Annette Frier (51) möchte Schluss machen mit der Sprachlosigkeit, wenn es um den weiblichen Körper geht. In ihrer neuen Serie "Frier & 50" (ab 10. November auf Joyn) widmet sich die Schauspielerin einem Thema, um das viele gerne noch immer einen Bogen machen - die Wechseljahre. Im Interview mit dem "Stern" erklärt sie, warum es höchste Zeit ist, darüber zu reden.
Die Menopause vergleicht Frier in dem Gespräch mit einer zweiten Pubertät - "und Pubertätsgeschichten sind die besten der Welt". Bei ihr ging die "zweite Pubertät" im Frühjahr 2020 los. "Ich bin mir dabei selbst amtlich auf die Nerven gegangen. Ich dachte: Wirklich, geht das jetzt alles noch mal von vorn los?" Sonst eine Frau der "Ausrufezeichen" hätte sie plötzlich alles infrage gestellt: "Will ich hier im Haus leben? Will ich diesen Beruf noch machen? Will ich mit dir schlafen? Zwischendurch habe ich gedacht, ich höre auf mit der Schauspielerei und werde Psychologin oder Politikerin, irgendwas Sinnvolles!", zählt Frier Beispiele für ihre Verunsicherung auf.
Dass sie bereits in der Perimenopause steckte, war ihr zu dem Zeitpunkt nicht klar. "Ich habe nur gemerkt: Hui, ich werde launischer. Und, nun ja, komplizierter?" Tatsächlich hatte Frier viele ihrer Muster lange nicht hinterfragt, gibt sie zu. Und erklärt: "Ich wollte, dass ich in allen Bereichen funktioniere. Heute interessiert mich diese Kontrolle tatsächlich weniger. Es geht mir mehr um Freiheit."
"Die meisten Frauen werden immer besser"
Damit hat die Schauspielerin auch in ihrer Ehe Erfahrungen gemacht. "Mein Mann und ich sind immer wieder auf Themen gestoßen, bei denen wir nicht weiterkamen. Nach über 20 gemeinsamen Jahren. Und das will ich nicht mehr. Ich spreche inzwischen Dinge aus, von denen ich dachte, dass ich sie nicht sagen kann. Das gibt dem anderen ebenfalls die Möglichkeit, noch ein bisschen ehrlicher zu sein." Ihr Mann hätte dadurch besser verstehen können, was sie empfunden hat, so Frier. "Das macht alles furchtbar viel Arbeit, gefällt mir aber wesentlich besser als Stagnation."
Auch bei anderen Frauen sieht sie die Entwicklungsphase durchaus positiv: "Die meisten Frauen in meiner Umgebung werden immer besser, finde ich. Sie finden ihre Stimme, ihre Wahrheit, werden einfach mehr. Es ist sinnvoll, sich diesem Mehr zuzuwenden." Es sei nicht mehr so wichtig, "nett" zu sein, so Frier.