gestillt wurde. Ihre Bindungsschwäche, ihr Durst nach Anerkennung. Ihre Fixierung auf das Ideal der Mutter als Milchkuh. Jedenfalls unterteil Eva Herman die Menschheit in zwei Klassen: in jene, die die Natur an ihrem Busen prächtigen Alphatieren genährt hat und jene, die von lieblosen Müttern mit Ach und Krach per Milchpulver aufgepäppelt wurden, was in der Folgen zu mentalen Ausfallerscheinungen führen kann.
Die Welt
Die Welt
Das (die Aussagen von Herman, die Red.) ist zwar sachlich nicht völlig falsch, politisch aber entweder naiv oder als Werbestrategie ganz besonders abgefeimt. Wer nach dem Motto "…es war nicht alles schlecht". Über die NS-Vergangenheit räsoniert, kann möglicherweise mit Auflagenerfolgern rechnen, nicht aber mit der Duldung imn Kreisen ernsthaft und verantwortlich arbeitender Publizisten. Die Selbst-Desavouierung Hermans könnte ihr letzter PR-Trick gewesen sein.
Nordwest-Zeitung
Nordwest-Zeitung, Oldenburg
Es ist nicht das erste Mal, dass Eva Herman ins gesellschaftliche Fettnäpfchen tritt. Diesmal hat sie jedoch, bar jeder historischen Kenntnis und ohne Gefühl für gesellschaftlichen Konsens, den Nerv eines Großteils der Bevölkerung getroffen weit über die Schmerzgrenze hinaus. Niemand bestreitet heute den hohen Stellenwert der Familie. Wer aber den Mutterkult und das, was gut war in Hitler-Deutschland lobt, der blendet die damit einhergehende Pervertierung aus. Wer so viel Ignoranz an den Tag legt, hat auf deutschen TV-Bildschirmen nichts zu suchen.
Pforzheimer Zeitung
Pforzheimer Zeitung
Es ist eine Sache, für ein klassisches Rollenverständnis zu werben wie es Eva Herman seit geraumer Zeit mit provokanten Thesen tut -, es lässt sich vielleicht auch trefflich über Für und Wider der Emanzipation streiten. Aber wie zumal eine Frau sich zur Äußerung versteigen kann, dass sich daran, wie speziell die Nationalsozialisten Frauen und Mütter unter dem Deckmäntelchen eines heilen Familienbildes als Gebärmaschinen für ihr menschenverachtendes Regime benutzten, auch nur ein gutes Haar finden lässt, ist selbst bei Unterstellung völliger Ignoranz und Geschichtsunkenntnis nicht nachzuvollziehen. Schlimm genug, dass jemand mit diesem Horizont lange genug das Gesicht der Tagesschau war. Kein Medium, das glaubwürdig sein will und sich seiner Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit bewusst ist, wird sich künftig mehr mit Eva Herman identifizieren lassen können.
Landeszeitung Lüneburg
Landeszeitung Lüneburg
Eva Hermans Rauswurf war die einzig richtige Antwort des NDR auf die Entgleisung der ehemaligen Tagesschau-Sprecherin. Deren, "Mutterfeldzug" war zuvor schon für viele unerträglich, wurde nun aber untragbar. Wer die Familienpolitik der Nationalsozialisten lobt, hat nicht nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts mehr zu suchen. Es bleibt zwar die Frage, ob Hermans Lob auf die Familienpolitik der Nationalsozialisten unbedacht oder Kalkül war. In jedem Fall aber lässt es sich weder rechtfertigen noch entschuldigen. Die Nazis verteilten an gebärfreudige Frauen "Mutterkreuze". Diese Orden wurden allerdings nur an reichsdeutsche Mütter verliehen, die einen, "Ariernachweis" vorlegen konnten. Wer eine derartig menschenverachtende Familienpolitik gut heißt, handelt entweder aus gefährlicher Naivität heraus oder verantwortungslos.
Nordkurier
Nordkurier, Brandenburg
"Man kann sich darüber aufregen, den Kopf schütteln oder die Dame einfach nur strohdoof finden. Aber, was sich Herman mit ihrem Schönreden der nationalsozialistischen Familienpolitik geleistet hat, ist wirklich unglaublich. Jemand, der meint, der Öffentlichkeit etwas mitteilen zu müssen, sollte wenigstens seinen Kopf einschalten. Und gerade von einer Moderatorin ist doch wohl zu erwarten, dass sie auch das ausdrücken kann, was sie meint. Deshalb kann selbst ein Hinweis auf die Aktion Laut gegen Nazis auf ihrer Internet-Seite keine Entschuldigung sein."