
Don Winslow: "Tage der Toten"
Droemer, 688 Seiten, Ü.: Chris Hirte, 17 Euro
Die Antriebsfeder von Don Winslow ist Wut. Oder Lust. Beides muss sich bei ihm nicht widersprechen, seine besten Romane sind daraus entstanden. "Tage der Toten" zum Beispiel, über den ewigen Krieg der USA gegen die Drogenkartelle. Ein blutiges Meisterwerk, brutal und böse. Es springt den Leser an wie ein Kampfhund. Für alle, die es schnell, aber nicht geistlos, die es hart, aber nicht herzlos mögen.

Friedrich Dürrenmatt: "Der Richter und sein Henker"
Diogenes, 192 Seiten, 10 Euro
Böses mit Bösem bekämpfen, klar, das kommt oft vor, in Krimis und in der realen Welt. Den vielleicht perfidesten Akt dieser Selbstjustiz hat Friedrich Dürrenmatt erzählt. Falls jemand Zweifel hegen sollte, dass Kriminalromane durchaus auch große Literatur darstellen können, so sollte er sich dieses Buch zu Gemüte führen.

Charlotte Link: "Ohne Schuld"
Charlotte Links Selbstzweifel sind so groß wie ihr Erfolg. Vor diesem Buch hatte sie besonders Angst. Es ist harter Stoff, ein Tabuthema: Eine Mutter ertränkt ihr schreiendes Kind in der Badewanne, sie fühlt sich von ihrem Leben überfordert. Der Vater will den Mord vertuschen, um seine Frau zu retten, und löst damit noch mehr Verbrechen aus – Charlotte Links Sorgen waren unbegründet, dies ist ihr bester Kriminalroman.

Patricia Highsmith: "Ripley’s Game"
Diogenes, 416 Seiten, Ü.: Matthias Jendis, 14 Euro
Wenn man ehrlich ist, sind wir vermutlich alle mehr oder weniger kriminell. Oder wären es zumindest, wenn wir uns der gerechten Strafe entziehen könnten. So wie Tom Ripley, eine der perfidesten Romanfiguren, die Verkörperung des Amoralischen. Patricia Highsmith aber hat ihn so erschaffen, dass Leser mit ihm mitfiebern und hoffen, er möge nicht erwischt werden. Im dritten Teil der Reihe überredet Ripley einen Mann, einen Mord zu begehen. Der Gemeinte hatte Ripley auf einer Feier gekränkt, er leidet an Krebs und wird sowieso bald sterben – ein idealer Täter mithin. Ripley ist hier bei seinen Verbrechen reifer, sanfter und, ja, auch sympathischer.

Richard Price: "Die Unantastbaren"
Fischer,432 Seiten, Ü.: Miriam Mandelkow, 11 Euro
Einen New Yorker Polizisten holen die Dämonen seiner Vergangenheit ein, als ein heimlicher Rächer nicht überführte Verbrecher tötet. Es geht in diesem Werk vom exzellenten Dialogschreiber Richard Price um die ganz großen Themen: Schuld- und Rachegefühle. Und die Unfähigkeit, zu vergessen und zu vergeben.

Dennis Lehane: "Mystic River"
Diogenes, 624 Seiten, Ü.: Sky Nonhoff, 14 Euro
Man kann Menschen nur bewundern, die glauben, die Welt sei gut. Nein, ist sie nicht. Man muss nur Dennis Lehane lesen. Er erzählt Geschichten, die wehtun, weil sie Leute zeigen, wie sie schlimmer nicht sein können. In seinem düstersten Roman ist keiner ohne Sünde, jeder ist sich selbst der Nächste: Am Beispiel dreier Männer, deren Jugendfreundschaft an einem Verbrechen zerbricht, zeigt er die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber dem Schicksal.

Jean-Claude Izzo: "Total Cheops"
Unionsverlag, 256 Seiten, Ü.: Katarina Grän und Ronald Voullié, 9 Euro
"Total Cheops" ist ein Song der Rap-Gruppe IAM und Slangausdruck für "knietief in der Scheiße stecken". Fabio Montale wird durch seine eigene Vergangenheit, zwei Gangsterfreunde von früher und seine Geliebte Lole tief in den Schlamassel gezogen. Kommissar Montale ist ein Desillusionierter, der trotz allem nicht aufhören kann, zu hoffen. Izzo erzählt von Montales Sinnsuche im ersten Teil der "Marseille-Trilogie" in einer unvergleichlich schönen, poetischen Sprache, er beschrieb sich selbst als "Marseiller durch und durch. Das heißt: halb Italiener, halb Spanier mit arabischem Blut und Oliven von beiden Seiten".

Harlan Coben: "Kein Sterbenswort"
Goldmann,352 Seiten, Ü.: Gunnar Kwisinski, 12 Euro
Ein Mann erhält die verschlüsselte Botschaft, seine Frau sei vor Jahren gar nicht ermordet worden. Er wird gewarnt, darüber mit niemandem zu reden, macht sich dennoch auf die Suche nach ihr und wird dabei selbst zum Gejagten. Ein famoser Krimi voller Überraschungen und Volten, die alles infrage stellen, wirklich alles.

Hideo Yokoyama: "64"
Atrium, 768 Seiten, Ü.: Sabine Roth und Nikolaus Stingl, 15 Euro
Die Spannung baut sich über 768 Seiten langsam auf, für einige vielleicht zu langsam. Wer Geduld mitbringt, wird belohnt mit einem Roman, der die Grenzen des Genres sprengt: Yokoyama inszeniert einen ungelösten Entführungsfall als eine Langzeitstudie in Sachen Menschenbeobachtung, die auch zu einem Porträt der japanischen Leistungsgesellschaft gerät.

Michael Connelly: "Schwarzes Echo"
Kampa,,512 Seiten, Ü.: Jörn Ingwersen, 16 Euro
Harry Bosch ist ein weiterer einsamer Cop, brillant in seinem Job. Von anderen unterscheidet ihn seine Skrupellosigkeit. Er bleibt seinem Motto treu: "Jeder zählt, oder niemand zählt." Das Buch ist der Beginn einer Reihe, und immer muss sich dieser Grenzgänger entscheiden: für Recht oder Rache.
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