Auf dem ersten Opernball nach Richard Lugners Tod werden die Schickeria-Karten neu gemischt. Mehr als 30 Jahre hatte der im Vorjahr verstorbene Societystar hochkarätige Ehrengäste auf Österreichs meistbeachteten Ball gebracht und sich damit in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Joan Collins, Sarah Ferguson, Pam Anderson, Kim Kardashian, Ornella Muti oder zuletzt Priscilla Presley gehörten zu den Highlights seiner Logen-Gesellschaft.
Auf dem Opernball werden die Karten neu gemischt
Mörtels Tochter und Erbin Jacqueline Lugner, 32, führt zwar gemeinsam mit Mutter Christina, 59, und ihrem Ehemann Leo, 38, einem glücklosen FPÖ-Politiker, die Tradition des verstorbenen Baulöwen fort, aber zu einem echten Stargast hat es nicht gereicht. Mehr Medienaufmerksamkeit als der Straßenkünstler Alec Monopoly, den man in die Loge gebeten hat, erhielt im Vorfeld die Nachricht, wer dort nicht willkommen ist: Richard Lugners Witwe Simone, die stattdessen für einen privaten Fernsehsender als Promi-Reporterin auf dem Ball unterwegs sein wird.

Indes hat sich Österreichs in jeder Hinsicht glitzerndste Familie daran gemacht, das Interesse auf ihre Loge zu lenken. Die Tiroler Kristalldynastie Swarovski ist seit 70 Jahren Kollaborationspartner des Balls und steuert die Tiaren für die Jungdamen des Eröffnungskomitees bei. In diesem Jahr dürfte es aber auch die am prominentesten besetzte Loge des ganzen Balls sein. Als Ehrengäste werden Leni Klum in Begleitung ihres Vaters Flavio Briatore, 74, erwartet, das "Victoria's Secret"-Model Candice Swanepoel sowie Serienstar Ed Westwick, bekannt aus der US-Serie "Gossip Girl". Das ist nun nicht ganz die Lugner-Liga, aber für die Klatschseiten-Aufmacher reicht es allemal.
Swarovski versammelt die Multimilliardäre
Außerdem zählt die jüngste Generation des Familienunternehmens selbst zur High Society. Victoria Swarovski, 31, ist mit Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz, 32, liiert, dessen Vermögen auf 36,2 Milliarden Euro geschätzt wird und der somit der reichste Österreicher ist. Victorias Schwester Paulina Swarovski, 26, ist frisch mit Philipp Reimann-Andersen liiert. Der 26-Jährige ist als Erbe eines Imperiums (Jacobs Kaffee, Senseo, Dr. Pepper) kolportierte 35 Milliarden Euro schwer und studiert in Wien. Klum-Papa Briatores 375 Millionen Euro wirken im Vergleich wie Pipifax.
Ein Blick auf den Logenplan legt nahe, dass wohl keine andere Loge der Ballnacht so viele Milliarden zusammenbringen dürfte wie diese. Auch wenn Multimilliardäre wie die Familie Piëch mit Gästen angekündigt sind und sich Neo-Millionär Sebastian Kurz ebenfalls gerne mit vermögenden Menschen umgibt und solche in seine Loge eingeladen hat. Außerdem muss der öffentlichkeitsscheue Reimann-Erbe erst einmal erscheinen.
Kritik an der Champagnerlaune
Für die Swarovskis ist der Ball auch eine ideale Werbeplattform und ein gutes Geschäft. Erst Ende des vergangenen Jahres konnte der Kristallkonzern mit dem Kosmetikgiganten Coty eine Partnerschaft abschließen – an der Philipp Reimann-Andersen praktischerweise Anteile hält. Was die Feierlaune stören könnte, sind die Angestellten der Firma Swarovski, die mit Unverständnis auf die Champagnerlaune der Inhaberfamilie blicken. Laut des österreichischen Wirtschaftsmagazins "Trend" wird in dem Unternehmen seit Jahren massiv Personal abgebaut, seit 2007 sollen bis zu 4000 Mitarbeiter am Hauptsitz Wattens ihre Jobs verloren haben. Das externe Management zahle sich Boni aus", wird aus einer Protestnote des Betriebsrats zitiert. Man reise "permanent in der Weltgeschichte herum, feiert am Opernball und lässt sich dort sogar mit der Stretchlimo vorfahren und nächtigt im Hotel Sacher".
Am Aschermittwoch in der kommenden Woche ist ein "Trauermarsch" vor dem Werk angekündigt. Die Ballsaison ist dann auch offiziell vorbei.