Zwei Monate nach seiner Haftentlassung ist Boris Becker zurück im Rampenlicht. Am Wochenende zeigte sich der Ex-Tennisstar bei der Berlinale und feierte dort die Premiere seiner Doku "Boom! Boom! – The World vs. Boris Becker". Für den 90-minütigen Streifen ließ sich Becker im Jahr 2019 und kurz vor seiner Verurteilung im Frühjahr 2022 von dem Oscar-prämierten Regisseur Alex Gibney interviewen. Zu sehen sein wird der Film im April beim Streaming-Dienst Apple TV+. "Ich war schon früher ein riesiger Fan von ihm und ich finde, er ist ein ausgezeichneter Geschichtenerzähler", sagte Gibney während der Berlinale über Becker.
Eine Geschichte, die unter anderem in der Doku vorkommt, ist Beckers Beichte, während seiner aktiven Zeit als Tennisspieler zeitweise abhängig von Schlaftabletten gewesen zu sein. "1987 konnte ich mit dem Druck, ständig abliefern und siegen zu müssen, nicht mehr umgehen. Ich reiste von Turnier zu Turnier, litt ständig unter Jetlag, konnte nicht abschalten und irgendwann auch nicht mehr schlafen. Nach zwei langen Jahren war ich erschöpft", zitiert die "Bild"-Zeitung aus dem Film.
Boris Becker gesteht Tablettensucht: "Man ist wie benebelt"
Becker habe dann auf Anraten des damaligen deutschen Teamarztes Schlaftabletten genommen. Doch anders als erwartet, waren die nicht leicht verträglich, sondern "stark und machten süchtig". "Man wacht nicht nach fünf oder sechs Stunden erholt auf. Man ist wie benebelt. Irgendwann konnte ich ohne die Pillen nicht mehr schlafen. Ohne die Pillen war ich nachts wach. Ich unterhielt mich mit Leuten, ging aus, trank. Ich lebte nicht das Leben eines Profisportlers."
Eskaliert sei das Ganze während des Wimbledon-Finales im Jahr 1990, als er in fünf Sätzen gegen den Schweden Stefan Edberg verlor. Hinter Becker lag eine weitere anstrengende Nacht. "Morgens um fünf Uhr nahm ich meine letzte Tablette. Ich wachte um 11.30 Uhr völlig benebelt auf, das Spiel begann schon um 14 Uhr." Auf dem Platz konnte er sich nicht konzentrieren – und kassierte eine Niederlage. "Ich dachte nur: 'Du blöder Idiot. Du hättest ihn schlagen können'. Direkt nach dem Finale schmiss ich die Schlaftabletten aus dem Fenster."
Beckers Ex-Frau Barbara, die ebenfalls in der Doku zu Wort kommt, erinnert das Ende der Tablettensucht ein wenig anders. Die heute 56-Jährige lernte Boris Becker Ende 1991 kennen, also nach dem verlorenen Wimbledon-Finale gegen Stefan Edberg. Sie sagt in dem Film: "Für mich waren Drogen immer der Teufel. Ich habe auch nie verstanden, warum Boris die Pillen nahm. Ich wusste nur, dass er das eigentlich nicht wollte. Also spülte ich sie die Toilette hinunter."
Boris Becker aus der Haft entlassen: Die Höhe- und Tiefpunkte seines Lebens

Dass es zwischen den Schilderungen von Boris und Barbara Becker Differenzen gibt, ist für Regisseur Alex Gibney offenbar kein Problem. "Wir erinnern uns an Dinge nicht unbedingt, wie sie waren, sondern wie wir sie uns wünschen. Wenn Boris also seine Version der Sache mit den Schlaftabletten erzählt, warum sollte ich ihm dann widersprechen?", sagte er.
Quelle: "Bild"-Zeitung