Der 9. Oktober 2007 ist ein denkwürdiger Tag in der deutschen TV-Geschichte. In der Talkshow von Johannes B. Kerner kommt es zum Eklat. Mit seinen Gästen Senta Berger, Margarethe Schreinemakers, Mario Barth und Eva Herman diskutiert der Moderator über das Thema "Geschlechterrollen". Die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin, die kurz zuvor über ihre kontroversen Aussagen zum nationalsozialistischen Familienbild in die Kritik geraten war, wiederholt ihre steilen Thesen. Bis Kerner handelt.
"Du hast dich beschwert über die gleichgeschaltete Presse. Das ist keine glückliche Wortwahl, weil auch dieses Wort kommt aus dem Dritten Reich", sagt der Moderator, der Herman duzt, zu Beginn des Gesprächs. Herman versucht sich zu wehren. Dieser Begriff sei auch in anderen Zusammenhängen benutzt worden. Als ein Historiker klarstellt, dass es eine nationalsozialistische Wortschöpfung ist, kommt es zu einem legendären Satz Hermans: "Es sind auch Autobahnen gebaut worden damals und wir fahren heute darauf."
Johannes B. Kerner lässt Eva Herman lange gewähren
Statt einzuschreiten, lässt Kerner weiter gewähren. Zum Erstaunen seiner Gäste. Erst Schreinemakers, dann Barth, dann Berger widersprechen Herman. "Es gibt so ein paar Sachen, die sind einfach problematisch, was heißt problematisch, die gehen nicht. Und Autobahn geht eben auch nicht. Autobahn geht halt nicht, finde ich", sagt Kerner. Doch statt zu erkennen, dass er mit Herman eine Unbelehrbare vor sich hat, bekommt sie noch einmal die Chance zu Erklärungsversuchen.
Lange Minuten redet Herman über ihr Frauen- und Familienbild, das nicht ins 21. Jahrhundert passen will. Bis es Senta Berger zu bunt wird. "Ich muss jetzt gehen", sagt sie. "Es tut mir leid, ich kann diese Diskussion nur ernsthaft führen, dann muss ich mich vorbereiten, muss Ihre Bücher kennen. Oder wir machen, was wir vorgesehen hatten. Ich gehe jetzt gerne", setzt die Schauspielerin den Moderator unter Druck. Kerner handelt. Endlich.
"Ich habe mich entschieden, dass ich mit meinen drei Gästen weiterrede und dich, Eva, verabschiede", sagt er unter dem Beifall des Publikums zu Herman. Die verlässt mit einem "Danke" die Bühne. Über diesen Rauswurf diskutiert Deutschland wochenlang. Der "Spiegel" resultiert damals, dass "mancher Zuschauer sich beim Mitleid mit Herman ertappen musste. Und das will wirklich was heißen."