Eric Kaufmann ist ein weltweit ausgebildeter Mann. In Hongkong geboren, in Kanada und Japan aufgewachsen und mit unterschiedlichen Religionen innerhalb der Familie großgeworden, hat er später in Kanada und London studiert. Auch seine universitäre Laufbahn führte ihn auf einige Kontinente. Nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – kam er mit den Forderungen und der starren Haltung seiner aktuellen Student:innen nicht mehr zurecht.
"Das Klima an britischen Universitäten hat sich verschlechtert, weil moralische Absolutisten, oft jüngere, intolerante Progressive, die Macht öffentlicher Angriffe und sozialer Medien nutzen, um die akademische Freiheit einzuschränken", zitiert die "Daily Mail" Kaufmann. Es sei ein Umfeld mit vielen Angriffszielen, in dem die "woke" Linke einem das Leben zur Hölle machen könne "und das weiß sie". Man habe Angst davor, im Unterricht etwas Falsches zu sagen, also drücke man sich vorsichtig aus und zensiere sich selbst.
Woke sein reicht nicht
Nach 20 Jahren an der Birkbeck-Universität im Zentrum Londons hat Eric Kaufmann gekündigt und sich eine neue akademische Heimat gesucht, die University of Buckingham, die älteste der fünf Privatuniversitäten Großbritanniens; sie liegt auf halber Strecke zwischen London und Birmingham. Dort installiert der 53-jährige Autor zahlreicher Bücher ab 2024 eine neue Fakultät, die sich kritisch damit auseinandersetzen soll, was ihn letztendlich von seinem alten Arbeitsplatz vertrieben hat: die aktuelle, seiner Meinung nach unreflektierte, Haltung der Jugend gegenüber der Gesellschaft.
Mit einem "Zentrum für heterodoxe Sozialwissenschaften" als "Leuchtturm für akademische freie Rede" wird Kaufmann dort ein Forschungszentrum errichten, das die widersprüchlichen Meinungen zu Schlagworten wie "Trans-Rechte" und "critical race theory" (in Großbritannien impliziert der Begriff race einen kritischen Umgang mit der Kolonialherrschaft) untersuchen wird. Kaufmann erhofft sich damit weltweite Aufmerksamkeit auf die aktuelle Kritik an der Sprache. Sein erstes Seminar mit dem Titel "Ursprünge, Entwicklungen und Auswirkungen einer elitären Weltanschauung" hält er im Januar. Ein Master-Kurs soll es ab September 2024 angeboten werden.
Kaufmann will auch keine umgeschriebenen Kinderbücher akzeptieren
Man dürfe die Haltung der Jugend nicht mit einer Lehrmeinung gleichsetzen, sagt Kaufmann, das sei ansonsten wie eine Orwellsche Bedrohung für die Aufklärung, was freie Rede, Gleichbehandlung, ordnungsgemäße Verfahren und objektive wissenschaftliche Wahrheit anbelangt. Kaufmann sieht mit der "Woke"-Ideologie die Grundrechte der Zivilisation bedroht. Alle Eltern sollten sich Gedanken darum machen, wie weit dieses Denken bereits in die Schulen und an die Universitäten vorgedrungen sei.
Kaufmann geht noch weiter. "Ich bin die Sorte Akademiker, die die Schriften von Roald Dahl nicht bereinigt, traditionelle Begriffe umbenannt und Statuen abgerissen haben möchte. Ich möchte Gespräche über Einwanderung, Obdachlose und die Gründe dafür nicht einfach abschalten. Aber wenn dass euer 2023 sein soll, dann seid ihr radioaktiv", klagt er.
Kaufmanns Ankunft an der Buckingham-Universität wird womöglich auch kontrovers diskutiert werden, aber der Vorstand habe schon im Vorhinein bewiesen, zu diversen Ansichten und Stimmen zu stehen, heißt es bei der "Daily Mail".