Der Besuch von »Wetten, dass...?«-Moderator Thomas Gottschalk im Nikolaus-Gewand in einem Wiener Bordell sorgt in Österreich und Deutschland für Proteste. Der Auftritt als Nikolaus sei geschmacklos, weil es sich bei dieser Figur »um den beliebtesten Heiligen Europas« handele, kritisierte der Sprecher der Wiener Erzdiözese, Erich Leitenberger, am Donnerstag den PR-Gag. Gottschalk müsse seine Popularität vielmehr nützen, um auf den Menschenhandel mit und die Versklavung von Abertausenden junger Frauen aus Osteuropa hinzuweisen, die zur Prostitution gezwungen werden. Das ZDF wehrte sich gegen die Vorwürfe.
Der 52-jährige Publikumsliebling Gottschalk will sich am Freitagnachmittag in ein Wiener Freudenhaus begeben, um seine verlorene Stadtwette aus der letzten Ausgabe Anfang November in Düsseldorf einzulösen. Gottschalk hatte nicht glauben wollen, dass es den Düsseldorfern gelingt, auf ihrer Allstadtmeile »Kö« auf 640 Metern den längsten Tresen der Welt aufzubauen. Die genaue Uhrzeit von Gottschalks Bordellbesuch und der Ort gelten in Österreich als geheime Kommandosache, um die Dreharbeiten nicht zu stören. Denn in der »Wetten, dass...?« am Samstag (7. Dezember) in Wien sollen Ausschnitte gebracht werden. Dass es sich, wie ein ZDF-Sprecher in Mainz sagte, um »Ninas Club Bar« handele, wollte der Österreichische Rundfunk (ORF) nicht bestätigen.
»Heiliger Spaß«
Auch in Deutschland wurden kritische Stimmen gegen Gottschalks Aktion laut. »Gottschalk wäre als Nikolaus glaubwürdiger, wenn er sich gegen Prostitution und Frauenhandel einsetzte oder ein Kinder-, Alten- oder Obdachlosenheim besuchte«, teilte die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn auf Anfrage mit. »Dem Heiligen Nikolaus als wahrem Freund armer Menschen würde dies im Zweifel besser gefallen.«
Auch im ZDF ist die Aktion nicht unumstritten: »Prostitution hat sehr viel mit Elend und Leid zu tun und nur wenig mit Klamauk und Spaß«, sagte Ina-Maria Reize, Redaktionsleiterin von »Aktenzeichen XY... ungelöst«. In der Freitagsausgabe (6. Dezember) fahndet »XY« nach dem Mörder der Prostituierten Karen Knappe, deren Leiche in einem Müllsack aus dem Rhein gefischt wurde.
Offiziell wehrt sich der Sender jedoch gegen die Vorwürfe. »Es handelt sich bei «Wetten, dass...?» eindeutig um eine Unterhaltungssendung«, sagte ZDF-Sprecher Walter Kehr. »In unserem Programm werden Themen wie Prostitution an anderer Stelle behandelt. «Wetten, dass...?» ist nicht der Ort, um gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren. Beim Nikolaus handelt es sich außerdem nicht um ein Heligtum, sondern um einen weltlichen Brauch.« Am Samstag empfängt Gottschalk zur letzten »Wetten, dass...?«-Show in diesem Jahr unter anderem Hannelore Elsner, Anke Engelke, Rainhard Fendrich, Michael Schumacher, Niki Lauda, Shakira und Robbie Williams.