Zwei Jahre lang blieb die Tanzfläche der Wiener Staatsoper leer. An diesem Donnerstag findet der legendäre Wiener Opernball wieder statt. Und die Gästeliste liest sich wie ein Stelldichein der "gehobenen Oberschicht". 5000 zahlungskräftige Besucher werden empfangen, darunter sollen auch der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen und der deutsche Finanzminister Christian Lindner sein.
Eintrittskarte für 350 Euro – wer sitzen möchte, muss noch mindestens 105 Euro drauflegen
Die Opernball ist das wohl größte Event seiner Art, und vermutlich auch das teuerste. Wer live sehen möchte, wie sich die 144 Paare beim Eröffnungstanz zu einer Polonaise von Frédéric Chopin wiegen oder wie Stargast Jane Fonda an der Seite von Ausrichter Richard "Mörtel" Lugner aussieht, muss sehr tief in die Fracktasche greifen. Schon die Ticketpreise schlagen ordentlich zu Buche: Die günstigste Eintrittskarte kostet schon stolze 350 Euro. Laut Veranstalter wird dafür aber schon einiges geboten: "Tanzen Sie im eleganten Ballsaal, flanieren Sie durch das Opernhaus, besuchen Sie die verschiedenen Bars und genießen Sie das vielfältige Musikprogramm – all dies ist im Preis der Eintrittskarte inbegriffen."
Allerdings wird betont, dass die Eintrittskarte anders als etwa bei einer normalen Opern-Vorstellung, keinen Sitzplatz beinhaltet. Wer sich zwischen den Tänzen im Dreivierteltakt gern einmal setzen möchte, wird erst richtig zur Kasse gebeten. Für den günstigsten Tischplatz, außerhalb des Ballsaales, im sechsten Stock der Staatsoper, werden weitere 105 Euro pro Person fällig.
Wer ungern "unter dem Dach" sitzt, kann sich einen normalen Tischplatz reservieren. Diese Kategorie kostet allerdings schon 210 Euro pro Person und ist ebenfalls außerhalb des Ballsaals angesiedelt.
Logenplätze zwischen 11.500 und 23.600 Euro
Auch wenn ein Preis von fast 600 für eine Eintrittskarte und einen Tischplatz bei einem Musikevent für "Nomalsterbliche" schon absurd hoch wirken mag, beim Wiener Opernball sind das die sprichwörtlichen "billigen Plätze". Eigentlich geht es ja um das Sehen und vor allem um das Gesehen werden. Und insbesondere für Zweiteres muss es dann eigentlich schon einen Platz innerhalb des Ballsaals sein. Und das lässt sich Ausrichter Lugner fürstlich bezahlen.
Wer einen Bühnenlogentisch im zweiten Rang für acht bis zehn Personen buchen möchte, muss dafür satte 11.500 Euro berappen. In diesem Preis inbegriffen sind aber weder die Eintrittskarten, die pro Person erworben werden müssen, noch die "Kulinarik" wie es heißt.
Aber es geht selbstverständlich noch ein bisschen exklusiver – und teurer. Eine Loge im extra für den Opernball umgebauten Bühnenbereich bietet Platz für maximal sechs Gäste und kostet 13.300 Euro. Dafür gibt es "einen exzellenten Blick auf die Eröffnung und auf die Tanzfläche", wie die Veranstalter schreiben. Zudem genießen Logengäste einen eigenen Speisen- und Getränkeservice – inklusive ist dieser Service jedoch ebenfalls nicht.
Die Königsklasse beim Opernball nennt sich "Rangloge". Die Veranstalter beschreiben diese Logen als "die allerschönste Art, den Opernball zu erleben." Hier ist Platz für maximal 12 Gäste. Und die dürfen kräftig zusammenlegen: 23.600 Euro kostet eine Reservierung in der teuersten Klasse. Ebenfalls ohne Essen und Getränke.
Kleines Bier für 13,50 Euro – auch die Getränkepreise des Wiener Opernballs sind astronomisch
Schon die Plätze sind also astronomisch teuer. Aber ein ganzer Abend voller Tanz und Musik will natürlich auch kulinarisch überstanden werden. Und verhungern muss man in der Staatsoper wahrlich nicht – wenn man das nötige Kleingeld hat. Von Austern über "klassisch österreichische Spezialitäten" bis hin zu "fruchtige und natürliche Eiskreationen" ist wohl für jeden etwas dabei. Bei einem Blick auf die Preise wird sich der ein oder andere aber vielleicht fragen, ob da vielleicht ein Komma verrutscht ist: Im "Falstaff Champagner-Salon" kostet eine Flasche Mineralwasser satte 23,50 Euro. Eine Leberkäs-Semmel wirkt mit ihren zehn Euro schon fast wie ein Schnäppchen.
Mörtel und die Frauen: Zwei Begleiterinnen und dann auch noch die Ex

Ein Glas Champagner kostet zwischen 25 und 49 Euro. Doch auch wer es etwas rustikaler mag, muss sich auf Preise gefasst machen, die es in sich haben: Wie die "Abendzeitung" berichtet, kostet in diesem Jahr ein kleines Bier (0,33 Liter) 13,50 Euro. Ebenso ein kleines Glas Wein (Achterl). Ein paar Sacherlwürstl schlagen demnach mit 15 Euro zu Buche. Und wer zu klassischer Musik lieber einen Teller Gulasch essen möchte, dem sollen 18 Euro in Rechnung gestellt werden. Eine Anfrage des stern zu den diesjährigen Preisen ließen die Veranstalter unbeantwortet.
Grund für gestiegene Preise soll Charity sein
Günstig war der Wiener Opernball noch nie. Doch im Vergleich zur letzten Ausgabe vor der Coronapandemie sind die Preise deutlich in die Höhe geschossen. Egal ob Bier, Wein oder die Eintrittskarten – teilweise ist ein Preisanstieg von fast 50 Prozent zu verbuchen. Die Veranstalter betonen, dass nicht nur gestiegene Produktionskosten oder die Inflation Grund hierfür seien. Viel mehr setzt man dieses Jahr auf Wohltätigkeit. So sollen die höheren Erlöse an die Organisation "Österreich hilft Österreich" gehen.
Wer nun verlockt sein sollte, mehrere Monatslöhne für eine Loge auszugeben, der muss leider enttäuscht werden. Der Logen des Wiener Opernballs sind restlos ausverkauft. Wer es etwas günstiger mag und den Ball trotzdem nicht verpassen möchte, der kann ihn im Fernsehen verfolgen. Ab 20.15 Uhr live beim ORF 2 und ab 21.10 Uhr bei 3sat.
Quellen: Wiener Opernball, Abendzeitung