Es ist der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres in Österreich: der Wiener Opernball. Nachdem die Veranstaltung zwei Jahre nacheinander aufgrund der Pandemie gestrichen werden musste, strömte wer Frack und Abendkleid besitzt am Donnerstagabend wieder in die Staatsoper. Rund 5000 Gäste wurden zu dem rauschenden Fest erwartet – darunter auch eine Hollywood-Ikone und jede Menge Demonstranten.
Zur 65. Ausgabe des Balls kamen illustre Gäste wie Unternehmer Richard "Mörtel" Lugner, der inzwischen fast zum Inventar des Events gehört, an seine Seite gesellte sich auch die US-Schauspielerin Jane Fonda. Die hatte sich eigentlich auf eine ganz andere Veranstaltung vorbereitet, einen Opern- und nicht einem Ballabend, wie sie dem ORF erzählte. Ihre Abendrobe habe sie daher noch spontan leihen müssen. "Ich bin Aschenputtel", scherzte sie. "Um Mitternacht ist dann alles weg: mein Kleid, mein Schmuck".
Getanzt hat Fonda übrigens nicht. Nicht einmal Walzer mit ihrem Begleiter, dem 90-jährigen Lugner. "Ich habe eine künstliche Schulter, zwei künstliche Hüften, zwei künstliche Knie. Ich bin alt und ich könnte auseinanderfallen", zitiert der Spiegel die US-Amerikanerin.
Wiener Opernball: eine Loge für 24.000 Euro
Auch der österreichische Schauspieler Felix Kammerer, Hauptdarsteller im Oscar-nominierten Weltkriegsdrama "Im Westen nichts Neues", sowie Ex-"Sex And The City"-Star Chris Noth waren zu Gast. Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger verfolgte die Eröffnung von der Loge des Bundespräsidenten aus. Und auch Deutschlands Finanzminister Christian Lindner war zu dem Event angereist. Er war der Einladung seines österreichischen Kollegen Magnus Brunner gefolgt. Lindner fand sich in der Runde weiterer Politiker wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kanzler Karl Nehammer wieder.
Der Wiener Opernball ist ein Fest für Menschen mit prallem Bankkonto. Knapp 24.000 kostet die teuerste Loge des Opernballs. Eine Dekadenz, die nicht allen schmeckt. Zwar werden in diesem Jahr ein Teil der Einnahmen an karitative Zwecke gespendet, von mehreren hunderttausend Euro war im Vorfeld die Rede, demonstriert wurde aber trotzdem. einerseits von der Kommunistischen Jugend Österreich, die unter dem Motto "Eat the Rich!" auflief. Einen anderen Auftrag verfolgte die österreichische Klimaaktivistin Lena Schilling. Sie nutzte den roten Teppich vor der Oper für ein politisches Statement. In Abendrobe und Frack gekleidet hielten sie und ein Begleiter ein Banner mit der Aufschrift "Ihr tanzt, wir brennen" in die Kameras.

Wien ist eine Ball-Hochburg. Die Wirtschaftskammer rechnete für die etwa 450 Bälle in dieser Saison mit einem neuen Rekord von 550.000 verkauften Tickets. Der Umsatz dürfte bei bis zu 170 Millionen Euro liegen.