ZDFneo hat sich zum Kreativlabor des öffentlich-rechtlichen Fernsehens entwickelt. Unermüdlich präsentiert der Spartensender neue Serien und Formate. Darunter der Noir-Krimi "Dunkelstadt", die Corona-Serien "Liebe. Jetzt!" und "Drinnen", die Erziehungs-Comedy "Andere Eltern", die Dramedy "Deadlines" oder zuletzt die Culture-Clash-Klamotte "Doppelhaushälfte".
Nun stehen drei neue Comedyserien in den Startlöchern, die über die drei Sommermonate ausgestrahlt werden. Das heißt, neu sind eigentlich nur zwei der drei Produktionen. Denn von "Fett und Fett" (ab Dienstag, 26. Juli) gab es bereits 2019 eine Staffel. Die Serie um den antriebslosen Lebenskünstler Jaksch (Jakob Schreier) bekommt eine verdiente Fortsetzung. Jaksch ist inzwischen Anfang 30 und hat zum ersten Mal in seinem Leben einen richtigen Job: Er ist Regieassistent am Theater in München, nebenbei schreibt er auch sein erstes eigenes Bühnenstück. Seinen bisherigen Lebenswandel - Ausgehen, Feiern, Frauen - führt er dennoch fort, was ihm so langsam über den Kopf wächst.
In den neuen Folgen ist alles da, was die Serie schon vor drei Jahren so besonders gemacht hat: Eine authentische und lebensnahe Erzählung aus dem Alltag eines Thirtysomethings. Die Dialoge sind teilweise improvisiert, wodurch sie eine hohe Wahrhaftigkeit bekommen. Vor allem werden die Folgen nicht mit Handlungsbögen überfrachtet. Meist passiert gar nichts Besonderes, man schaut dem Protagonisten und seinen Freunden einfach nur beim Leben zu. Klingt nach wenig, ist aber verdammt viel - weil es sich echt anfühlt.
Das lässt sich von "Vierwändeplus" (ab 16. August) nicht behaupten. Das Personal dieser Serie wirkt wie in der Redaktionsstube konstruiert, und auch die Geschichte ist alles andere als glaubwürdig: Im Mittelpunkt stehen drei befreundete Paare und ein Single, die einen lang gehegten Traum verwirklichen und gemeinsam in ein Haus ziehen. Sie sehen sich als Framilie: eine Mischung aus Freunde und Familie.
Doch schon am Tag des Einzugs gibt es schwerwiegende Probleme: Caro (Birte Hanusrichter) eröffnet ihrem Mann Martin (Alexander Prince Osei), dass sie ihn und die beiden gemeinsamen Kinder verlassen will. Doch Martin schlägt eine Frist von zwei Monaten heraus, die sie noch bleibt - und hofft sie umstimmen zu können. Der Humor ist bisweilen platt. Die erste Folge ist "Also doch Ficken!" betitelt. Das durchgehende Thema ist, dass ein Paar gerne schwanger werden möchte und ständig Geschlechtsverkehr praktiziert. Als zusätzlicher Gag findet das Ganze ohne Türen statt, die erst später geliefert werden. Insgesamt ist das alles viel zu klamaukig und vorhersehbar geraten.
Einen Monat später startet "Ruby" (13. September), die deutsche Adaption der BBC-Sitcom "Miranda". Obwohl mit der aus Jan Böhmermanns Shows bekannten Giulia Becker eine tolle Autorin gewonnen wurde, zündet der Humor nicht recht. Das Setting weist auf den ersten Blick Parallelen mit "Stromberg" auf. Die Protagonistin Ruby (Anna Böger) arbeitet bei einer Bank, wo es immer wieder Probleme mit den Kollegen gibt. Im Kern geht es aber um das Leben der schrulligen Singlefrau, die heimlich in ihren alten Freund David verliebt ist und von ihrer Mutter regelmäßig blamiert wird.
Was auf den ersten Blick eine gute Ausgangslage für eine Comedy ergeben könnte, will in der Umsetzung nichtn recht gelingen: Die Dialoge wirken gekünstelt, wie auswendig gelernt und aufgesagt. Was daran liegt, dass fast jede Szene, manchmal jeder Satz auf eine Pointe gebürstet ist. Die erweisen sich jedoch des Öfteren als Rohrkrepierer. Als Rubys Mutter die Bank aufsucht und den Verlobungsring ihrer Kollegin begutachtet, witzelt sie: "Meine Tochter trägt ja höchstens mal Zwiebelringe an den Fingern." Und um ihre Tochter zu überzeugen, sie bei ihrer Kandidatur als Ortsvorsteherin zu unterstützen, sagt sie: "Es heißt ja auch Wahlkampf, und nicht Wahl-Ringelpietz mit Anfassen." Das ist geschrieben schon nicht lustig und wird mitunter so bieder aufgesagt, als würde man einer Boulevardkomödie im Dorftheater beiwohnen. Am Ende der ersten Folge liegt Ruby auf dem Sofa neben David und murmelt: "Ich hatte eben noch eine riesige Pommes, Pommes, Pommes, Alexander Bommes", ehe sie einschläft. Spätestens da wird sich auch so mancher Zuschauer fragen, warum er noch wachbleiben sollte.
"Fett und Fett" ist ab dem 26. Juli an drei Dienstagen um 21.45 Uhr zu sehen.
"Vierwändeplus" startet am 16. August und wird ebenfalls dienstags ab 21.45 Uhr ausgestrahlt.
"Ruby" läuft dem 13. September an vier Dienstagen. Alle Serien werden in Doppelfolgen gezeigt.