Eltern in den USA Zwölf Wochen nach der Geburt wieder zur Arbeit: "Ich war nicht bereit"

Junge Mutter arbeitet mit Baby
Junge Mütter müssen in den USA oft sehr bald nach der Geburt wieder in den Arbeitsalltag einsteigen (Symbolbild)
© damircudic / Getty Images
Mit der Unterstützung für berufstätige junge Eltern ist es in den USA nicht weit her. Eine Mutter hat auf LinkedIn erzählt, wie es sie überforderte, nur zwölf Wochen nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten zu müssen.

In Deutschland und vielen anderen Ländern sind Mutterschutz und Elternzeit etwas Selbstverständliches, in den USA jedoch ein absoluter Luxus. Dort gibt es kein gesetzlich verbrieftes Recht darauf, und längst nicht jedes Unternehmen gewährt jungen Eltern eine (bezahlte) Auszeit. Wie das an den Nerven von frischgebackenen Müttern zerrt, hat Rachael Larsen mit einem Post auf der Plattform LinkedIn gezeigt.

Larsen, die als Führungskraft bei einem Unternehmen im Bundesstaat Utah arbeitet, postete ein Selfie, das sie vor vier Jahren aufgenommen hatte. Es war der erste Tag, an dem sie nach der Geburt ihrer zweiten Tochter wieder zur Arbeit gehen musste. Zwischen Geburt und Foto lagen nur zwölf Wochen – eine längere Pause hatte ihr Arbeitgeber ihr nicht zugestanden. Larsen schaut verheult in die Kamera. "Ich war nicht bereit, meine Tochter war nicht bereit", erinnert sie sich. Dennoch gab es für sie keine andere Alternative, als wieder zu arbeiten: "Als Hauptverdienerin in unserer Familie musste ich es einfach runterschlucken, lächeln und zurück zur Arbeit gehen."

USA hinken bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinterher

Dabei befand sich Larsen, wie sie selbst schreibt, sogar noch in einer privilegierten Situation. Während ihrer Schwangerschaft konnte sie in Teilzeit arbeiten, der Job machte ihr Spaß, ihre Vorgesetzten zeigten Verständnis. Und dennoch habe sie sich nicht dafür bereit gefühlt, wieder an die Arbeit zu gehen – unter anderem, weil sie ihre Tochter jede Nacht fünfmal stillen musste. 

Immerhin gibt es auch in den USA Fortschritte bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Laut einer Studie der Society for Human Resource Management (SHRM) aus dem vergangenen Herbst bieten mittlerweile mehr als die Hälfte der Unternehmen bezahlten Mutterschutz in irgendeiner Form an. Eine Untersuchung der Kinderschutzorganisation Unicef aus dem Jahr 2019 ergab, dass von allen 41 Mitgliedern der OECD und der EU lediglich in den Vereinigten Staaten landesweit keine gesetzliche, bezahlte Elternzeit existiere.

Rachael Larson fordert: "Wir müssen mehr tun, um Eltern und Familien zu unterstützen." Sie selbst habe nach der Geburt ihrer Tochter vier Jahre gebraucht, um nun mit ihrem Post "Schwäche" zeigen zu können und sich für das Thema einzusetzen.

Quellen: LinkedInSHRM / Unicef

epp

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